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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Schlaf zu fallen, tauchen in meinem Traum Graf d ’ Albrets dicke, fleischige Lippen auf, und ich reiße die Augen auf. Guillo. Das ist der Mann, an den d ’ Albret mich erinnert, und der Grund, warum er mich so aufregt.
    Ich fürchte, die Träume werden heute Nacht bleiben. Ob es die alten Träume von Guillo sein werden oder neue Albträume, die um d ’ Albret kreisen, kann ich nicht ermessen.
    Ich höre das Wispern eines Geräusches in der Nähe der Tür, und mein Herzschlag stockt, während mein Verstand flüstert: Duval. Aber meine Hand kriecht trotzdem zu meinem Stilett, nur für den Fall des Falles.
    »Ich dachte, dieses Stadium hätten wir hinter uns.« Duvals tiefe Stimme erklingt in der Dunkelheit des Raums.
    Ich hebe den Kopf vom Kissen, um zu sehen, wo er ist. »Vielleicht habt Ihr das, ich nicht.«
    »Seid nicht so dickköpfig.«
    Ich folge dem Geräusch seiner Stimme. Da. In dem schwachen Schein, den die Glut unter der Asche abgibt, kann ich sehen, wie er zu dem Sessel vorm Fenster geht. Ich entspanne mich ein wenig. So unwillkommen er ist – und er ist unwillkommen, versichere ich mir –, er wird noch unwillkommenere Träume verjagen. »Was macht Ihr hier?«
    »Ich erfülle meine nächtlichen Pflichten meiner jungen Mätresse gegenüber.«
    Seine Worte lassen etwas in mir flattern. Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber es beängstigt mich fast so sehr wie meine Träume. »Ich bin zu müde, um mich heute Nacht mit Euch anzulegen, mein Herr.«
    »Genau wie ich. Schlaft jetzt. Ich werde hier ein oder zwei Stunden sitzen, dann werde ich gehen.«
    Ich gähne. »So lange?«
    Er antwortet trocken: »Ich muss meinen Ruf wahren.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Ich gähne abermals, dann kneife ich mich, weil ich nicht einschlafen will. »Warum hat Euer Vater Eure Schwester Graf d ’ Albret versprochen? Mit ihrem Herzogtum als Mitgift hätte sie doch gewiss eine bessere Partie machen können? Sie hätte jemanden bekommen können, der nicht so abstoßend wäre.«
    Es folgt ein langer Moment des Schweigens, bevor Duval antwortet. »Es war der verzweifelte Versuch, ebendieses Herzogtum zu retten. Unser Herr Vater hatte zu wenige Soldaten, mit denen er gegen die Franzosen kämpfen konnte. D ’ Albret hat sich einverstanden erklärt, genug Soldaten bereitzustellen, aber zu einem Preis.«
    »Die Hand der Herzogin.«
    »Ja. Die Hand meiner Schwester.«
    Der schamlose Missbrauch in diesem Vorgehen macht mich sprachlos, denn auch wenn der bezahlte Preis beträchtlich höher war, unterscheidet sich das Arrangement nicht allzu sehr von dem Handel meines Vaters mit Guillo.
    »Vielleicht dachte mein Vater, dass er lange genug leben würde, um dafür zu sorgen, dass es niemals zu dieser Heirat kommen würde«, sagt Duval. »Ich möchte das gern glauben.« In seiner Stimme liegt ein schwacher, gequälter Unterton, und ich weiß, dass er den Missbrauch als genauso abscheulich empfindet, wie ich es tue.
    »Ich bin mir sicher, dass Ihr recht habt, gnädiger Herr«, sage ich, überrascht, dass ich das Bedürfnis verspüre, ihn zu trösten.
    »Ich habe geschworen, dass d’Albret, ganz gleich, wie sehr er brüllt oder mit welchem Grauen er droht, über meinen Leichnam steigen muss, um sie zu heiraten.«
    Ich kann nicht umhin, Duval in diesem Moment von Herzen zu bewundern, und ich ertappe mich bei dem Wunsch, dass sein Vater auch nur halb so viel für Anne empfunden hätte. Trotzdem fühle ich mich nicht ganz wohl unter diesem Anflug von Harmonie. Glücklicherweise ist er nicht von langer Dauer.
    »Das sind nun genug Fragen, Ismae, oder ich werde mir eine andere Möglichkeit ausdenken, Euch zum Schweigen zu bringen.«
    Bei seiner Drohung wandern meine Gedanken sofort zu seinem beunruhigenden Spiel in der vergangenen Nacht. Wegen der leichten Erheiterung in seiner Stimme habe ich den Verdacht, dass er ebenfalls daran denkt. Da ich diese Theorie nicht auf die Probe stellen will, kuschele ich mich unter meine Decken und schließe die Augen. Ich bin mir sicher, dass ich nicht einschlafen werde, solange er im Raum ist, aber je eher ich ihm vorgaukle zu schlafen, umso eher wird er fortgehen.
    Ich bin in Guillos Kellerloch eingesperrt; mein Gesicht wird auf den Boden gepresst, und der scharfe Geruch von Schmutz ist in meiner Nase. Etwas Schweres drückt sich auf mich und zwingt mich tiefer in den Schmutz hinein. Ich recke den Hals und schaue auf. Guillo ist vor mir und fummelt mit lüsterner Miene an seinem Hosenlatz. Das

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