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Grayday

Grayday

Titel: Grayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hari Kunzru
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und Orientteppichen bewegten, eine Ruhe, die Fachkenntnissen in mehreren Sprachen, der Kontrolle über die Verteilung riesiger Summen und dem Glauben an die soziale Bedeutung ihrer Arbeit entsprang. Zuerst, während der Zeit, als sie ihn mehr oder weniger ungestört Tomorrow* führen ließen, betrachtete Guy diese Ruhe als ein Zeichen von Klugheit und verband folglich »Europa« mit »Japan« als geografische Unterabteilung der Zukunft, ein aufregendes Land der Phantasie, in dem das Morgen bereits heute geschah. In letzter Zeit, als das Klima sich getrübt hatte und einige seiner Pläne (der Nachrichtensender, die Beziehung zu dem deutschen Autohersteller) nicht aufgegangen waren, hatte Transcendenta sich zunehmend in seine Geschäfte eingemischt. Ihre eigenen Finanzen, ging das Gerücht, waren alles andere als gesichert. Die Ruhe war in Kälte umgeschlagen. Um Yves’ Anrufe hatte Guy sich monatelang gedrückt.
    Jetzt war es von entscheidender Bedeutung, ihn zu beruhigen. Nach Al-Rahman würde das kein einfacher Anruf sein.
    Auf dem Flug von Dubai nach Hause hatte Guy schließlich akzeptiert, dass er vielleicht auch ohne das firmeneigene Video-Produktionsteam auskommen könnte. Und die Trendforscher konnten wahrscheinlich auch gehen – sie verbrachten offenbar ihre ganze Zeit in der Brick Lane und fotografierten Frisuren. Aber selbst eine Radikaloperation minderte kaum die Gefahr, dass Transcendenta die Finanzierung nicht fortzusetzen wünschte. In Amsterdam war der Vorstand zu einer Sitzung zusammengetreten. Yves behauptete, auf erbitterten Widerstand gestoßen zu sein, als er den Fall Tomorrow* vorgetragen hatte.
    Dem allen stand PEBA gegenüber. Der Auftrag war potentiell riesig. Er bot die Möglichkeit, das gesamte vereinte europäische Zoll- und Einwanderungssystem einem gemeinsamen Design zu unterwerfen. Logos, Uniformen, die Präsentation der Grenzpolizei eines ganzen Kontinents. Wenn er sich dieses Geschäft sichern könnte, wäre alles andere – Al-Rahman, Pharmaklyne – augenblicklich uninteressant.
    Nur solange sie eben nicht die Kreditlinie senkten.
    Er raffte allen Mut zusammen, um sich Yves zu stellen, als das Telefon vor ihm klingelte. Er legte seine Kreditkarte hin, schob das gerahmte Mr.-Pink-Foto zur Seite und hob den Hörer ab. Es war Kika. Yves sei auf der anderen Leitung.
    »Das muss Gedankenübertragung sein«, sagte Guy und versuchte, seiner Stimme Wärme und Enthusiasmus zu verleihen. »Ich wollte Sie eben anrufen.«
    »Wirklich?«, sagte Yves.
    »Ich wollte gerade mit Ihnen über PEBA sprechen. Wir haben das Gefühl, wir haben uns hier darauf echt eingestimmt.«
    »Das ist wunderbar, Guy. Ich würde nichts anderes erwarten. Ich wollte ebenfalls mit Ihnen darüber reden. Ich habe gute Neuigkeiten.«
    »Was?« Er dachte, er hätte sich vielleicht verhört. »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Ich werde nach Brüssel kommen. Ich habe ein paar Beziehungen spielen lassen und für heute Abend ein Dinner organisiert. Nur im kleinen Rahmen, aber ich denke, es wird unserer Sache helfen.«
    Unserer Sache, dachte Guy. Unserer Sache?
    »Wir beide, dazu Frau Direktor Becker, die designierte Chefin von PEBA, und der Vorsitzende des SIS-Liaison-Komitees. Allen gefallt sehr gut, was sie hören, und diese Leute möchten Sie gern vor dem formellen Gespräch morgen treffen.«
    Guy war fassungslos. »Yves, das ist ja unglaublich. Das ist – das ist wundervoll! Also dann sind sie wirklich mit im Boot?«
    »Im Boot? Oh, ja, sie sind sehr begeistert. Monika Becker am meisten, glaube ich. Sie legt sehr großen Wert auf Fragen der Präsentation.«
    Yves nannte ihm die Einzelheiten des Treffens und mahnte ihn, sich für die Reise genügend Zeit zu lassen. Zurzeit komme es in ganz Europa zu Verkehrsstörungen. Guy, der noch immer nicht fassen konnte, welche Wendung das Gespräch genommen hatte, sagte ihm mit aufrichtigem Gefühl, dass er sich freue, ihn zu sehen. Er legte auf und versetzte der Luft Boxhiebe.

G abriella lag bäuchlings auf dem Bett und horchte auf die Geräusche, die Rajiv Rana beim Ankleiden machte. Als er seine Hose hochzog, murmelte er etwas auf Hindi vor sich hin, und seine Gürtelschnalle rasselte, als er sie befestigte. An der Tür blieb er stehen und sagte im Ton eines Mannes, der eine Geschäftskonferenz verlässt: »Am Morgen werde ich dich sicher sehen.« Sie gab keine Antwort.
    Sie blieb noch lange so liegen. Dann wurde ihr kalt, und sie kroch unter die Decken. Sie musste eingeschlafen sein,

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