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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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entlang.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Susan.
    »In mein Arbeitszimmer.«
    Sie folgte ihm in einen großen Raum. Er enthielt einen
Schreibtisch, mit Büchern vollgestopfte Regale, einen alten Fernseher,
gerahmte Bilder und Belobigungen an den Wänden, Wandtafeln mit mehreren
Schichten Papieren darauf, und ein Schlafsofa, das nach der Nacht noch
nicht wieder zurückverwandelt war. Sie bemühte sich, nicht sichtbar auf
das Schlafsofa zu reagieren. Archie Sheridan schlief also nicht bei
seiner Frau. Oder Exfrau. Oder was immer. Es ging sie nichts an.
Eigentlich.
    Er sagte kein Wort zur Erklärung. Es schien ihm nicht einmal
aufzufallen. Er ging zum Schrank und klappte vorsichtig die
Ziehharmonikatüren auseinander. Dann zog er an einer Kette, und das
Schranklicht ging an.
    An die Rückwand des Möbels waren Dutzende von Fotos geheftet.
Manche waren Schnappschüsse. Manche waren im Leichenschauhaus
aufgenommen worden. Alle zeigten Opfer von Gretchen Lowell.
    »Großer Gott«, entfuhr es Susan.
    Er sagte nichts. Er bückte sich nur und zog eine große
Pappkartonschachtel heraus. Dann noch eine. Und noch eine. Die
Schachteln waren aus starkem, weißem Karton und hatten Deckel und
Aussparungen an den Seiten, damit man sie tragen konnte. Auf jeden
Karton hatte jemand mit rotem Filzstift die Worte Beauty Killer
geschrieben. Susan kannte die enge Handschrift. Es war die von Quentin
Parker.
    »Das sind seine Aufzeichnungen«, sagte Archie nüchtern und
stellte die dritte Box auf die zweite.
    »Woher haben Sie die?«, fragte Susan.
    Archie setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm einen
Kugelschreiber zur Hand und begann, ihn in den Fingern zu drehen. »Er
hat sie mir geliehen.«
    »Wieso?«
    »Er hat viele Leute interviewt. Ich habe ihn gefragt, ob ich
die Abschriften sehen dürfe.« Er warf den Kugelschreiber in die Luft
und fing ihn auf. »Als Hilfe bei unserem Identifizierungsprojekt.«
    Susan sah die Kartons an, dann Archie. »Er hat Ihnen seine
Aufzeichnungen gegeben?«
    »Geliehen«, sagte Archie. »Und jetzt leihe ich sie Ihnen.«
    Susan ging zu dem Stapel der Kartons und fuhr mit der Hand
über den Deckel des obersten. Parkers Aufzeichnungen. Fast dreizehn
Jahre Recherche über den Fall Beauty Killer. Susan spürte, wie sich ein
Lächeln über ihr Gesicht ausbreitete, doch dann rief sie sich sofort
zur Ordnung. Himmel, sie war so ein Arschloch. Parker war tot, und sie
fledderte, was von ihm übrig war. Sie war nicht besser als Ian oder all
die andern. Aber sie nahm die Hand nicht von der Schachtel. »Parker hat
einmal einen Monat im Gefängnis verbracht, weil er sich weigerte, einen
Drogenhändler zu identifizieren, den er porträtiert hatte.«
    »Ich weiß«, sagte Archie. Seine Stimme war so leise, dass sie
ihn kaum hörte. »Das hier war etwas anderes. Gretchen war bereits
verhaftet.« Er legte den Kugelschreiber vor ein kleines, gerahmtes
Bild, das auf seinem Schreibtisch stand. Susan konnte es nicht sehen,
stellte sich aber vor, dass es seine Familie um den Weihnachtsbaum
versammelt zeigte, oder vor einem rustikalen Zaun aufgereiht. »Ich
wollte, dass sie zugibt, Heather Gerber ermordet zu haben«, fuhr Archie
fort. »Das Mädchen im Park, vor dreizehn Jahren. Sie hat sich
geweigert. Niemand hat einen feuchten Dreck auf Heather gegeben.« Er
rückte den Rahmen zurecht, verschob ihn leicht. »Außer Parker.«
    »Und Ihnen«, sagte Susan leise.
    Archie kratzte sich an der Stirn, genau über einer Augenbraue.
Er blickte immer noch auf den Rahmen. »Gretchen hatte Heathers Hirn mit
Hilfe einer Häkelnadel durch die Nase herausgezogen.« Er klang müde,
seine Stimme war gefühllos. »Man merkte es von außen nicht. Der Kopf
sah aus, als sei er das Einzige, was Gretchen nicht verstümmelt hatte.
Der Leichenbeschauer rief mich spätabends an, und ich fuhr ins
Leichenschauhaus, er hob die Schädeldecke an, und wo ihr Gehirn sein
sollte, war nur Brei.« Er kratzte sich wieder an der Augenbraue. »Es
sah aus wie Kuchenteig.«
    »Das war Ihr erster Mordfall, nicht wahr?« Susan setzte sich
auf die Schreibtischkante und beugte sich vor, sodass sie ihre Hand auf
die Innenseite von Archies Handgelenk legen konnte. Es war idiotisch.
Vollkommen unangebracht. Aber sie spürte plötzlich den Drang, die Hand
auszustrecken. Sie konnte seinen Puls fühlen.
    Einen Moment lang rührte sich keiner von beiden. Dann drehte
er seine Hand um und nahm ihre. Ihr Herz schlug schneller, und sie
verspürte einen kleinmädchenhaften Drang

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