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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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seine übliche Barkeeperkluft gekleidet: schwarze Jeans und ein Oberhemd, das er wie ein Jackett über einem eng anliegenden T-Shirt trug. Wegen dieses speziellen Looks hatte Amity ihn Frischfleisch für ältere Damen genannt, als sie einmal tanzen gegangen waren und eine Gruppe von Frauen in fortgeschrittenem Alter ihn den ganzen Abend über angestarrt hatte, als wäre er ein besonders ausgefallener Leckerbissen. Troy war zu gutmütig, um sich etwas daraus zu machen, zumal Amity mehrere Jahre jünger war als er. »Kaum alt genug, um eine Bar zu betreten, und viel zu jung, um dort zu arbeiten«, hatte Troy gesagt.
    »Hey!«, rief Rebekkah.
    Er blickte auf, sah sie aber nicht an. In dem schwachen Licht, das in den umschatteten Eingang fiel, konnte sie seine Miene nicht deuten. Er rührte sich nicht.
    »Troy!« Sie stand immer noch auf der anderen Straßenseite, aber nicht so weit entfernt, dass er sie nicht erkennen konnte. »Ich bin’s. Rebekkah.«
    Troy bewegte sich immer noch nicht und gab auch keine Antwort.
    Ihre Nervosität, die sich bei seinem Anblick beruhigt hatte, regte sich wieder. »Troy?«
    Da stand er auf. Seine Bewegungen waren so ungelenk, dass er zu taumeln schien, als er einen Schritt nach vorn tat. Er hob den Kopf und starrte sie unverwandt an.
    »Geht es dir gut?« Eine Armlänge von ihm entfernt blieb sie stehen. »Amity macht sich Sorgen um dich.«
    Troy hob eine Hand und schien sie nach ihr ausstrecken zu wollen, doch dann stand er einfach nur mit erhobener Hand da. Er betrachtete erst seine Hand und dann sein Gegenüber. Plötzlich runzelte er die Stirn und zog eine finstere Miene.
    »Du machst mir ein bisschen Angst«, sagte Rebekkah.
    Sie wollte ihn am Handgelenk berühren, aber er schlug ihren Arm mit seiner bereits erhobenen Hand beiseite. Ehe Rebekkah reagieren konnte, drehte er sich um die eigene Achse und tat einen Satz nach vorn. Mit der anderen Hand packte er sie an der Schulter.
    »Was zur Hölle soll das, Troy?« Rebekkah legte ihm die flache Hand auf die Brust und schob ihn zurück.
    »Provozier mich nicht!« Trotzdem wich Rebekkah zurück – sie war keine Kämpferin. Sie hatte zwar einige Selbstverteidigungskurse absolviert, aber sie wusste auch, dass er eineinhalbmal so viel wog wie sie – und er wirkte, als stünde er unter Drogen.
    Sie griff nach dem Pfefferspray in ihrer Tasche. Ohne den Adrenalinstoß, der wer weiß woher gekommen war, hätte sie ihn wahrscheinlich gar nicht wegstoßen können, und Adrenalin war in einem Kampf keine zuverlässige Waffe. Wieder trat sie zurück. »Was immer du eingeworfen hast, es scheint dir nicht zu bekommen.«
    Schweigend starrte er sie an.
    »Such dir Hilfe!« Sie hielt das Pfefferspray umklammert, hob es aber nicht.
    »Re…bek…kah.« Er sprach ihren Namen aus, als sei das Reden eine Kraftanstrengung für ihn, und stieß das Wort in abgehackten Silben hervor.
    Sie schluckte nervös. »Ja …«
    »Mach, dass es weggeht.« Erneut sprang er auf sie zu. Dieses Mal senkte sich sein Mund über ihre Schulter.
    Unter seinem Körpergewicht gaben ihre Knie nach, und sie taumelte nach hinten. Instinktiv drückte sie ihm mit der anderen Hand gegen den Hals und schob ihn von sich weg. Sie spürte, wie unter ihrer Hand etwas nachgab, und dann war Troy plötzlich fort, ehe sie noch etwas unternehmen konnte.
    Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Troy war innerhalb eines Sekundenbruchteils verschwunden. Für jemanden, der sichtlich unsicher auf den Beinen gestanden hatte, erschien ein so schneller Abgang ziemlich unwahrscheinlich.
    Rebekkah blickte die Straße hinauf und hinunter. Keine Spur von ihm oder einem anderen Passanten. Er hätte sich natürlich in dunkle Hauseingänge oder in eine Nebenstraße zurückziehen können, aber als sie ihm gegen den Hals gedrückt hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, dass er sich auflöste.
    Was vollkommen unmöglich war.
    Sie erschauerte, woran ebenso die Kälte wie ihre Angst schuld waren, und setzte ihren Heimweg fort. Sie hatte das Gefühl, dass jede Stunde, die seit Maylenes Tod vergangen war, neue Fragen aufwarf. Darauf wollte ihr im Moment keine Antwort einfallen, nur dass es auf keinen Fall ratsam war, allein auf der Straße stehen zu bleiben. Vor allem, falls Troy zurückkam.
    Mit einem leisen Seufzer der Erleichterung schloss sie die Haustür auf. Der Versuchung, Amity – und Byron – anzurufen, widerstand sie dank dem Umstand, dass sie ganz einfach keine Lust hatte, wach zu bleiben

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