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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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emotionslos. Plötzlich war ich wie versteinert, denn ich begriff.
    Dieses Ding, dieses schreckliche Ding , hatte einen Verstand, den ich lesen konnte. Es war ein fühlendes Wesen.
    Und es wusste, wer ich war.
    Ich konnte nicht mehr hinsehen, also zwang ich mich mit aller Macht, zu Bishop und Kraven rüberzuschauen, die sich vor dem Schlund des Schwarz in Sicherheit brachten.
    Eine Sekunde später wurde das Wirbeln kleiner und immer kleiner, bis es schließlich völlig fort war. Das donnernde Dröhnen entfernte sich, auch wenn sein Echo immer noch in meinen Ohren klang.
    Wir standen jetzt nur noch zu fünft auf dem leeren Parkplatz des Lagerhauses. Fassungslos.
    Zach war tot.
    Bishop stellte sich neben mich und nahm mich in den Arm.
    „Was war denn das gerade?“, wollte Jordan wissen. „Drehe ich jetzt völlig durch?“
    In diesem Moment kam Stephen wieder zu sich. Er stöhnte und hob den Kopf. Kraven rannte sofort zu ihm, kickte dem benommenen Gray die Füße weg und schlug seinen Kopf gegen die Wand. „Liegen bleiben.“
    Wir hatten das Monster gerettet, aber einen Engel verloren.
    Connor trug Stephen über der Schulter, als wir zurück zur Apostelkirche liefen. Kraven hielt sich dicht neben ihm. Jordan stapfte schweigend neben mir her und schaute mich hin und wieder verängstigt, allerdings auch wütend an. Bishop war zu meiner Rechten, seine Anwesenheit gab mir Kraft, auch wenn wir uns nicht berührten.
    Niemand sprach ein Wort. Wir waren alle zu schockiert.
    Ich ging zwischen zwei Personen mit verlockenden Seelen, und unwillkürlich machte sich mein Hunger bemerkbar.
    Offensichtlich sah man mir an, wie sehr ich litt.
    „Wie lange noch?“, fragte Bishop leise.
    Er musste das Wort Stase nicht extra erwähnen. Ich wusste, was er meinte. Das muss es auch gewesen sein, was die Stimme in meinem Kopf gemeint hatte, von der ich nicht die geringste Ahnung hatte, zu wem oder was sie gehörte. Sie hatte mir nur tierisch Angst eingejagt. „Ich weiß es nicht.“
    „Was schätzt du?“
    Ich schluckte. „Nicht mehr lang.“
    Leise fluchte er. „Wenn Stephen wieder bei sich ist, hole ich dir deine Seele zurück.“
    Ich verkrampfte mich. „Mit Gewalt.“
    „Ich werde tun, was nötig ist.“ Er sagte das so voller Entschlossenheit, dass ich ihm jedes Wort glaubte. Die Eiseskälte in meinem Körper schien ein wenig zu schwinden bei dem Gedanken daran, dass Bishop alles für mich machen würde.
    Ich dankte ihm nicht dafür. Ich konnte ihm nicht danken, denn dieses Alles stand für einen Akt der Grausamkeit und Folter - selbst falls wir dadurch Informationen erhielten, die mir das Leben retteten.
    Nachdem wir die Kirche erreicht hatten, folgte die bittere Erkenntnis: Wir hatten Zach verloren. Ich war aus tiefstem Herzen traurig, wollte jedoch nicht weinen.
    Jetzt wurde mir auch wieder bewusst, dass man mich eineinhalb Tage gefangen gehalten hatte.
    „Ich brauche Wasser“, meinte ich. „Meine Kehle ist vollkommen ausgedörrt.“
    „Am Ende des Ganges ist das Bad“, erklärte Bishop.
    Ich ließ rasch einen Blick über die Gruppe schweifen, inklusive Jordan, die meinem Blick auswich und sich gegen die Kirchenbänke drückte, dann verschwand ich, um mich frisch zu machen. Ich wollte essen, trinken und duschen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    Es war dunkel in der Kirche, dennoch fand ich das Bad ohne Probleme. Ich legte meine Hand auf die glatte, kühle Tür und stieß sie auf. Strom gab es nicht in der Kirche, aber zumindest Wasser. Welche Erleichterung. Ich trank aus meinen Händen, bis mein Durst gestillt war.
    Da hörte ich ein Geräusch und schaute auf, damit ich mich im Spiegel über dem Waschbecken betrachten konnte. Ich sah ein sehr bleiches Mädchen mit dunklem, wirrem Haar und verschreckten braunen Augen.
    Das Geräusch entpuppte sich als leise Stimmen, die ich als die von Roth und Cassandra identifizierte.
    Ich verließ das Bad und eilte den Gang entlang. Hier befand sich ein kleines Büro, und die Tür stand ein wenig offen.
    „Du musst damit aufhören“, hörte ich Cassandra sagen.
    „Meinst du, das wäre so leicht?“
    „Es muss sein. Es gibt keine Alternative.“
    „Da täuschst du dich.“
    „Dann leidest du unter Wahnvorstellungen. Ich bin nicht deswegen hier. Ich wollte das nie.“
    „Dann sind wir schon zwei.“ Roth klang verärgert.
    „Ich hasse dich.“
    „Ja, ich hasse dich auch.“
    Worüber stritten die beiden? Cassandra mochte den Dämon genauso wenig wie ich, allerdings wenn

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