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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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nebeneinander, als versuchten sie, uns vor neugierigen Blicken zu beschützen. Es ist keine große Überwindung für mich, entsetzt über die Störung zu wirken, vor allem als die berittenen Männer ihr Bestes tun, an unseren beiden Begleitern vorbeizuspähen. Lüsterne Neugier ist an die Stelle ihres Argwohns getreten, und nachdem sie das Tempo gedrosselt haben, um zu gaffen, reiten sie schnell weiter.
    Als sie davongaloppieren, weicht etwas von der Anspannung aus meinem Körper, und ich erlaube mir, gegen den Baumstamm in meinem Rücken zu sinken. Als ich die Augen öffne, starrt Duval zu mir empor. »Wir müssen wirklich an Euren Verführungskünsten arbeiten«, bemerkt er.
    Ohne nachzudenken, beuge ich mich vor und gebe ihm einen Klaps auf den Arm. Er lacht, und widerstrebend lächele ich. Ich bin schlecht in diesem Spiel, aber nur bei ihm. Ich konnte durchaus mit Martel flirten und sogar mit Francois. Nur bei Duval verlassen mich meine Kunstfertigkeiten.
    Duval streicht mir eine Haarlocke aus dem Gesicht, die über meine Wange gefallen ist. Ich erwarte, Heiterkeit oder einen Scherz in seinen Augen zu sehen, als versuche er, mich zu lehren, wie man dieses Spiel spielt. Aber da ist kein Anflug von Amüsement – ich sehe nur seine grauen Augen, die dunkel und ernst sind.
    Genau in dem Moment höre ich den Ruf einer Wachtel, das Signal, das die Bestie geben sollte, sobald die Reiter außer Sicht sind. Als würde mich irgendjemand hochzerren, springe ich auf und lasse dabei Duvals Kopf beinahe auf den Boden prallen. Er sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Vielleicht stimmt das ja.
    Ich klopfe mir Gras und Zweige von den Röcken, während Duval aufsteht. De Lornay und die Bestie gesellen sich zu uns. »Habt ihr sie erkannt?«, fragt Duval. Die Bestie schüttelt den Kopf. »Aber jetzt, da sie weitergeritten sind, erzählt Ihr uns endlich, wo wir uns mit Eurem rätselhaften Burschen treffen werden?«
    Duval schaut die Straße hinunter, als wolle er sich davon überzeugen, dass sie außer Hörweite sind. »In der Kirche von St. Lyphard.«
    Bei seinen Worten weicht alles Blut aus meinem Gesicht. Da ich nicht will, dass die anderen es sehen, drehe ich mich um und führe mein Pferd zu einem Baumstumpf, damit ich aufsteigen kann. Aber Duval, verdammt seien seine Augen, entgeht nichts. Als ich auf meinem Pferd sitze, drängt er sein eigenes Reittier näher an mich heran. »Geht es Euch gut?«, fragt er.
    »Bestens, gnädiger Herr.«
    »Warum seid Ihr dann kreidebleich?«
    Ich bringe ein schiefes Lächeln zustande. »Es ist nur so, dass ich in St. Lyphard geboren wurde und seit Jahren nicht mehr dort war. Es ist kein glücklicher Ort für mich.«
    »Ihr meint, Ihr seid nicht vollendet geformt den Schweißtropfen aufMortains Stirn entsprungen?«
    Ich lächele. »Nicht vollendet geformt, nein.«
    Er sieht mich besorgt an; jetzt neckt er mich nicht mehr. »Denkt Ihr, man wird Euch erkennen?«
    »Nein, es ist viele Jahre her, und ich habe mich sehr verändert. Außerdem würden sie nie auf die Idee kommen, die Tochter eines Rübenbauern in solchem Feststaat zu vermuten oder inmitten dieser erhabenen Gesellschaft. Die Leute sehen, was sie sehen wollen.« Wenn ich es nur oft genug wiederhole, wird es vielleicht wahr.
    Sein Blick hält den meinen noch einen Moment lang fest. Seine Augen sind voller Verständnis, und ich möchte ihm diese Freundlichkeit am liebsten aus dem Gesicht schlagen. Begreift er nicht, dass er meine Abwehr zermürbt, so gewiss wie Salz seine Rüstung zersetzt? Ich wende abrupt den Blick ab. »Wenn Ihr nicht gesehen werden wollt, ich kenne eine Abkürzung zur Kirche«, sage ich, begierig, seinem scharfen Blick zu entkommen. Als er schließlich nickt, gebe ich meiner Stute die Sporen und fliege davon.

Vierundzwanzig
    ALS WIR UNS DER Kirche nähern, erhasche ich durch dichtes Gebüsch hindurch den Reflex von Sonnenlicht auf Stahl. Ich verlangsame mein Pferd, sodass ich bis zu Duval zurückfalle. Dann recke ich das Kinn vor und schaue zu ihm auf, als flirtete ich. »Zwischen den Bäumen sind bewaffnete Männer«, berichte ich ihm mit leiser Stimme.
    Genau in diesem Moment ruft eine Wachtel, und Duval lässt ein kurzes Grinsen aufblitzen. »Das sind meine Leute«, erwidert er. »Ich habe sie beim ersten Licht hierherreiten lassen, um den Ort zu beobachten, für den Fall, dass eine Falle gestellt würde.«
    Ich sage nichts, aber ich gestehe mir ein, dass ich beeindruckt bin.
    Die Kirche in St.

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