Grave Mercy Die Novizin des Todes
Gewicht auf mir wird schwerer, und mir werden die Arme hinter den Rücken gerissen, bis sie fast brechen. Ich sehe mich mühsam um, versuche durch mein Haar zu spähen, und finde die ausdruckslosen schwarzen Augen von Graf d ’ Albret. Seine langen achtlosen Finger fummeln an meinen Röcken, während Guillo mir aus der Dunkelheit winkt. Ich wehre mich, bäume mich auf gegen d ’ Albret, und ich versuche, ihn abzuschütteln, aber er packt meine Arme fester und zwingt mich wieder auf den Boden. »Nein!«, rufe ich. Meine Hand kratzt im Schmutz, bis sie sich um den Griff eines dort versteckten Dolchs schließt. Ich umfasse ihn fest, dann rolle ich mich aus d ’ Albrets Umklammerung und ramme ihm das Messer in die Kehle.
Er stößt einen bösen Fluch aus, und ich spüre die Wärme seines Blutes, das mir über den Arm rinnt. Jetzt frei von seinem Griff blinzele ich und streiche mir das Haar aus den Augen.
Nur um Duval, der mich anstarrt, auf meinem Bett sitzen zu sehen. Er hat die Hand auf seinen Kragen gedrückt, und Blut quillt zwischen seinen Fingern hindurch. Der Dolch ist noch immer in meiner Hand.
»Bei Gott«, sagt er. »Ich habe nur versucht, Euch zu wecken. Ihr habt im Schlaf geschrien.«
»Das habe ich nicht«, widerspreche ich, dann blicke ich von seinem Hals zu meinem Messer.
»Als ich versucht habe, Euch zu wecken, habt Ihr mich mit dem Messer angegriffen.« Er klingt ernsthaft böse, und ich kann ihm keinen Vorwurf daraus machen.
»Merde.« Ich bin jetzt hellwach und voller Reue. Ich werfe mein Messer aufs Bett und krieche unter den Decken hervor. Während Duval versucht zu verhindern, dass das Blut aufs Bett tropft, eile ich zur Waschschüssel und tauche die Leintücher in kaltes Wasser. »Lasst mich sehen, wie schlimm es ist«, sage ich, als ich zum Bett zurückkehre.
»Nichts Ernstes, denke ich.« Er hebt das Kinn, damit ich besser sehen kann. »Aber Ihr habt eines meiner Lieblingshemden ruiniert.«
Ich tupfe sanft das Blut von seinem Hals und seinem Schlüsselbein. »Dann solltet Ihr Euch vielleicht nicht an Leute heranschleichen, wenn sie schlafen.«
»Ihr habt gewimmert und geweint. Wäre es Euch lieber gewesen, ich hätte Euch den Armen Eures Traums überlassen?«
Hitze kriecht mir ins Gesicht bei der Erinnerung an meinem Albtraum. »Nein«, gestehe ich. »Vielleicht nicht.« Ich habe den größten Teil des Blutes weggewischt und kann einen fünf Zentimeter langen Kratzer auf seinem Schlüsselbein sehen. »Ich muss wieder anfangen zu üben«, murmele ich. »Ich habe mein Ziel verfehlt.«
Duval stößt ein bellendes Lachen aus. »Nur weil ich sehr gute Reflexe habe und Ihr geschlafen habt.« Er wird für einen Moment still, und mir wird die Intimität unserer Positionen bewusst. Wir sitzen auf dem Bett, und unsere Knie berühren sich. Meine Hand liegt an seiner Kehle, und ich kann das stetige Schlagen seines Herzens unter meinen Fingern spüren. Er mustert mich mit seinen dunklen Augen.
In den Bemühen, mein plötzliches Unbehagen zu verdrängen, nehme ich das Handtuch von seinem Hals und beginne es zu falten. Mein Handgelenk pocht noch immer, wo es auf seinem Herzen gelegen hat.
»Wollt Ihr mir von Eurem Traum erzählen?« Seine Stimme ist leise und warm und könnte einem Stein Geheimnisse entlocken.
»Es war nichts. Ich habe es bereits vergessen.«
»Lügnerin.« Seine Stimme ist so sanft, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich sie gehört habe. Trotzdem halte ich den Blick auf das Leintuch gerichtet, während ich nach einer sauberen Stelle suche, die nicht von Blut verschmiert ist.
Es folgt ein langer Moment unbeholfenen Schweigens, dann ergreift Duval das Wort. »Ich kann mich jetzt allein um die Wunde kümmern, denke ich.« Seine Finger streifen meine, als er mir das Handtuch abnimmt. Er steht auf und lässt mich allein im Bett, und sein warmer Körper wehrt nicht länger meine Albträume ab.
Ich fühle mich elend, obwohl ich mir nicht sicher bin, warum, und schlinge die Arme um meinen Oberkörper. »Es tut mir leid, gnädiger Herr. Ich wollte Euch nichts antun.« Die Wahrheit meiner Worte überrascht mich, weil ich eigentlich gedacht hatte, ich hätte mich danach gesehnt, ihn loszuwerden.
Sein Lächeln blitzt auf, schnell und überraschend in der Dunkelheit. »Wenn man sich mit Meuchelmörderinnen einlässt, muss man damit rechnen, ein- oder zweimal auf die Schneide eines Messer zu treffen. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.«
Er verlässt den Raum, und ich lege mich aufs
Weitere Kostenlose Bücher