Grazie
im Bad gefunden.«
Opferidentifikation aufgrund der Haarfarbe. Archie konnte sich
das Treffen mit der Staatsanwaltschaft lebhaft vorstellen. Vidal
Sassoon als Gutachterzeuge. »Sie sind nicht beleidigt, wenn ich es
anhand der zahnmedizinischen Aufzeichnungen nachprüfe?«, fragte er. Es
war verrückt. Eine vage Vermutung. Basierend auf Haarfärbemittel. Aber
er konnte es nachprüfen. Archie holte sein Handy hervor und rief
Lorenzo Robbins an. Er geriet an seine Mailbox und hinterließ eine
Nachricht mit den Einzelheiten über Molly Palmer, die er kannte. Sie
war in Portland auf die High-School gegangen. Gut möglich, dass
irgendwo ihre Röntgenbilder archiviert waren. »Wann haben Sie zuletzt
mit ihr gesprochen?«, fragte Archie freundlich.
Susan schüttelte den Kopf. »Ich konnte sie nicht erwischen.
Aber so war sie manchmal. Ich wusste, dass sie wegen der
Veröffentlichung der Geschichte nervös war.« Sie zog an den Ärmeln
ihres Pullovers. »Sie war blond. Sie hatten gesagt, die Frau im Park
hatte rotes Haar. Molly war blond.«
»Hat Molly Drogen genommen?« Sie würden das Ergebnis der
toxikologischen Untersuchung erst in sechs Wochen bekommen, aber es sah
nach Tod durch Überdosis aus.
»Ja«, sagte Susan.
Sie hatte also rotes Haar. Sie wurde vermisst. Und sie war
Drogenkonsumentin. »Heroin?«, fragte Archie.
»Sie hat sich das nicht selbst angetan«, sagte Susan mit
zittriger Stimme. »Und Parker war nicht betrunken.« Sie lachte traurig.
»Parker war immer betrunken. Aber nie so. Er war nie betrunken genug,
um von einer gottverdammten Brücke zu fahren.« Ihre Hände waren nun
gänzlich in den Ärmeln ihres Pullovers verschwunden, die Arme
verschränkt. »Molly nahm kein schlechtes Heroin. Sie war eine Süchtige.
Sie muss eine vertrauenswürdige Quelle gehabt haben.« Susan sah Archie
aus großen, algengrünen Augen an. »Jemand hat sie getötet, Archie.
Lodge ist gedemütigt worden. Er muss Molly dazu gebracht haben, sich
mit ihm zu treffen, und hat ihr vergiftetes Dope gegeben oder was, und
dann hat er Parker mit sich von dieser Brücke genommen.«
Verdammt. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. »Ich muss alle
Ihre Unterlagen zu der Lodge-Geschichte sehen«, sagte Archie. »Alles,
was Sie haben.«
Susan fuhr zusammen und schüttelte den Kopf. »Das kann ich
nicht machen. Ich kann nicht einfach meine Aufzeichnungen der Polizei
aushändigen.« Sie blickte auf die tote Frau und schüttelte immer weiter
den Kopf. »Parker hätte das nie getan.«
Archie sah auf die Uhr. Es war kurz vor neun. Wenn sie
Gretchen nach Lawford brachten, würden sie wahrscheinlich die I-5
nehmen und dann hinüber zur 84 nach Osten. Das hieß, sie würden durch
Portland kommen. Er konnte Gretchen geradezu spüren. »Sind Sie mit dem
Auto hier?«, fragte er Susan.
»Ja«, sagte sie.
»Können Sie mich fahren?«, fragte Archie. »Ich möchte Ihnen
etwas zeigen.«
Susan bewegte sich nicht.
»Vertrauen Sie mir, Susan.«
Sie war einen Moment still. Archie konnte Wasser in einem Rohr
an der Decke fließen hören, als hätte jemand über ihnen eine
Toilettenspülung betätigt oder eine frische Leiche für die Autopsie
abgespritzt. Dann löste Susan ihre Arme aus der Verschränkung und schob
die Ärmel bis zum Ellbogen zurück. »Okay«, sagte sie. »Fahren wir.«
Archie tippte eine Nummer in sein Handy. Als sich Henry
meldete, sagte er: »Ich komme erst später am Vormittag. Ich zeige Susan
diesen Karton von Parker.«
Sie waren bei Archie zu Hause. Susan war
schon einmal dort gewesen, um Debbie Sheridan für ihr Porträt von
Archie und die Soko Beauty Killer zu interviewen. Sie sah, wie Archie
auf der Eingangsstufe stand. Er hielt seine Schlüssel einen Moment lang
in der Hand und sah sie an, als wären sie etwas Trauriges und
Kostbares, ehe er sie ins Schloss steckte und die Tür aufstieß.
Im Haus roch es immer noch leicht nach Frühstück. Salz und
Fett. Eier. Susan stellte sich die ganze Familie Sheridan um den
Küchentisch versammelt vor, wie sie sich gemeinsam die Arterien
verstopften und einander bewundernd ansahen. Einmal, als Susan zehn
gewesen war, hatte Bliss beschlossen, von nun an Frühstück zu machen.
Sie hatte das ganze Wochenende lang selbst gemachtes Knuspermüsli
gebacken und es Susan in der darauf folgenden Woche jeden Morgen zu
essen gegeben. Es hatte einen Monat gedauert, bis Susans Verdauung
wieder normal gewesen war.
»Hier entlang«, sagte Archie und ging einen mit Teppichboden
ausgelegten Flur
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