Grayday
Scheuklappendenken, keine wie auch immer geartete Perspektive auf die Zeit-Energie-Landschaft. Und obwohl wir nicht mit Al-Rahman zusammenarbeiten werden«, – hier gab es hörbare Unmutslaute – »möchte ich, dass Sie sich alle einen Riesenapplaus spendieren. Wir haben alle sehr hart gearbeitet, also los, geben Sie sich einen kräftigen Beifall.«
Die Angestellten musterten einander bedrückt, bevor sie zaghaft Beifall klatschten.
»Großartig. So ist es recht. Wisst ihr, Leute, ich bin aus Dubai mit einem sichereren Gefühl als je, was unsere Ziele betrifft, zurückgekommen. Die Unterredung dort und die Abneigung dieses sehr rückständigen Unternehmens mit Herdenmentalität, sich auf unsere Philosophie einzulassen, war eine totale Bestätigung dessen, was wir machen. Ich sage ja immer, wir sind keine Firma, wir sind ein visionäres Netzwerk, und in diesem Sinn möchte ich diese Gelegenheit ergreifen und ein neues Programm bekannt geben. Wie Sie wissen, liegt unsere Stärke darin, für unsere Klienten ein Zukunftsbild zu entwickeln, aber es ist Zeit, dass wir unsere Erfahrungen nach innen wenden und einen Blick auf unsere eigene Zukunft werfen. Nennen wir es das Morgen von Tomorrow*. Wir waren sehr nach außen gerichtet, und nun ist es Zeit, dass wir uns unserer firmeneigenen Erfahrung hingeben. Von heute an werden wir also unser Schiff klar zum Gefecht machen und das Projekt in Angriff nehmen, unsere eigenen Hoffnungen und Träume uns kreativ vor Augen zu stellen. Wir machen uns selbst zum Klienten, wenn Sie so wollen. Ich möchte, dass sich jeder von Ihnen fragt, was möchte ich morgen sein? Wie in einem Jahr? Wie in fünf Jahren? Und wo werden wir sein? Das ist eine wichtige Frage. Sollte Tomorrow* seinen festen Sitz in Ost-London behalten, oder ist es vielleicht Zeit, in einem metaphorischen Raumschiff abzuheben? Sollten wir für jedes Projekt provisorische Bauten errichten? Oder uns in Rettungsgondeln um die Erde verteilen? Wie können wir uns ähnlicher werden? Können wir lernen, unsere kreative Substanz weiter und mit größerer Kraft zu verbreiten? Dieses alles sind Fragen, denen wir uns stellen müssen, und jetzt ist es Zeit, sich ihnen zu stellen. Wie einige von Ihnen wissen, fliege ich heute Abend nach Brüssel, um den Vertrag mit PEBA zu schließen. Ich denke, die Arbeit, die wir alle in dieses Projekt investiert haben, spricht für sich selbst. Ich werde also PEBA unter Dach und Fach bringen, und während ich weg bin, möchte ich, dass Sie über das Morgen von Tomorrow* nachdenken. In zwei Tagen berufe ich eine Versammlung ein, auf der wir für die besten Ideen, die sich aus diesem Prozess ergeben, Arbeitsgruppen einsetzen werden. Okay, vielen Dank Ihnen allen, das ist alles.«
Es war in vieler Hinsicht eine brillante Rede. Eine zu neuem Schwung anspornende Rede. Er hatte das Gefühl, voll ins Schwarze getroffen und Arbeitnehmerzweifel in neue Motivierung verwandelt zu haben. Es gab eine ganze Menge Reaktionen, wenn auch nicht alle so positiv, wie er es sich gewünscht hätte. Paul, der Finanzchef, wollte wissen, ob Guy sicher sei, dass er alle Firmenressourcen auf das Morgen-von- Tomorrow* -Projekt lenken wolle. Der neue Chefdesigner fragte, ob das bedeute, dass sie keinen Kundenauftrag hätten. Das stimmte natürlich, aber Guy antwortete ihm bissig, der Kreativität den Vorrang zu geben, sei immer schon die Politik der Firma gewesen, und wenn er für einen Laden arbeiten wolle, der das Denken ins Blaue nicht schätze, sollte er sich woandershin umsehen. Das stopfte ihm den Mund.
Jetzt war es Zeit für den schwierigsten Teil seines Plans. Er ging wieder nach oben in seinen Kreativbereich und stellte das Telefon direkt vor sich auf den Schreibtisch.
Euro-Arschloch. Er war weder toll noch geistreich, aber er war der einzige Spitzname, der ihm für Yves eingefallen war. Guy hatte sich sehr für Europa interessiert, sowohl als Idee als auch als Ort, woher seine Finanzmittel kamen. Transcendentas Büros lagen in Amsterdam in einem barocken Stadthaus, das auf die Herrengracht blickte. Guy war oft dort gewesen, seitdem sie in seine Förderung eingewilligt hatten, und er hatte, um ehrlich zu sein, ein bisschen Ehrfurcht vor Yves und dessen Partnern, einem Holländer, einem Belgier und einer sehr schönen Spanierin namens Ines, die offenbar immer gerade dann nicht da war, wenn er in die Stadt kam. Sie schienen von einer Atmosphäre der Ruhe umgeben, wenn sie sich durch ihre Welt aus hellen Hölzern
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