Grave Mercy Die Novizin des Todes
Wohlergehens erfüllt. Ich stelle diese Flasche auf den Boden und greife wieder in das Köfferchen. Da ist das dunkle Bernstein der Wehklage des Ketzers , eines schnell wirkenden Giftes für jene, die den Wunsch haben, den qualvollen Schmerz einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen zu meiden. Eine kurze, eckige Flasche aus dickem Glas enthält die Geißel des Rostfraßes , ein Gift, das Mortains härtestes Urteil in sich trägt: Es frisst das Opfer von innen auf, und es heißt, es sei so schmerzhaft wie die Umarmung des Märtyrers . Ich erkenne das Blutrot der Dunklen Träne , die bewirkt, dass die Lungen des Opfers sich mit Flüssigkeit füllen, bis es ertrinkt, und das schlammige Grün des Fluchs der heiligen Brigantia , so genannt, weil Brigantia die Göttin der Weisheit ist und dieses Gift seine Opfer nicht tötet, sondern stattdessen alles Wissen aus ihrem Gehirn frisst und sie zu plappernden Narren macht ohne Erinnerung daran, wer sie sind.
Ganz unten im Koffer liegen drei sorgfältig eingewickelte cremefarbene Kerzen, zweifellos beduftet mit Nachtschatten. Neben diesen Kerzen findet sich eine kleine Schatulle voller weißer Perlen, von denen jede Einzelne genug Gift enthält, um einen ausgewachsenen Mann zu fällen. Als Letztes entdecke ich einen kleinen irdenen Krug, auf dessen Boden eine honigfarbene Paste gestrichen ist: Der Köder der heiligen Arduinna , ein Gift, das benutzt wird, um es auf Oberflächen zu reiben, sodass es durch die Haut aufgenommen werden kann.
Ich bin jetzt so gut ausgerüstet wie das Kloster selbst. Überaus erleichtert packe ich alles wieder in das Köfferchen zurück und verschließe es. Die dünne Goldkette lege ich mir um den Hals und stecke den Schlüssel in mein Mieder, wo man ihn nicht sehen kann.
Wenn ich mich beeile, kann ich der Äbtissin noch einen Brief schreiben und Vanth auf die Reise schicken, bevor ich mich für den Abend ankleiden muss.
Verehrte ehrwürdige Mutter,
es ist genauso, wie Ihr und Kanzler Crunard gesagt habt: Hier am Hof geschieht viel, und nur sehr wenig davon ist gut. Irgendjemand hat über den Kopf der Herzogin hinweg eine Versammlung der Staatsmänner einberufen. Die Herzogin hat keine andere Wahl, als sich unter den wachsamen Augen des französischen Botschafters ihren Fürsten zu stellen. Was immer sie entscheiden, wird sofort dem französischen Regenten berichtet.
Überdies weigert sich der englische König, Hilfe zu schicken. Das einzig Positive ist, dass Duval von einem Herrn angesprochen wurde, der seine Identität verborgen hält, aber behauptet, unserer Herzogin eine Lösung anbieten zu können. Ich werde mehr darüber berichten, sobald dieses Treffen stattgefunden hat.
Noch ein weiterer Zwischenfall ist bemerkenswert. Duval und ich wurden bei unserer Ankunft in der Stadt angegriffen. Die Klingen der Männer waren mit Gift bestrichen, es war also kein bloßer Raubüberfall. (Und ich bin bekümmert zu berichten, dass Nocturne diesem Hinterhalt zum Opfer gefallen ist.)
Ich halte für einen Moment inne und streiche mir mit dem weichen Ende der Schreibfeder übers Kinn, während ich darüber nachdenke, ob ich der Äbtissin von Duvals nächtlichen Besuchen erzählen soll, damit sie sieht, dass ich meine Pflichten erfülle. Ich befürchte, wenn ich es tue, wird sie zurückschreiben und weitere Einzelheiten erfahren wollen, daher teile ich ihr nichts davon mit.
Ich habe unsere Herzogin kennengelernt und kann deutlich die Hände der Heiligen auf ihr ruhen sehen. Wahrhaftig, sie haben eine gute Wahl getroffen, denn sie ist weiser und stärker, als es ihrem Alter gemäß wäre. Ehrlichkeit zwingt mich, Euch mitzuteilen, dass sie Duval vollkommen zu vertrauen scheint und seinem Rat mehr Gewicht beimisst als dem aller anderen.
Ich erwarte voller Eifer Eure nächsten Befehle und bete, dass Schwester Vereda eine Möglichkeit sehen wird, wie ich meinem Gott und meiner Herzogin zu Diensten sein kann.
Mit ergebenen Grüßen
Ismae
Der nächste Brief ist viel einfacher zu schreiben. Ich weiß, dass Annith einen Weg finden wird, den an die Äbtissin adressierten Brief zu lesen, daher verschwende ich keine Zeit damit zu wiederholen, was ich bereits geschrieben habe.
Liebe Annith,
ich wünschte, jemand hätte daran gedacht, mir zu erzählen, dass Duval eines der unehelichen Kinder des Herzogs ist! Du könntest Schwester Eonette gegenüber erwähnen, dass sie die Namen der unehelichen Nachkommen nennen soll, wenn sie von ihnen spricht. Es würde
Weitere Kostenlose Bücher