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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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hatte.
    Es war Mitte des Vormittags, und sie warteten immer noch auf
den Laborbericht über die neuen Leichen. Archie warf einen Blick auf
Susan Wards Artikel im Herald, der auf seinem
Schoß lag. Geheimnisvolles Kind führt Polizei zu neuen
Leichen. Die Geschichte hatte es nicht einmal auf die
Titelseite geschafft. Sie stand im Lokalteil, an den Rand gedrängt von
der laufenden Berichterstattung über den Tod des Senators. Vielleicht
würden die Eltern des geheimnisvollen Jungen den Artikel sehen und sich
alles zusammenreimen. Archie wollte zumindest Henry beweisen, dass er
nicht dabei war, verrückt zu werden. In der Zwischenzeit behielten sie
den Königspudel in Gewahrsam. Auf die winzige Chance hin, dass er
irgendwelche Hinweise kackte.
    Archie berührte seine rechte Seite, wo dieser hartnäckige
Krampf wieder spürbar war. Das Vicodin schien nicht dagegen zu helfen.
    Er öffnete die Schreibtischschublade, und da war Gretchen. Er
war letzte Nacht zu dem Baumstamm zurückgelaufen und hatte das Buch
geholt. Er hatte sich gesagt, er wolle keinen Müll zurücklassen, wolle
nicht, dass es die Kriminaltechniker fanden, wolle einen Schlussstrich
ziehen, indem er das Ding anzündete und so fort. Aber wieso hatte er es
dann ins Büro mitgenommen, den Schlamm abgewischt und in seine
Schreibtischschublade gelegt?
    Raul Sanchez schaute zur Tür herein, und Archie stieß die
Schublade rasch zu. Sanchez hatte FBI-Mütze und Windjacke gegen einen
braunen Anzug und eine Krawatte eingetauscht. Man merkte kaum, dass es
eine zum Anstecken war. »Ein Treffen mit dem Bürgermeister«, erklärte
er. »Es gibt eine öffentliche Trauerzeremonie unten im Waterfront Park,
mit allem Drum und Dran. Redner. Zelte. Der Verkehr im Zentrum wird
stundenlang ein einziges Chaos sein.«
    »Ich habe andere Pläne«, sagte Archie. Es stimmte. Er wäre
aber ohnehin nicht zu Lodges Begräbnis gegangen.
    »Die Messe für Parker?«, fragte Sanchez.
    »Ja«, sagte Archie. Parkers Beerdigung war am Nachmittag. Ohne
Zelte. Und ohne Polizei zur Überwachung des Verkehrs. Die Familie
musste Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, um die Formalitäten
so schnell hinzukriegen. Archie ahnte warum.
    Sanchez zögerte und rieb sich den Nacken. »Sein
Blutalkoholspiegel lag bei zwei Komma vier Promille.« Er sah Archie
bedeutungsvoll an, dann kratzte er sich das bärtige Kinn. »Ich dachte,
es interessiert Sie.«
    Archie schloss die Augen. »Scheiße.« Die Beerdigung war gerade
noch rechtzeitig.
    »Wir warten mit der Veröffentlichung bis morgen, bis nach der
Beerdigung«, sagte Sanchez.
    »Danke«, sagte Archie.
    Sanchez wandte sich zum Gehen.
    »Sie haben meine Nachricht bekommen, wieso sich Parker mit
Lodge traf?«, fragte Archie. »Die Geschichte von Susan Ward?«
    »Verrückte Sache«, sagte Sanchez und hielt inne. Dann zuckte
er mit den Achseln. »Ändert aber nichts an dem Bluttest.«
    Archie seufzte, lehnte sich in seinem Sessel zurück und
faltete die Hände vor der Brust. Die Tablettendose drückte gegen seinen
Schenkel. Gretchen Lowell lächelte in seiner Schublade. »Nein«, sagte
er.
    Susan fummelte an der weißen Biese ihres
braunen Kleids herum. Sie hatte sich gegen Schwarz entschieden. Es war
zu begräbnisartig. Das braune Kleid war altmodisch, kurze Ärmel, mit
weißen Biesen und zwei großen weißen Knöpfen auf der Brust. Ihr
türkisfarbenes Haar hatte sie im Nacken zusammengesteckt. Es erschien
ihr irgendwie zu bunt, zu wenig respektvoll für den Anlass.
    In der Kirche hatte sich eine ziemlich große Menschenmenge
eingefunden, wahrscheinlich ein paar Hundert Leute. Susan kannte viele
Gesichter von der Zeitung. Die hölzernen Kirchenbänke waren voll, und
es gab nur noch Stehplätze im hinteren Teil. Der Regen war
weitergezogen, Sonnenlicht strömte durch die Buntglasfenster und warf
farbige Trapeze auf den Holzboden.
    Parker ruhte im Vorderteil der Kirche in einer glasierten
Keramikurne. Susan saß in der dritten Reihe. Sie war zu früh gekommen.
Susan kam fast nie zu früh. Aber sie war eine Stunde vor der Zeremonie
eingetroffen, und nachdem sie zwanzig Minuten lang weinend auf dem
Parkplatz in ihrem Wagen gesessen hatte, war sie in die Kirche gegangen
und hatte einen Platz ganz vorn bekommen.
    Sie sah Derek im hinteren Teil mit einigen anderen Reportern
der Lokalredaktion sitzen. Er versuchte, Blickkontakt mit ihr
herzustellen, aber sie wich ihm aus.
    Dann sah sie Archie Sheridan mit seiner Familie hereinkommen
und ein paar Reihen hinter

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