Grave Mercy Die Novizin des Todes
von Nemours hatte im Wahnsinnigen Krieg an der Seite von Herzog François gekämpft und war dort gefallen. Der junge Edelmann vor uns war einer der vielen Männer, die um die Hand der Herzogin angehalten hatten.
»Ich komme, um die Wiedereröffnung der Verhandlungen um die Hand Eurer Schwester anzubieten«, sagt Nemours.
»Aber ich dachte, Ihr wärt bereits verheiratet.«
Nemours Gesicht wird ernst. »Ich war es. Meine Frau und mein kleiner Sohn sind an der Pest gestorben, die Ende des Sommers durch Nemours gegangen ist.«
»Es tut mir leid, das zu hören«, erwidert Duval.
Nemours Grinsen ist einigermaßen gezwungen. »Was der Grund ist, warum ich auf der Suche nach einer neuen Frau zu Euch komme. Als die Nachricht von den Umständen Eurer Schwester mich erreicht hat, habe ich gedacht, dass ich Euch ansprechen sollte.«
»Was habt Ihr gehört?«, erkundigt Duval sich argwöhnisch.
Nemours stößt ein freudloses Lachen aus. »Dass der französische Regent die Hälfte Eurer Barone bestochen hat, damit sie sich der französischen Sache anschließen, und dass der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs zu sehr in seine eigenen Kriege verstrickt ist, um ihr zu Hilfe zu kommen. Und dass die eigenen Barone der Herzogin zu beschäftigt damit sind, um ihre Krone zu kämpfen, als dass sie um ihretwillen kämpften.«
»Dann habt Ihr richtig gehört, fürchte ich.«
»Also biete ich Euch einen Ausweg an. Ich unterbreite meinen Antrag zu den gleichen Bedingungen wie die ursprüngliche Verlöbnisvereinbarung, damit Ihr seht, dass ich nicht versuche, Eure Situation auszunutzen.«
Duval ist plötzlich vorsichtig. »Warum? Was gewinnt Ihr dadurch, dass Ihr so ritterlich seid?«
»Ist Ritterlichkeit sich selbst kein Lohn?«
»Nicht nach meiner Erfahrung, nein.«
Nemours zuckt die Achseln, dann lächelt er. Es erinnert mich an das verrückte Grinsen der Bestie. »Abgesehen von der großen Zuneigung, die ich Eurer gnädigen Schwester entgegenbringe, ist es nicht Lohn genug, die Franzosen in ihrem eigenen Spiel zu schlagen? Mein Vater ist von ihrer Hand gestorben.«
»Wie viele Soldaten könnt Ihr uns leihen, um das Verlöbnis zu unterstützen? Denn der französische Regent wird schnell handeln, sobald er davon erfährt.«
»Dreitausend«, sagt er, »was, wie ich weiß, weniger ist, als d ’ Albrets beträchtliche Kontingente, aber zumindest kann ich dafür garantieren, dass sie der Herzogin treu ergeben sein werden.«
»Und das ist viel wert, denke ich.«
»Da ist noch mehr«, fügt Nemours hinzu. »Meine Cousine, die Königin von Navarra, wird fünfzehnhundert Landsknechte schicken, die unsere Sache unterstützen.«
Duvals Augenbrauen schießen überrascht in die Höhe. »Nicht dass wir sie nicht willkommen heißen würden, aber warum sollte sie sich um unseretwillen so ins Zeug legen?«
Ein grimmiger Unterton schleicht sich in Nemours Stimme. »Vergesst nicht, dass sie mit einem d ’ Albret verheiratet ist. Sie weiß nur allzu gut, was es bedeutet, in diese Familie einzuheiraten.«
Die beiden Männer tauschen einen düsteren Blick des Verstehens. »Also schön«, erklärt Duval, »ich werde der Herzogin Euren Antrag zu Gehör bringen.« Und obwohl er versucht, es zu verbergen, ist die Erleichterung in seiner Stimme unüberhörbar.
Es dauert eine Weile, bis ich das Gefühl erkenne, das in mir aufkeimt. Es ist nicht Angst oder auch nur vage Befürchtung, sondern Glück. Mir ist beinahe schwindelig vor Erleichterung darüber, dass wir vielleicht eine Lösung für die schlimme Situation unserer Herzogin gefunden haben. Und obwohl dies nicht die Aufgabe ist, für die ich ausgebildet wurde, genieße ich es trotzdem. Ich sage mir, dass mein Glück nichts damit zu tun hat, dass ich dem Ziel, Duvals Namen von jedem Verdacht reinzuwaschen, viel näher gekommen bin.
Während unseres Ritts zurück nach Guérande benutzt Duval nicht die Abkürzung, die ich ihm gezeigt habe, sondern führt uns stattdessen durch St. Lyphard selbst. Wenn dies eine Prüfung ist, ist sie leicht genug zu bestehen. Ich habe es im Gefühl, dass niemand mich erkennen wird.
Das Dorf hat sich überhaupt nicht verändert, seit ich es vor fast vier Jahren verlassen habe. Wir kommen an der Schmiede vorbei und an dem kleinen Marktplatz, auf dem wir unsere dürftigen Feste veranstaltet haben, am Haus des Webers, an der Hütte der Kräuterhexe und an der des Gerbers. Im Handumdrehen haben wir den Dorfrand erreicht. Eine einsame Hütte steht dort, und Rauch
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