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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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nicht …«
    »Dann komm bei mir vorbei!«, unterbrach Amity ihn. »Aber nicht heute Abend. Ich habe Bonnie Jean schon gesagt, dass sie mich vielleicht im Auto mitnehmen muss. Nun fahr schon!«
    Byron trat an die Theke, zog Amity an sich und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »Schlecht gezielt.« Amity klopfte sich auf die Lippen.
    Er beugte sich vor und küsste sie. »Besser?«
    Sie neigte den Kopf und warf ihm jenen Blick zu, der an den meisten Abenden bedeutet hätte, dass sie es nach dem Abschließen nicht bis in ihre Wohnung schaffen würden. »Näher dran, eindeutig besser.«
    »Nächstes Mal, Miss Blue.« Er nahm seinen Helm.
    Als sie antwortete, war er schon an der Tür. »Hoffentlich, Byron.«

8. Kapitel
    Rebekkah stand am Gepäckband. Um diese Uhrzeit war der Flughafen fast leer. Die Läden waren geschlossen und die Abfertigungsschalter unbesetzt. Obwohl sie mehrere Tassen von dem scheußlichen Zeug getrunken hatte, das die Fluglinie als Kaffee ausschenkte, fühlte sie sich nicht sonderlich frisch. Aber sie hielt sich aufrecht, war wach und bewegte sich. In diesem Zusammenhang war das in etwa das Positivste, was sie sich erhoffen konnte.
    Cherub, der unglücklich in seinem Katzenkorb hockte, maunzte kläglich.
    »Nur noch ein kleines Weilchen«, versprach Rebekkah. »Ich lasse dich heraus, sobald …« Sie verstummte, als sie sich vorstellte, nach Hause zu kommen und alles leer vorzufinden. An diesem Abend würde sie mit keiner rosenduftenden Umarmung empfangen werden, dank der alles weniger trostlos gewesen wäre. Aber Maylene war tot. Die Tränen, die Rebekkah während der letzten Stunden zurückgehalten hatte, rannen ihr über die Wangen, während sie das Gepäckband im Auge behielt. Maylene ist tot, dachte sie. Ich habe kein Zuhause mehr. In den wenigen kurzen Jahren, die Rebekkah bei Maylene gelebt hatte, und während der darauffolgenden neun Jahre, in denen sie ihre Großmutter besucht hatte, war Claysville für sie zur Heimat geworden. Aber ohne Maylene gab es keinen Grund zur Rückkehr mehr.
    Rebekkah lehnte sich an die verblasste grüne Wand und starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen, während die anderen Passagiere ihr Gepäck nahmen und gingen. Schließlich war ihre Tasche die einzige, die noch im Kreis herumfuhr. Das Gepäckband hielt an.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    Rebekkah blickte auf und sah einen Mann in einer Flughafenuniform vor sich. Sie blinzelte.
    »Ist das Ihre Tasche?« Er wies darauf.
    »Ja.« Sie richtete sich auf. »Danke. Mir geht es gut.«
    Er starrte sie an, und ihr wurde klar, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war. Hastig wischte sie sich über die Wangen.
    »Kann ich etwas für Sie …«
    »Danke, aber mir geht es gut. Wirklich.« Sie lächelte, um die Schärfe ihrer Worte zu mildern, und trat an das Gepäckband, um ihre Tasche herunterzunehmen.
    Er wirkte nicht überzeugt, ging aber davon.
    Rebekkah zog den Griff ihrer Tasche aus, hob Cherub hoch und ging zum Autoverleih. Einen Schritt nach dem anderen, nahm sie sich vor. Wenige Minuten später hatte sie die Schlüssel in der Hand. Sie wandte sich vom Schalter ab und hätte Cherub beinahe fallen gelassen.
    Vor ihr stand ein Mann in Jeans, Stiefeln und einer ziemlich abgetragenen Lederjacke. Sein Haar war ein wenig länger als sonst und streifte seinen Kragen, doch die vertrauten grünen Augen, die sie scheu musterten, hatten sich nicht verändert.
    »Byron?«
    Die Versuchung, sich in seine Arme zu stürzen wie früher, war überwältigend, doch er blieb auf Abstand.
    »Es ist eine Weile her«, begann er und hielt inne. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schenkte ihr ein angespanntes Lächeln, bevor er weitersprach. »Ich weiß, dass wir nicht im Guten auseinandergegangen sind, aber ich wollte mich vergewissern, dass du sicher angekommen bist.«
    Sie starrte ihn an. Ihr Byron, hier. Die letzten Jahre hatten ihn härter gemacht. Schatten lagen auf den eckig wirkenden Wangen, und seine Augen blickten besorgt. Aber seine Gesten hatten sich nicht verändert – und auch sein Misstrauen nicht.
    Das habe ich verdient, dachte sie.
    »Ich wusste nicht, dass du zurück bist«, sagte sie ein wenig einfältig. Ihre Hand krampfte sich um Cherubs Tragekorb. Genau dieses verlegene Schweigen hatte sie befürchtet, wenn sie an ein Wiedersehen mit ihm gedacht hatte.
    Nach einer Weile streckte er die Hand nach ihrer Tasche aus. »Gib mir das!«
    Als er danach griff, riss sie rasch die Hand weg, um ihn nicht zu

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