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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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er, als habe er mir soeben alle Sterne des Himmels zu Füßen gelegt.
    Duval sieht den älteren Mann fest an, und er verströmt Abneigung wie eine Brandungswelle Sprühnebel. Es ist ein Wunder, dass der Graf es nicht spüren kann.
    D ’ Albret zwinkert mir zu. »Also, sucht mich ruhig auf, wenn Ihr Euch langweilt.« Und mit diesen Worten schlendert er davon.
    Sobald er außer Hörweite ist, fasse ich meine Entrüstung in Worte. »Ich kann nicht glauben, dass Euer Vater diesem Mann die Hand Eurer Schwester versprochen hat. Er ist so alt«, füge ich hinzu, » und abscheulich !«
    Duval beschränkt sich darauf, mir einen lakonischen Blick zuzuwerfen.
    »Mag er die Herzogin selbst, oder ist es lediglich das Herzogtum, auf das er es abgesehen hat?«
    Duvals Mund zuckt angewidert. »Das Herzogtum ist das erste und wichtigste Ziel, aber ich bin mir sicher, dass es keine Härte für ihn darstellen wird, mit einem jungen Mädchen von Annes Schönheit und Charme vermählt zu sein.« Etwas Dunkles und Gefährliches überschattet Duvals Gesicht, aber bevor ich weitere Fragen stellen kann, spricht er von Neuem. »Jetzt kommt mit. Ich möchte Euch noch mit einer weiteren Person bekanntmachen.«

Neunzehn
    DIE WÄRME VON DUVALS Hand dringt mir durch die Seide meines Ärmels bis ins Mark. Ich fühle mich ernsthaft versucht, seine Hand abzuschütteln, aber ich brauche seine schützende Wärme, um die klebrige Kühle zu vertreiben, die d ’ Albret hinterlassen hat.
    Duval führt mich eine breite steinerne Treppe hinauf, dann durch einen Flur und schließlich durch einen weiteren. Zum ersten Mal bekomme ich ein Gefühl dafür, wie groß die Residenz der Herzogin in Guérande ist. Nachdem er mich um viele Biegungen geleitet hat, bleibt er vor einer dicken Eichentür stehen und klopft. Als niemand antwortet, tritt er ein.
    Der Raum ist ein üppiger Empfangsraum mit mehreren kunstvoll geschnitzten Stühlen, dicken samtigen Wandteppichen und einem Feuer in einem Kamin. »Warum habt Ihr mich hierhergebracht?« Die Frage kommt schärfer heraus, als ich beabsichtigt hatte.
    Duval lässt meinen Arm los und geht im Raum umher. Er schaut hinter die Wandteppiche am Fenster, dann geht er zu einer kleinen Tür in der gegenüberliegenden Ecke und überzeugt sich davon, dass sie verschlossen ist. »Weil ich möchte, dass Ihr unsere Herzogin von Angesicht zu Angesicht kennenlernt und seht, wem genau Ihr dient.« In ebendiesem Moment wird die Haupttür geöffnet, und die Herzogin selbst kommt herein. Sie ist sehr jung, aber ihre Haltung zeugt von großem Stolz und nicht unbeträchtlicher Arroganz. Ihre Stirn ist hoch und edel; ihre Wangen haben noch immer die leichte Fülle ihrer Jugend. Der scharfe Blick ihrer braunen Augen zeugt von Intelligenz. Es wäre ein Fehler, sie zu unterschätzen, doch wegen ihrer Jugend bin ich mir sicher, dass viele es tun.
    Ihr folgt eine ältere Edelfrau, von der ich nur vermuten kann, dass es ihre Gouvernante ist, Madame Dinan. Sie war früher einmal auffallend schön, und ihre Züge offenbaren noch immer einen Abglanz dieser Schönheit, auch wenn ihr Haar weiß geworden ist. Es ist schwer zu glauben, dass sie vom gleichen Blute wie Graf d ’ Albret ist.
    Duval macht eine tiefe Verbeugung, und ich verneige mich mit einem Knicks. »Euer Hoheit; Madame Dinan«, sagt er.
    »Ihr dürft Euch erheben.« Die Stimme der jungen Herzogin ist klar wie eine Glocke. Sie wendet sich zu der anderen Frau um. »Und Ihr dürft uns verlassen.«
    Madame Dinan sieht zu Duval hinüber. »Euer Hoheit, ich denke, ich sollte bleiben. Es ist nicht passend, dass Ihr allein seid, ohne Anstandsdame.«
    »Ihr würdet mich davon abhalten, mit meinem eigenen Bruder zu sprechen?«, fragt die Herzogin scharf.
    »Ich würde Euch von nichts abhalten, Euer Hoheit, ich schlage nur vor, dass Ihr eine Anstandsdame habt, wie es passend wäre.«
    Die Herzogin sieht Duval an, der kaum merklich den Kopf schüttelt. »Wir haben eine Anstandsdame«, erklärt sie und deutet auf mich. »Ihr dürft gehen.«
    Der Befehl in ihrem Tonfall ist unüberhörbar, und Madame Dinan hebt leicht den Kopf. Ihre Nasenflügel beben. »Sehr wohl, Euer Hoheit. Ich werde draußen warten.« Ihre Unzufriedenheit mit diesem Arrangement ist mit Händen zu greifen, aber ich kann nicht erkennen, ob es daran liegt, dass es ihr missfällt, außen vor zu bleiben, oder ob sie sich wirklich Sorgen macht, die Herzogin mit ihrem eigenen Bruder allein zu lassen.
    Im Raum ist es still, bis sie

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