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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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fressen lässt. Die Seele in ihm nimmt ein Eigenleben an und bewahrt sein Bewusstsein, selbst wenn sein Körper zerstört wird.“ Seine Lippen wurden schmal. „Allerdings schätze ich, das hast du inzwischen wohl selbst herausgefunden?“
    Stephens Miene verriet schier endloses Elend. „Von mir ist nichts mehr übrig außer diesem unbändigen Hunger. Wenn ich mir Menschen einverleibe und ihre Gestalt annehme, verschafft es mir eine zeitweise Erleichterung.“
    „Aber du tust ihnen weh damit“, erklärte ich mit einem Kloß im Hals. „Du musst damit aufhören.“
    Er nickte. „Heute Nacht werde ich meine Pein ein für alle Mal beenden. Deswegen bin ich hier. Deswegen wurde ich aus seinem Königreich freigelassen. Ich tue, was er mir sagt.“
    „Was wer dir sagt?“, hakte ich nach.
    „Der Einzige, der zählt. Der Einzige, der die Wahrheit kennt.“ Er starrte mich an. „Du weißt es, aber auch nicht. Du kannst es noch nicht sehen. Doch du wirst es sehen. Du wirst alles sehen, so wie ich. So, wie er es für dich will. Bald, sehr bald.“
    Mir lief ein eiskalter Schauder den Rücken runter.
    Bishop sah mich niedergeschlagen an. Das war ein gefallener Engel, so wie er, den seine Seele in den Wahnsinn getrieben hatte. Doch dieser Engel hatte Selbstmord als Ausweg gewählt - und damit die Sache nur noch verschlimmert.
    Rasch fasste Bishop sich und schaute wieder Stephen an. „Was meinst du damit? Was hast du vor?“
    Statt zu antworten, stieß Stephen ein unterdrücktes Stöhnen aus und fiel auf die Knie. Connor und Zach konnten ihn nicht mehr halten. Sie schienen unsicher, was sie jetzt tun sollten.
    „Bishop?“, fragte Connor.
    „Fasst ihn nicht noch mal an“, warnte Bishop ihn. „Jetzt nicht.“
    Stephens Augen verloren ihren weißen Glanz und nahmen wieder ihre normale Farbe an. Wieder spürte ich dieses seltsame Gefühl auf meiner Haut. Mein Herz fing an zu hämmern, denn mir war bewusst, dass diese Empfindung von dem körperlosen gefallenen Engel verursacht wurde mit seiner tödlichen Berührung.
    Ich sah zu Jordan hinüber, die ihre nackten Arme rieb. Sie fühlte es auch.
    „Das war echt krass“, bemerkte sie mit zitternder Stimme.
    Jordan war das, wofür Cassandra mich gehalten hatte. Ein Mensch mit übersinnlicher Wahrnehmung. Sie konnte sehen, was andere nicht sahen. Sie konnte das Unsichtbare spüren. Sie konnte das Unsichtbare sehen.
    Wir hatten wohl doch mehr gemeinsam, als ich angenommen hatte.
    „Zu viel Schmerz“, stöhnte Stephen. „Macht, dass es aufhört. Bitte, beendet das hier!“
    Ich beobachtete, wie er auf Zach zukroch und Hilfe suchend seine Hand nach ihm ausstreckte. „Ich hasse das, was aus mir geworden ist. Ich hasse es, dass ich ihr wehgetan habe. Es tut mir leid, Jordan. Ich entschuldige mich für alles. Ich möchte, dass das aufhört. Bitte tötet mich!“
    „Stephen, nein!“, schrie Jordan. „Was ist denn mit dir?“
    „Der Engel …“ Ich fasste sie am Arm, damit sie ihm nicht näher kam. „Er hat Stephen den Lebenswillen genommen, so wie er es mit Julie gemacht hat. Bishop, tu was! Er wird sich etwas antun!“
    Connor und Bishop packten Stephen blitzschnell und stellten ihn auf die Beine. Doch jetzt setzte Stephen, wieder frei, seine Super-Gray-Kraft ein. Er versetzte Connor einen Stoß, sodass dieser weggeschleudert wurde und krachend auf dem Boden landete.
    „Du wirst heute Nacht niemanden mehr verletzen.“ Bishop packte Stephen an seinem Hemd.
    „Dann töte mich“, flehte Stephen ihn an.
    „Tut mir leid, so einfach funktioniert das nicht.“ Bishop schleuderte Stephen so fest gegen die Wand des Lagerhauses, dass er das Bewusstsein verlor. Er sah mich fragend an. „War das auch wieder zu brutal?“
    Ich zwang mich, normal zu atmen, und unterdrückte ein hysterisches Lachen. „Das will ich mal gelten lassen.“
    Ein winziges Lächeln huschte über sein Gesicht. „Das hatte ich schon lange vor.“
    „Na bitte, Team!“, meinte Kraven trocken. „Und was jetzt? Was machen wir, wenn er wieder zu sich kommt? Haben wir dann einen selbstmordgefährdeten Gray an der Backe?“
    Bishop schüttelte den Kopf. „Ich wette, dass das vorübergeht. Der Wille zu leben und glücklich zu sein ist keine messbare Einheit. Es ist ein Gefühl, eine Befindlichkeit. Möglich, dass er wieder normal ist, wenn er aufwacht. Wir bringen ihn am besten nach St. Andrew und beobachten ihn.“
    Stephen war lahmgelegt. Jordan und ich waren entkommen. Alle gebrochenen Knochen waren

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