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Grayday

Grayday

Titel: Grayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hari Kunzru
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entdeckt?«
    »Über das Virus.«
    »Sie ist scharf. Für mich sind viele Inderinnen scharf.«
    »Clay. Mehta, wieso haben Sie sich diesen Code angesehen?«
    »Ich – ich war neugierig.«
    »Das ist total gegen die Vorschrift. Sie haben doch nicht etwa ein Muster auf Ihrem Computer, oder?«
    Arjun gab darauf keine Antwort. Stattdessen entwarf er, als wäre sie ihm gerade eben eingefallen, eine elegante Lösung, eine Methode, nach Leela zu suchen, indem man ein Verhaltensmuster zur Erkennung benutzt. Die beiden Analysten sahen ihn mit unverhohlener Verblüffung an.
    »Das würde absolut funktionieren«, sagte Clay.
    Darryl nickte nachdenklich. In dem Augenblick schlenderten Tran und Brian in den Raum und warfen Arjun spöttische Blicke zu.
    »Sie können jetzt gehen, Mehta«, sagte Darryl. »Ich werde überdenken, was Sie da gesagt haben.«
    Arjun kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Er war sich nicht sicher, ob es reichte. Er hatte Eindruck auf sie gemacht, ganz sicher, aber würde es Darryl die Augen öffnen? Arjun Mehta, sein unverzichtbarer Mitarbeiter. Arjun Mehta, den man besser nicht feuerte. Irgendwie erschien es nicht so, als hätte er die volle Wirkung erhielt. Der Augenblick hätte mehr Dramatik haben müssen. Als er ihn plante, hatte er sich einen Höhepunkt vorgestellt. Erregung und Dankbarkeit. Klapse auf den Rücken. Ansprachen. Hinter der Glaswand des Kontrollbereichs erklärte Darryl jetzt den anderen Ingenieuren etwas. Sie klatschten sich ab wie Sportler. Sie lachten und schüttelten sich die Hände.
    Sie feierten Darryl wie einen Helden.
    Plötzlich erschien Arjun die Welt sehr weit weg, und er selbst war ein Raumfahrer und mit ihr nur durch eine dünne Nabelschnur verbunden.
    »Oh, Mann.«
    Clay hing über der Kante von Arjuns Kabine. An seiner Halskette waren siebzehn Kaurimuscheln. In der Formel verführerische Guaven-Limettenmischung verstärkt durch Zitrus-Bioflavonoide, Ginseng, Hagebutten und Spirulinaalgen, die an der Seite seiner Drinkflasche zu sehen war, kam neunmal der Buchstabe i vor. Clay sah ihn finster an.
    »Er hat Sie geleimt, Mann. Er hat den Leuten gesagt, es war seine Idee.«
    Arjun nickte stumm. Clay beugte sich etwas näher herunter. »Arjun, sagen Sie mir mal was. Woher haben Sie das gewusst?«
    »Ich bin ein guter Arbeitnehmer, Clay.« Er flüsterte es beinahe. Er versuchte, nicht zu schreien oder zu toben. »Ich bin sehr engagiert.«
    Clay blickte sich um. Es tat ihm Leid, dass Arjun verarscht wurde, aber große Gefühlsszenen waren nicht sein Ding. Er versuchte, ein ermutigendes Gesicht zu machen. »Wird schon gut gehen«, sagte er. »Ich weiß das.«
    »Woher wissen Sie das, Clay? Woher wissen Sie das?« Mehta wirkte plötzlich gewalttätig, unberechenbar. Seine Augen funkelten. Clay fürchtete sich.
    »He, ist so ’ne Redensart, Mann. Hab bloß helfen wollen.«
    Clay zog sich zurück. Der Typ war wirklich uncool.

J a, Ma, sehr gut. Aber natürlich geht’s mir gut. Hauptsache, hm? Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen. Achcha.«
    Da drüben war jetzt Morgen. Malini kochte sicher Tee und stellte die Frühstückssachen raus.
    »Könntest du mir mal Priti geben?«
    Er wartete, während er aus dem Fenster auf das Gewirr der Bäume blickte.
    »Bro?«
    »Hallo, Sis. Warum sprichst du noch immer mit diesem Akzent?«
    »Welchem Akzent? Du benimmst dich sehr schlecht, Bro. Du hast so wahnsinnig lange nicht angerufen. Mummy hat sich schon Sorgen gemacht.«
    »Hat sie mir gesagt.«
    »He, hier sind alle übergeschnappt. Du würdest es nicht glauben – du klingst so merkwürdig. Ist alles okay?«
    »Bist du auf dem Weg zur Arbeit?«
    »Gleich. Warte mal. Ich trag den Apparat ins andere Zimmer.«
    Die Akustik änderte sich. Priti hatte sich ins kleinere Schlafzimmer zurückgezogen.
    »Mit dir stimmt was nicht. Was ist es? Ich höre es an deiner Stimme.«
    Arjun schwieg sehr lange. Es gab so vieles zu sagen, aber alles war unsagbar.
    »Du fehlst mir. Hier ist niemand, mit dem man reden kann.«
    »Du fehlst mir auch, mein großer Zampano. Wann werden sie dir denn mal Urlaub geben? Du hast ihn doch sicherlich verdient. Und wenn du Chef der ganzen Abteilung bist, kannst du’s ihnen nicht einfach sagen? Sag, du brauchst ihn. Sag, du fährst zu Manoj- bhais Hochzeit. Alle würden sich riesig freuen, dich zu sehen.«
    Er hätte ihr so wahnsinnig gern die Wahrheit gesagt.
    »Bro? Sag, dass du kommst. Mummy wäre so glücklich.«
    Ich habe Angst, Sis. Angst.
    »Bro?«
    Er sagte,

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