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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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erzählen musste, daran, was er ihr sagen wollte, und überlegte, dass sie in dieser Nacht noch nichts davon zu erfahren brauchte. Sie saßen in der Dunkelheit, lauschten den Insekten und Fröschen und gingen so behutsam miteinander um wie immer, wenn sie versuchten, nicht offen miteinander zu reden. Schon der einfache Umstand, sie neben sich zu wissen, machte ihm klar, dass er sich etwas vorgemacht hatte. Er hatte sich nicht verändert.
    Fast drei Jahre waren mittlerweile vergangen, seit sie ihn gebeten hatte, nicht mehr anzurufen. Er hatte es mit mehreren anderen Beziehungen versucht und sich dann gesagt, dass er einfach nicht dazu geschaffen war, sich zu verlieben. Er hatte so getan, als könne er davonlaufen vor dem Bedürfnis, mit Rebekkah zusammen zu sein – genau wie vor dem Drang, nach Claysville zurückzukehren. Der Unterschied bestand natürlich darin, dass die Stadt nicht vor ihm davongelaufen war, als er nachgegeben hatte und nach Claysville gekommen war. Wäre Rebekkah nicht in Trauer, würde sie morgen früh flüchten, dachte Byron. Und das konnte durchaus noch passieren.
    In dieser Nacht allerdings hatte sie ihre Schutzbarrieren heruntergelassen. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Das Adrenalin und der Kummer, die sie aufrecht gehalten hatten, schienen ihr gleichzeitig auszugehen. Sie sackte zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hat – ihre Schultern fielen nach vorn, eine Hand sank schlaff in den Schoß. Das schwache Licht der Verandalampe verbarg ihre Blässe, und der nachlässige Knoten, zu dem sie ihr Haar geschlungen hatte, verriet nicht, wie lang sie es inzwischen trug. Alles in allem sah sie nicht viel anders aus als vor drei Jahren, als sie ihn verlassen hatte. Sie wirkte so fit, dass sie wahrscheinlich immer noch regelmäßig joggte oder schwamm. Oder beides. Rebekkah hatte Stress immer durch Sport verdrängt und Gefühle durch Flucht. Unter anderem.
    »Byron?«, murmelte sie schläfrig.
    »Ich bin hier.« Er setzte nicht hinzu, dass er immer da sein würde, wenn sie nicht so verdammt launisch wäre, oder dass er sie noch nie abgewiesen hatte, wenn sie ihn bei sich haben wollte. Das war Rebekkahs besondere Begabung: ihn anzuziehen und dann wegzustoßen, wenn ihr klar wurde, dass sie sich seine Nähe aufrichtig wünschte. Er seufzte, denn er kam sich schlecht vor, solche Gedanken zu hegen, während sie so aufgewühlt war. Aber er wusste ganz genau, dass sie wieder davonlaufen würde, sobald sie sich nicht mehr verloren fühlte.
    »Bek?«
    »Ach, wäre das doch nur ein böser Traum, Byron«, flüsterte sie. »Warum sterben alle und lassen mich allein?«
    »Es tut mir leid«, sagte er. Obwohl er schon sein ganzes Leben lang von trauernden Menschen umgeben war, hatte er noch keine bessere Antwort darauf gefunden. Es gab keine Antwort. Menschen starben, und das tat weh. Keine Worte konnten diesen Schmerz wirklich lindern. Byron legte Rebekkah einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich, während ihr Tränen über die Wangen rannen.
    Sie machte sich nicht los, doch sie wandte den Kopf ab und betrachtete den Himmel, an dem es langsam hell wurde.
    Einige Minuten lang saßen sie da und sahen zu, wie die Nacht zu Ende ging. Sie hatte die Füße unter den Körper gezogen und hielt mit einer Hand die Kette der Schaukel fest, als wäre sie ein kleines Kind, das sich vor dem Hinunterfallen fürchtet. Die Wolldecke hatte sie fest um sich geschlungen, was zu dem Eindruck von Verletzlichkeit noch beitrug.
    Und er fühlte sich wie ein Esel, weil er sich wünschte, ihr alles zu sagen, was sie immer unausgesprochen zu lassen versuchte. Bei Rebekkah gab es nie einen guten Zeitpunkt zum Reden – das war das Problem. Sie ließ ihre Barrieren nur hinunter, wenn sie verletzt war, und wenn sie nicht verletzt war, rannte sie – entweder im wortwörtlichen Sinn oder indem sie Emotionen mit Sex betäubte. Früher hatte er geglaubt, irgendwann werde Sex nicht nur ein Vorwand dafür sein, vor echter Intimität davonzulaufen, aber diesen Gedanken hatte sie ihm bei ihrer letzten Begegnung ausgetrieben.
    »Im Bett wirst du besser schlafen als hier draußen auf der Schaukel«, sagte er und hielt seine Gefühle sorgsam im Zaum. »Komm schon!«
    Einen Moment lang fürchtete er schon, sie werde sich weigern. »Ich weiß«, sagte sie stattdessen.
    Als sie aufstand, legte er ihr die Wolldecke um die Schultern. »Bleibst du?«, flüsterte sie.
    Er runzelte die Stirn. »Nicht … bei

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