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Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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kam der Mann – vermutlich Boyd – wieder an die Tür. Alicia sah ihn an. »Bis zum nächsten Besuch, Undertaker.«

31. Kapitel
    Daisha sah den Mann auf sich zukommen. Er taumelte und war nicht sicher auf den Beinen. Vielleicht wusste er auch nicht, wohin er treten sollte. Er tat ihr leid. Seit sie nach Claysville zurückgekommen war, fühlte sich der Boden unter ihren Füßen manchmal auch nicht richtig an. Nach ihrem Besuch zu Hause ging es ihr besser, aber sie empfand die Welt ringsum immer noch als merkwürdig weit entfernt.
    Der Mann blieb unmittelbar vor ihr stehen und schnüffelte.
    »Hey.« Sie fuhr zurück, aus seiner Reichweite.
    Mit einem Laut, der vielleicht ein Wort sein sollte, streckte er die Hand aus und packte sie im Nacken. Mit der anderen umklammerte er gleichzeitig ihre Schulter und zog sie zu sich heran. Die Hand, die in ihrem Nacken lag, glitt in ihr Haar, und er drückte ihren Kopf zur Seite.
    Daisha versuchte ihn wegzustoßen, doch er schien es nicht zu bemerken. Zum ersten Mal, seit sie aufgewacht war, zeigte sich jemand unbeeindruckt von ihrer Berührung.
    Dann vergrub er das Gesicht an ihrem Hals und sog ihren Duft ein.
    »Wer sind Sie …« Ihre Worte gingen in einem Aufschrei unter, als er seinen Griff verlagerte. Er schob das Gesicht an ihre Lippen und schnüffelte noch einmal.
    »Hören Sie auf damit!«, fauchte sie.
    Die Hand, die auf ihrem Hinterkopf gelegen hatte, glitt zu ihrem Kiefer und umfasste ihr Kinn. Seine andere Hand bewegte sich von ihrer Schulter in ihr Kreuz und hielt sie fest an sich gepresst. Sie spürte, dass sein Arm wie ein Schraubstock um ihre Rippen lag.
    Dann drückte er zu und zwang sie, den Mund zu öffnen. Er spähte hinein und witterte.
    Daisha konnte sich nicht losmachen.
    Zum ersten Mal, seit sie als Tote erwacht war, hätte sie dieses Auflösen, das ihr manchmal widerfuhr, gern unter Kontrolle gehabt. Angst – sie glaubte, dass es durch Angst verursacht wurde, und im Augenblick hatte sie wirklich große Angst. Wieso löse ich mich nicht auf?, fragte sie sich.
    Sie musste schlucken, konnte jedoch nicht, da ihr der Mann den Mund offen hielt.
    Er sog die Luft ein, nahm so viel Atem wie möglich zwischen ihren Lippen auf. Doch er berührte ihren Mund nicht, er atmete nur ein.
    Und es tat weh, so als sauge er etwas aus ihr heraus.
    Sie erinnerte sich daran, was Schmerz war, und gleichzeitig fiel ihr ein, was dem Schmerz ein Ende bereiten konnte. So fest und so schnell sie konnte, riss sie das Knie hoch.
    Gurgelnd ließ der Mann sie los.
    Und sobald er sie freigab, löste sie sich in nichts auf und war verschwunden.

32. Kapitel
    Im Verlauf des Mahls, das aus zahlreichen Gängen bestand, nahm Rebekkahs Missstimmung immer unerträglichere Ausmaße an. Charles hatte sich standhaft geweigert, über irgendetwas von Bedeutung zu sprechen. Byron war immer noch nicht erschienen, und sie selbst saß an einer eleganten Tafel und aß von einigen der köstlichsten Gerichte, die sie je probiert hatte.
    Und verschwendete Zeit.
    »Ich will Ihnen nicht auf die Nerven fallen, aber ich weiß nicht, wer Sie sind oder was dies für ein Ort ist. Währenddessen steckt Byron vermutlich in Schwierigkeiten, und wir sitzen hier einfach nur so herum.« Sie umfasste ihre Umgebung mit einer Handbewegung, dann nahm sie sich einen Moment Zeit, um ihre Gefühle zu beruhigen. Sie faltete ihre Serviette zusammen und konzentrierte sich auf das Leinenquadrat statt auf den Zorn und die Angst, die in ihr brodelten. »Sie verlangen viel von mir … und ich bin mir nicht sicher, warum ich Ihnen vertrauen sollte.«
    Charles runzelte die Stirn. »Ihretwegen bin ich mehrmals angeschossen worden. Sollte das nicht zumindest ein gewisses Vertrauen zwischen uns schaffen? Das hätte ich nicht für jeden getan, Rebekkah.«
    Ward räumte die Teller ab.
    Charles streckte die Hand aus, als wolle er ihren Arm berühren. »Sie sind etwas Besonderes für mich. Wenn Sie wollen, können Sie an meiner Seite über diese Welt herrschen.«
    »Nein.« Rebekkah wich zurück. Sie schob ihren Stuhl nach hinten und trat vom Tisch weg. »Ich bleibe nicht hier.«
    »Selbstverständlich, aber Sie werden wiederholt herkommen.« Charles stellte sich neben sie. »Ich halte nicht um Ihre Hand an, Rebekkah, und ganz bestimmt fordere ich nicht Ihren Tod. Mir sind Sie lebendig lieber.«
    Sie entfernte sich und wandte sich der Stadt zu, die sich um sie herum ausbreitete. Die Hausdächer erstreckten sich, so weit das Auge

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