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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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der Lauf ihrer Pistole drückte ihm ins Kreuz. »Brauchen Sie Ausrüstung, Undertaker?«
    »Keine Ahnung. Was meinen Sie?«
    »Allerdings, es sei denn, Sie sind schlauer als die meisten Ihrer Kollegen, wenn sie hier anfangen.« Während sie sprach, trat sie um ihn herum, bis sie vor ihm stand. Sie legte die flache Hand auf die Vitrine. »Die meisten Waffen, die wir hier führen, sind nichts Besonderes im Vergleich zu denen in Ihrer Welt. Neuankömmlinge nörgeln immer daran herum.«
    »Aber wozu braucht man hier Waffen?«
    »Hier, Süßer, muss man sich auch wehren können.« Sie drückte seinen Oberarm. »Schwächlich sind Sie jedenfalls nicht. Das ist schon mal ein Vorteil.«
    »Ich habe eine Zeit lang geboxt«, gestand er.
    Alicia nickte. »Nett, aber hier geht es nicht immer zu wie unter Gentlemen. Wie schlagen Sie sich in einer Gasse oder einer Bar?«
    Byron hob die Schultern. »Ich hatte noch nie Anlass, so etwas auszuprobieren.«
    »Den werden Sie schon bekommen.« Alicia trat hinter die Theke und griff nach einem schweren Gegenstand, der zu ihren Füßen lag. »Sehen Sie nur zu, dass Ihnen keine falsch verstandene Ethik im Weg steht, Undertaker.« Sie hievte einen abgeschabten Seesack auf die Glasvitrine, die zwischen ihnen stand. »Die Toten haben nicht so viel zu verlieren wie Sie – diesseits und jenseits des Portals.«
    »Warum helfen Sie mir?«
    Alicia warf ihm ein Lächeln zu, das halb herausfordernd, halb belustigt wirkte. »Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen helfe?«
    Noch während sie ihre Frage stellte, war Byron sich sicher. Er hatte keine Ahnung, wer sie war, warum sie sich so verhielt, und begriff auch sonst nicht viel, aber sein Vater hatte ihm während seiner Kindheit und Jugend so oft eingeschärft, seinem Instinkt zu trauen, dass er sich stets auf sein Bauchgefühl verließ.
    »Da bin ich mir sicher«, erklärte er.
    »Guter Junge.« Sie zog den Reißverschluss auf. »Manches davon ist vielleicht nicht mehr so gut zu gebrauchen, aber Sie können es durch das Entsprechende von Ihrer Seite ersetzen.«
    Sie zog ein Einmachglas hervor, das mit einer kristallinen weißen Substanz gefüllt war, ein paar Fläschchen mit verwischten, handgeschriebenen Etiketten, einen Smith-&-Wesson-Revolver mit Perlmuttgriff, eine Schachtel Munition und ein fünfzehn Zentimeter langes Messer in einer Scheide.
    »Was ist das alles?«
    Alicia verharrte mitten in der Bewegung, während sie eine Blechbüchse mit einem stilisierten Kreuz hochhielt. »Wonach sieht es denn aus? Waffen.«
    »Waffen.«
    »Einige Ihrer Handlungen werden eher durch Instinkt als durch Wissen gesteuert. Das ist Ihnen doch klar, oder?« Alicia unterbrach sich und sah ihn erwartungsvoll an. Er nickte, und sie fuhr fort: »Aber manchmal ist auch ein wenig Wissenschaft damit verbunden.«
    »Wissenschaft?«
    »Es gibt viele Anwendungsgebiete für eine gute Klinge.« Sie zog das Messer aus dem Futteral. »Wenn Sie einem Mann die Füße abhacken, kann er nicht weglaufen.« Sie hielt ihm die Waffe entgegen, und die Spitze kam seinem Hals gefährlich nahe. »Mit einem ordentlichen Schnitt durch die Kehle bringen Sie eine tote Frau für eine Weile zum Schweigen.«
    Als Byron keine Antwort gab, hob Alicia den Revolver und zielte damit auf die Straße. »Wenn Sie gut schießen können, zielen Sie auf die Augen. Wer Sie nicht sieht, kann Ihnen nicht folgen.« Sie klappte die Trommel aus und schob sie wieder zurück. »Dies ist eine Waffe aus der Zeit der Jahrhundertwende, Undertaker.« Sie legte sie auf die Theke und strich mit einem Finger an dem Perlmuttgriff entlang. »Gut gepflegt. Schießt geradeaus.« Dann sah sie ihm in die Augen. »Ich handle nur mit Qualitätswaren.«
    »Gut zu wissen«, sagte Byron.
    Sie hielt die weißen Kristalle in die Höhe. »Meersalz. Hält die Toten in fester Gestalt. Macht es einfacher, sie durch das Tor zu zerren.«
    Byron hielt die Fläschchen hoch. »Und das?«
    »Vorübergehender Tod. Mit allerbestem haitianischem Zombiepulver – dem echten – und gemahlenen Leichen. Ausgezeichnet geeignet, um die Herzen der Lebenden anzuhalten. Ein Tropfen reicht für fünfzehn Minuten Tod.« Sie hielt die Kugeln hoch. »Und die hier sind für …«
    »Warum sollte ich Lebende töten?«
    »Nicht töten , Undertaker. Das Mittel hält nur den Herzschlag an. Für den Fall, dass Sie in ein Leichenschauhaus gelangen müssen, um einen Bürger von Claysville zurückzuholen, der fern der Heimat gestorben ist. Es legt Ihren Körper

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