Grazie
in
sich aufnahm. Sie drückte das Handtuch fester in die Fasern. »Schon in
Ordnung«, sagte sie wieder, kaum vernehmbar.
»Susan«, sagte Archie lauter. »Lassen Sie es.«
Sie sah zu ihm hinauf, nahm die Hände vom Handtuch und nickte.
»Was ist mit Debbie und den Kindern?«, wandte sich Archie an
Henry.
»Ich habe Einheiten losgeschickt, die sie abholen«, sagte
Henry.
Archie nickte, sein Herzschlag verlangsamte sich allmählich.
»Was ist passiert?«
»Wir haben nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Henry. Sein
Gesicht rötete sich, und er hatte eine Hand im Nacken. »Sie haben
unmittelbar südlich der 205 zum Tanken gehalten. Gretchen war praktisch
an Händen und Füßen gefesselt. Zwei Deputys des Sheriffs fuhren mit
ihr. Ein Kassierer der Tankstelle bemerkte, dass sich der Wagen geraume
Zeit nicht von der Zapfsäule fortbewegt hatte und ging nachschauen. Er
fand eine weibliche Deputy tot vor. Gretchen und der männliche Deputy
waren verschwunden.«
Archie schüttelte den Kopf. Sie hatte die ganze Sache geplant,
verdammt noch mal. Kein Zweifel, sie hatte den männlichen Deputy
überzeugt, ihr zu helfen. Jetzt war der Mann sicher tot. Sogar in ihrem
jetzigen Zustand war Gretchen gefährlich. Wenn sie überhaupt so
verletzt war, wie sie behauptete. »Mist«, sagte Archie. Sie waren die
größten Volltrottel im ganzen verfluchten Universum. Er setzte sich auf
den Rand seines Schreibtischs und fing leise zu lachen an.
»Findest du das komisch?«, fragte Henry, dem nicht nach Lachen
zumute war.
»Sie hatte es geplant«, erklärte Archie. »Sie wollte verlegt
werden. Verstehst du nicht? Der Überfall im Gefängnis. Sie hat nicht
mich manipuliert.« Er zeigte mit dem Finger auf Henry, Henry, der alles
für ihn tun würde, der eine Gefangene verlegen, der das
Identifizierungsprojekt beenden würde, wenn er glaubte, dass es Archie
aus dem seelischen Gleichgewicht brachte. »Sie hat dich manipuliert.«
Henry sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, und Archie
konnte erkennen, dass sein Freund langsam begriff.
Henry fuhr sich mit der Hand wütend über den kahlen Schädel.
»Sie wusste, wie du reagieren würdest«, sagte er. »Und sie wusste, was
ich dann tun würde.«
»Natürlich wusste sie es«, sagte Archie.
»Genug«, sagte Claire. »Wir müssen uns um deinen Schutz
kümmern.«
Aber Archie rührte sich nicht. »Wie hat sie die Deputy des
Sheriffs getötet? Sie tötet normalerweise nicht schnell. Wie hat sie es
gemacht?«
Claire sah Henry an. »Sie hat ihr die Kehle durchgeschnitten«,
sagte sie.
»Sie hatte ein Messer?«, fragte Archie.
»Das wissen wir nicht«, sagte Henry.
Susan, die auf dem Teppich gesessen hatte, stand auf. Ihre
Hände zitterten nicht mehr, und sie zog an einer Strähne ihres Haars.
»Ich will ja nicht den Eindruck erwecken, als ging es mir nur um meinen
Vorteil«, sagte sie, »aber wurden die Medien schon informiert?«
»Wir lassen vorerst nichts verlauten«, sagte Henry. »Der
Bürgermeister befürchtet eine Panik.«
»Sie wird jemanden töten«, sagte Archie. Er sah von Henry zu
Claire, wollte sie dazu bringen, dass sie verstanden. »Sie liebt es,
Menschen zu töten. Sie hatte fast drei Jahre keine Gelegenheit,
jemanden langsam zu töten, so wie sie es gern hat. Wir müssen die Leute
warnen.«
Claire sah auf die Uhr. »Wir müssen los«, sagte sie zu Henry.
»Nein«, sagte Archie, schüttelte den Kopf und blieb
entschlossen auf dem Schreibtisch sitzen. »Sie muss mich finden können.«
»Das ist das exakte Gegenteil von dem, was passieren muss«,
sagte Claire.
»Wollt ihr sie fangen?«, fragte Archie.
»Sie ist wahrscheinlich inzwischen dabei, das Land zu
verlassen«, sagte Henry.
Archies Handy läutete. Er holte es aus der Tasche und schaute
auf das Display. ›Unbekannter Anrufer‹ stand dort. »Nein«, sagte
Archie, »ist sie nicht.«
»Ja?«, sagte er ins Telefon.
»Hallo, Liebling«, gurrte Gretchens Stimme aus dem Gerät.
Erleichterung erfasste ihn wie eine Woge, die alle Angst und
Übelkeit fortspülte. Er rutschte vom Schreibtisch und sank auf den
Boden. Seine Finger, die das Handy hielten, waren kalt, aber sein
Körper fühlte sich heiß an, er schwitzte im Nacken. In diesem Moment
wurde ihm klar, dass er keine Angst vor ihr hatte.
Er hatte Angst davor, sie nie mehr zu sehen.
»Schön, von Ihnen zu hören«, sagte er.
_21_
A rchie bemühte sich, alle Leute im Raum
auszuschließen, sich nur auf das Telefon zu konzentrieren, das er an
sein Ohr
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