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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Herr. Das wird kein Problem sein.«
    »Ja, aber ich habe dem Mann ein Treffen unter vier Augen versprochen, und ich möchte mein Wort halten.«
    »Aber was ist mit dem Versprechen, dass Ihr der Äbtissin gegeben habt?« Ich beginne die Birne mit schnellen, sauberen Schnitten zu zerlegen.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich Euch nicht darüber informieren werde, was geschieht, nur dass ich ihm eine private Audienz versprochen habe. Außerdem gibt es immer noch viel, das Ihr vor mir verborgen – Himmelherrgott!«
    Ich schaue erschrocken auf. »Was?«
    Er deutet mit dem Kopf auf meinen Teller. »Ihr sollt die Birne essen, nicht sie zerfleischen.«
    Ich blicke hinunter und sehe, dass ich meine Birne beinahe zu Mus verarbeitet habe. Ich lege das Messer vorsichtig beiseite und greife nach dem Brot.
    »Wenn es Aktivität ist, nach der Ihr Euch sehnt, einer meiner Stallburschen kann Euch begleiten, wenn Ihr Lust habt auszureiten. Oder Ihr könnt Euch mit« – er wedelt mit der Hand und sucht nach irgendeiner Aktivität, die er für passend erachtet – »Nadelarbeit beschäftigen.«
    Ich starre ihn kalt an. »Ich gebe nichts aufNadelarbeit.« Ich halte inne. »Es sei denn, der zu bearbeitende Stoff ist ein Schädel.«
    Er zieht erheitert die Mundwinkel hoch, und ich halte den Atem an und frage mich, ob er wieder lachen wird. Ich ignoriere den schwachen Hauch von Enttäuschung, als er es nicht tut. »Dann beschäftigt Euch mit der Lektüre einiger der Geschichtsbücher in meinem Arbeitszimmer. Ich nehme an, das Kloster hat Euch gelehrt, wie Ihr Euch einen Vormittag lang unterhalten könnt. Bringt Eure hervorragende Ausbildung zur Anwendung.« Und mit diesen Worten entfernt er sich vom Tisch und lässt mich wutschnaubend mit meinem Frühstück zurück.
    Bleib, befiehlt er mir. Als sei ich ein Jagdhund, der auf Befehl folgt. Als sei er und nicht ich Herr über meine Taten. Ich bin mir todsicher, dass die Äbtissin über jedwedes dringende, geheime Treffen informiert werden will. Außerdem, beweist nicht schon sein Wunsch, dieses Treffen geheim zu halten, dass er irgendeinen Verrat plant? Wenn es vorüber ist, ist er der Einzige, der mir sagen kann, was sich ereignet hat.
    Ein frischer Schwall der Entschlossenheit strömt durch meine Adern, und ich stehe auf und mache mich eilends auf die Suche nach meinem Umhang.
    Ich gehe zu Fuß. Wenn ich ein Reittier gesattelt hätte, hätte ich kostbare Zeit verschwendet und riskiert, dass man mir Fragen stellt. Ich weiß nicht, wie loyal Duvals Dienstboten sind oder wie weit sie gehen würden, um seine Wünsche durchzusetzen.
    Die Morgenluft ist frisch und sauber; Guérandes Kaufleute beginnen gerade erst, ihre Läden zu öffnen. Emsige Mägde und Hausfrauen kaufen bereits Vorräte für den Tag ein. Niemand beachtet mich. Als ich den Palast erreiche, ist es ganz einfach, Zutritt zu finden, da Höflinge, Edelleute und Bittsteller kommen und gehen, wie es ihnen gefällt. Ich habe außerdem den Verdacht, dass der Wachmann mich vom vergangenen Abend wiedererkennt, obwohl ich mir nicht sicher sein kann. Mein größtes Hindernis besteht darin herauszufinden, wo Duvals mysteriöses Treffen stattfindet.
    Ich bleibe für einen Moment in der Haupthalle stehen und versuche, mir die Lage der verschiedenen Räume zu vergegenwärtigen. Während ich mich orientiere, fällt mir wieder ein, dass Duval eigene Räume hier hat. Dort wird er gewiss sein Treffen abhalten. Ich frage einen Wachposten nach dem Weg, dann eile ich die Treppe hinauf, auf die er deutet. Der Palast ist größer als das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, und viel verwirrender. Ungezählte Türen säumen die endlosen Flure und Korridore. Am Ende gebe ich es auf und besteche einen der vielen Pagen, mir den Weg zu Duvals Räumen zu zeigen. Ich gebe ihm eine Münze – eine zweite, als er Stillschweigen verspricht –, dann betrachte ich die Tür vor mir.
    Es gibt kein Vorzimmer. Die Tür ist für jeden sichtbar, der vorbeigeht, was bedeutet, dass ich nicht einfach dastehen und das Ohr daranlegen kann. Es gibt eine andere Tür rechts von Duvals, daher trete ich heran und sende meine Sinne aus, um festzustellen, ob sich jemand dahinter befindet.
    Der Raum fühlt sich leer an, also schlüpfe ich hinein und eile zu der gemeinsamen Wand zwischen den beiden Räumen. Ich presse das Ohr dagegen, aber der Stein ist dick und die Männer sprechen mit leisen, vorsichtigen Stimmen. Also mache ich mich an die Erkundung des Zimmers. Es ist gefüllt mit

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