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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Henry kann sich um die Sache kümmern.«
    Archie nahm ihre Hände in seine und sah ihr in die Augen. »Ich
bin für sie verantwortlich«, versuchte er zu erklären.
    Debbie schloss die Augen. Dann zog sie ihre Hände zurück und
drehte sich zu den Mädchen um. Sie klatschte in die Hände.
    »Wer möchte Kuchen?«, fragte sie.
    Das Gefängnis des Staats Oregon bestand aus
mehreren Gebäuden, die sich hinter einer verputzten und von
Stacheldraht gekrönten Ziegelmauer verbargen. Das von acht Hektar
grüner Wiesen umgebene Gefängnis lag eine Autostunde südlich von
Portland, in Salem, direkt am Highway. Es beherbergte sowohl männliche
als auch weibliche Insassen und war das einzige
Hochsicherheitsgefängnis im Bundesstaat. Archie und Henry hatten seit
Gretchens Gefangennahme so viel Zeit dort verbracht, dass sie jeden
Gang und jeden Wärter kannten.
    Die Krankenstation, ein langer, fensterloser Raum von etwa
dreizehn auf zehn Metern, befand sich in der Mitte des Hauptgebäudes.
Die Betonwände waren grau gestrichen, und der Boden bestand aus
gesprenkeltem Linoleum. Der Raum enthielt nur das Nötigste. Keine
Bilder an den Wänden, damit man sich wohler fühlte. Es gab vier Betten,
jeweils mit eigenem Vorhang, um Ungestörtheit zu gewähren. Ein
schwacher Geruch nach Blut, Schweiß und Fäkalien durchdrang alles.
    Ein mit einem Kittel bekleideter Gefängnispfleger saß hinter
dem fast mannshohen Schalter neben der Tür. Er sah auf, warf einen
kurzen Blick auf ihre Besucherausweise und widmete sich wieder dem
Krankenblatt, in dem er las. Archie ging zum hinteren Teil des Raums,
wo er einen Wärter stehen sah. Gretchen hatte immer einen Wärter bei
sich.
    Er war nicht auf den Anblick vorbereitet, der sich ihm hinter
dem Vorhang bot. Gretchen war an den Handgelenken und Knöcheln mit
Lederriemen ans Bett gefesselt. Die Augen waren geschlossen. Sie trug
ein Krankennachthemd, und Archie sah starke Prellungen an beiden Armen.
Hämatome. Die Haut war geschwollen, dunkel von geplatzten Blutgefäßen.
Sie hatten sie so in ihrer Zelle gefunden. Zusammengekrümmt auf dem
Boden. Sie war positiv auf Samen untersucht wurden. Der Gedanke machte
Archie krank.
    »Lassen Sie uns einen Moment allein«, sagte Henry zu dem
Wärter.
    Der Mann schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich soll bei ihr
bleiben.«
    Henry wies mit dem Kopf auf Gretchens lang hingestreckte
Gestalt. »Sie ist ans Bett gefesselt, Andy. Nur ein paar Augenblicke.«
    Der Wärter sah auf Gretchens zerschlagenen Körper. »Ich warte
an der Tür, falls Sie etwas brauchen«, sagte er.
    Archie ging um das Bett herum zu einem Aluminiumstuhl und
setzte sich. Gretchen regte sich nicht. Er streckte die Hand aus und
schloss sie um ihre. Ihre Hand fühlte sich kalt und zerbrechlich an.
    Ihre Lider öffneten sich flatternd, und sie lächelte, als sie
ihn sah. »Das braucht es also, wenn man deine Aufmerksamkeit gewinnen
will?«, sagte sie kraftlos. An ihrem Arm war ein Infusionsschlauch
befestigt, und ihr Tonfall war schleppend und vorsichtig.
    »Wer war das?«, fragte Archie leise.
    Ihre blauen Augen wanderten zu Henry. Archie wusste, sie
wollte, dass Henry den Raum verließ, aber er hatte nicht die Absicht,
ihn darum zu bitten. Henry würde ohnehin nicht gehen.
    »Sagen Sie mir, wer es getan hat«, sagte Archie erneut.
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Das wäre eine Verletzung der
Gefängnisetikette.«
    »Also wirklich, verdammt noch mal«, sagte Henry.
    Archie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Lassen Sie das
meine Sorge sein«, sagte er zu Gretchen.
    »Hast du Angst um mich?«, fragte sie und musterte ihn. »Das
ist lieb von dir. Aber es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen.«
Sie senkte die Stimme zu einem falschen konspirativen Tonfall. »Sondern
die Leute vor mir zu schützen.«
    »Verstehen Sie mein Interesse nicht falsch«, sagte Archie.
»Sie befinden sich in Obhut des Bundesstaats. Ich bin Angestellter des
Bundesstaats. Solange wir nicht alle Ihre Mordopfer gefunden haben,
liegt Ihr Wohlergehen im Interesse des Staats.«
    »Ach, immer so romantisch«, sagte sie und seufzte. Sie drehte
den Kopf in Richtung Henry. Sie hatte eine Kunstform daraus gemacht,
ihn zu ignorieren. Sie hatte noch nie auf irgendeine Äußerung von ihm
geantwortet und bestritt ganze Unterhaltungen mit Archie, als ob Henry
gar nicht im Raum wäre. »Sag mir eines, Liebling«, begann sie und sah
Henry an, sprach aber zu Archie. »Kannst du fühlen, dass deine Milz
nicht mehr da ist? Tut es

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