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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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und auf eigene Art treffen.
    »Sagen Sie mir, dass alles bald in Ordnung kommt!«, bat er schließlich.
    »Das kann ich nicht.« Sie wandte sich um und trat an den Tisch. »Meistens reicht meine Vorausschau nicht sehr weit, vor allem wenn es um die Angelegenheiten der Toten geht. Ich kann nicht voraussehen, wann es zu Ende ist – nur dass wir noch nicht annähernd so weit sind.«
    »Und Byron?«
    »Er brauchte heute Abend jemanden zum Reden.« Neben dem Tisch blieb Penelope stehen. »Keinen Stadtrat, sondern einen Menschen, der seinen Vater kannte. Das sollten Sie übernehmen.«
    »Können Sie mir nicht sagen, wo sich das Monster aufhält?«, fragte er. »Wieso sehen Sie voraus, dass ich den Tee umkippe, aber nicht … Sie bringen mich dazu, alles infrage zu stellen, Pen, und das gefällt mir nicht.«
    »Ich weiß.« Penelope setzte sich. »Mir gefällt es auch nicht immer, aber ich bin nur diejenige, die ich nach dem Willen der Göttin sein darf. Wenn ich alles wüsste« – sie lächelte ihm zu –, »dann wäre ich kein Mensch … und auch nicht hier.«
    »Passen Sie auf sich auf!«
    Sie nickte, und der Priester stand auf und ging.

26. Kapitel
    Spät am Abend saß Byron am Küchentisch bei seinen Eltern und versuchte das Geschehen des vergangenen Tags zu begreifen. Er hörte ein leises Klopfen an der Tür, stand auf und öffnete.
    »Pater Ness.« Er trat beiseite, um den Geistlichen einzulassen.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut.« Byron zog einen Stuhl vom Tisch weg und wies darauf.
    Pater Ness setzte sich. »Und William?«
    Die Frage wurde in sanftem Ton gestellt, aber Byron wusste keine Antwort darauf. Soll ich ihm sagen, dass er im Land der Toten geblieben ist?, überlegte er. Dass ich ihn umgebracht habe? Byron setzte sich wieder.
    »Ich bleibe noch eine Weile hier. Dad musste weg … er …« Byron fehlten die Worte.
    »Er ist tot.« Pater Ness tätschelte ihm die Hand.
    Byron starrte den Geistlichen an. »Sie wissen es.«
    »Einigen von uns ist das Wissen auferlegt. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es einfacher wird, aber vielleicht hilft es, wenn wir – die anderen Geistlichen und ich – eine Gedenkfeier ausrichten. William war ein guter Mensch.« Pater Ness’ Augen zeigten jenen Ausdruck, den Byron schon bei unzähligen Beerdigungen gesehen hatte. Doch erst zum zweiten Mal galt er ihm. Das erste Mal, beim Tod seiner Mutter, hatte er sich sowohl auf Byron als auf William gerichtet. Es war einfacher, gemeinsam zu trauern als allein.
    »Ja, er war ein guter Mensch.« Byron ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. Drinnen stand ein Sechserpack Bier. Er nahm zwei Flaschen, öffnete sie am Rand der Arbeitsplatte und stellte eine Flasche vor Pater Ness auf den Tisch.
    Der hob sie und sprach einen Segen aus. »Auf William, möge Gott ihn beschützen und bewahren.«
    »Auf Dad.« Byron stieß mit Pater Ness an.
    Sie tranken schweigend, und der Priester ließ Byron in Ruhe seinen Erinnerungen nachhängen. Als Byron die leere Flasche beiseiteschob, stellte auch Pater Ness sein noch fast volles Bier weg.
    »Ein Gottesdienst wäre großartig. Aber noch nicht so bald.« Byron hatte über alles nachgedacht, was er bisher erfahren hatte. Er konnte weder trauern noch sich verstecken oder über seinen Verlust nachdenken.
    Und Bek auch nicht, fiel ihm ein.
    »Niemand wird sich nach William erkundigen«, bemerkte Pater Ness. »Die Unfähigkeit, den Vertrag in welcher Weise auch immer zu hinterfragen, beruht ganz klar auf dem Umstand, hier geboren zu sein. Die Menschen nehmen jede Anomalie, die dem Vertrag entspringt, als gegeben hin. Sobald Sie etwas zur Ruhe gekommen sind, werden Sie mithilfe des Stadtrats die Einzelheiten besser verstehen lernen.«
    »Vertrag?«
    Pater Ness schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Als sich die Begründer der Stadt in Claysville niederließen, schlossen sie eine Übereinkunft mit einer Wesenheit, die sie irrtümlich für einen Teufel hielten. Als ich herzog – da hatte ich gerade das Seminar abgeschlossen und war bereit, es mit allen Übeln der Welt aufzunehmen –, erklärte mir der damalige Bürgermeister Whittaker langatmig die Einzelheiten. Ich zweifle nicht daran, dass Nicholas den Spuren seines Vaters folgen und es Ihnen auseinandersetzen wird. Die Quintessenz lautet, dass wir in Claysville vor vielen Problemen sicher sind, dass aber Kinder, die hier geboren werden, die Stadt nicht verlassen können. Und manchmal weigern sich die Toten, tot zu bleiben.«
    »Sie haben

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