er müsse gehen, und legte auf.
V irugenix fuhr mit Leela01 sehr gut. Vor ihren Konkurrenten hatte die Firma eine Lösung und Instruktionen, wie das Virus zu entfernen ist, auf ihrer Website. Den allgemeinen Umgangsformen entsprechend, teilte sie ihre Informationen mit, und bald holten die anderen Softwarehäuser auf, aber die Schnelligkeit und Wirksamkeit ihrer Lösung wurden neidisch zur Kenntnis genommen. Die Mitarbeiter im Michelangelo Building trugen ein koffeinhaltiges Lächeln zur Schau. Am Morgen des 14. gegen 3.20 Uhr Pacific Standard Time (PST) schickte Darryl Grant ein JPEG an alle Mitglieder der inneren Abteilung. Es war ein Rohentwurf für das neue T-Shirt: eine mit Blut bespritzte Faust, die eine kleine indische Tänzerin zerschmettert.
Arjun tat in dieser Nacht kein Auge zu. Er hatte seinen Chef im Kopf, der sich in der Dunkelheit drohend über seinem Bett erhob, ein reizbarer, bärtiger Torwächter, der ihm den Weg ins Glück versperrte. Nichts konnte ihn vertreiben. Arjun stellte sich Bögen vor und taxierte den Raum darunter. Er dachte sich komplizierte Formen aus und verformte sie nach esoterischen Umwandlungsgesetzen. Dennoch blieb Darryl beharrlich da, gekleidet in seine Gemini-Mission-MA1-Flug-Gedächtnisjacke, schüttelte den Kopf und lachte irre.
Abgelehnt.
Irgendwann während der Nacht wurde ihm klar, dass eine Konfrontation unausweichlich war.
Als er am nächsten Morgen zur Arbeit kam, fand er eine Mail der Personalabteilung vor, die ihm einen Termin nannte, bis wann er die Wohnung zu räumen habe. Das war der Anstoß, den er brauchte. Als die kleine schmerbäuchige Gestalt hereingeschlurft kam und sich in ihren Bau einschloss, erhob er sich von seinem Schreibtisch und klopfte an die Bürotür: Seine Knöchel trafen auf das kleine Stück Laminat, das zwischen dem SETI-Poster und dem handgeschriebenen Schild sichtbar war und die Aufschrift trug: Welchen Teil von NICHT STÖREN verstehen Sie nicht? Darryls Stimme war von innen zu hören.
»Es ist zu früh. Gehen Sie weg.«
Er trat dennoch ein.
»Was zum Teufel soll das?«, sagte Darryl und suchte Schutz hinter seinem Schreibtisch. Er warf einen raschen Blick über Arjun hinweg, als wollte er nachsehen, wer zur Unterstützung mitgekommen sei.
»Darryl, Sie müssen sich hinsetzen und mir zuhören.«
»Ich muss gar nichts. Das hier ist mein Raum, Mehta. Mein Büro. Er ist klar abgegrenzt. Davor hängt ein Schild.«
»Ich finde, Sie haben mich sehr unfair behandelt.«
»Das haben Sie gestern auch, als Sie einfach hier reingeschneit sind. Haben Sie – ich weiß nicht – ein Problem mit Grenzen? Ein psychisches Leiden? Das ist eine Zwangsneurose, oder? Das Zwanghafte-Grenzüberschreitungs-Syndrom.«
»Bitte, Darryl. Ich habe Ihnen gestern geholfen. Es macht mir nichts aus, wenn Sie die Lorbeeren für sich beanspruchen.«
»Brrr, halt! Halten Sie sich zurück. Sie sind im Moment sehr aggressiv, Freundchen. Das ist etwas, was ich nicht ertrage.«
»Tut mir Leid. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Sie gestört habe, aber ich finde, Sie sollten mir irgendeine Anerkennung geben. Das ist für mich sehr wichtig. Und ich war Ihnen behilflich. Ich könnte noch hilfreicher sein.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind, Mehta. Ich kann Aikido. Ich kann Knochen brechen. Hören Sie, hätten Sie mir das nicht auch über E-Mail mitteilen können? Sie dürfen mit diesem Zeug nicht einfach in mein Büro reinplatzen.«
»Bitte, Darryl.«
»Knochen zermalmen. Buchstäblich zu Staub zermahlen. Ich kann mein ganzes Chi in meinen Handflächen konzentrieren.«
»Bitte, geben Sie mir meinen Job zurück. Das ist alles, worum ich bitte.«
»Hören Sie auf zu reden. Das ist ein Befehl. Mir ist nicht gut.«
»Auch für eine Probezeit. Ich werde die beste Kraft sein, die Sie jemals gehabt haben. Das schwöre ich.«
»Könnten Sie – okay, ich werde drüber nachdenken, in Ordnung? Ich werde drüber nachdenken.«
»Wirklich?«
»Hab ich doch gesagt, oder? Nein. Nein. Bleiben Sie drüben auf der anderen Seite des Schreibtischs. Einfach – okay. Ich werde drüber nachdenken.«
Arjun verließ das Büro und lebte fünf Minuten lang im Zustand einer schwachen, aber erkennbaren Hoffnung. Dann fiel eine Mail in seinen Posteingang.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Grenzen
Sie sind klinisch krank. Sie dürfen leuten das nicht antun. Es gibt ein GESETZ. Außerdem betr.: ihre anfrage/DROHUNG daran kann nichts geändert werden. Wie stellen