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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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sie.
    »Das ist alles Ihre Schuld! Hätten Sie die Sache ruhen
lassen …« Er fing sich, ballte die Hand und zog sie zurück.
»Jedenfalls ist die Geschichte noch nicht draußen.« Er nickte ein
paarmal für sich. »Wenn wir Glück haben, wird niemand eine Verbindung
zwischen Molly Palmer und dem Senator herstellen.«
    »Sie war die Babysitterin seiner Kinder«, sagte Susan.
»Außerdem stehe ich genau vor Ihnen.« Sie winkte. »Hallo, Journalistin.«
    Buddy fuchtelte mit der Hand durch die Luft, als wollte er
eine Biene verscheuchen. »Die Presse wird trotzdem ein paar Tage
brauchen.« Er wandte sich an Susan. »Halten Sie es so lange zurück.«
    Susan legte beleidigt das Gesicht in Falten. »Sie können mir
nicht befehlen, einen Artikel zurückzuhalten.«
    »Ich habe es bereits getan. Glauben Sie, es war die Idee des Herald, die Sache nach dem Tod des Senators nicht zu bringen?«
    »Das ist Zensur.« Susan sah Archie hilflos an. »Das ist
staatliche Zensur.«
    Archie beugte sich leicht vor, in der Hoffnung, den grimmigen
Schmerz ein wenig zu lindern, der sich unter seinem Rippenbogen
aufgebaut hatte. Es funktionierte nicht. Buddys klingelndes Handy
machte ihn wahnsinnig.
    »Alles okay bei dir?«, fragte Henry.
    Archie sah Buddy an. »Hast du Fergus angerufen?« Fergus war
von der ersten Minute an, in der sie Archie nach seinen zehn Tagen bei
Gretchen ins Krankenhaus gerollt hatten, sein Arzt gewesen. Er war
einer der besten Unfallchirurgen der Vereinigten Staaten. Und er war
diskret.
    »In seinem Büro sagten sie, sie würden ihn hierher schicken«,
antwortete Buddy.
    »Ich dachte, es war nur gespielt«, sagte Henry. Er kam um das
Sofa herum und kniete neben Archie nieder. »Damit sie anruft.«
    Archie sah, wie sich der Haarriss im Verputz hinter Henry
auszubreiten begann, er kroch langsam die babybreigelbe Wand hinauf,
bis er ein kleines Herz bildete. »Es war halb gespielt«, sagte Archie.

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    F ergus fuhr mit seiner kalten Hand über die
nackte Haut von Archies Rippenbogen. Archies Hemd war offen, er saß auf
dem Bett. Buddy war mit Debbie und den Kindern nach unten gegangen, um
etwas zu essen. Henry und Susan warteten im Wohnzimmer.
    Fergus drückte die Finger in Archies vernarbte Haut. »Ihre
Leber ist dabei zu versagen«, erklärte er.
    Gretchen hatte offenbar recht.
    Fergus bewegte die Hände nach oben und betastete die
Lymphknoten unter Archies Kiefer. Seine Hände wurden nicht wärmer. Er
trug normalerweise eine Fliege, aber heute hatte er Khakis und ein
Golfhemd an. »Zirrhose«, sagte Fergus. »Wie schwer, weiß ich erst, wenn
ich ein paar Laborergebnisse habe.«
    Da hatte er es. Im Park auf der anderen Straßenseite fand am
Samstag ein Bauernmarkt statt, Archie hörte leise die Geräusche
umherwogender Menschenmengen und eine Band, die Grateful-Dead-Songs
nachspielte. »Die Tabletten?«, fragte er.
    Fergus sah Archie über seine Brille hinweg an. »Sie müssen sie
aufgeben.«
    »Ich habe Schmerzen.«
    Fergus nahm die Brille ab und rieb die Linsen mit dem Hemd
sauber. »Wenn Sie die Pillen sofort absetzen«, sagte er, »besteht die
Chance, dass Ihre Leber sich von allein regeneriert.« Er hielt die
Brille schräg nach oben ins Licht und prüfte sie. Dann fuhr er fort,
sie zu säubern. »Wenn Sie die Pillen weiter nehmen, brauchen Sie
entweder eine Lebertransplantation, oder Sie werden sterben.« Er setzte
die Brille auf und sah Archie ernst an. »Und Lebertransplantationen
werden nur durchgeführt, wenn Sie vorher sechs Monate lang clean waren.«
    Archie begann, sein Hemd zuzuknöpfen. »Klingt vernünftig.«
    »Das ist kein Witz.«
    Archie sah Fergus an. Er hatte ein schlechtes Gefühl ihm
gegenüber. Der Mann hatte ihn von Anfang an behandelt. Hatte ihm das
Leben gerettet. Die Regeln umgangen. Hatte ihm Rezept um Rezept
ausgestellt. »Und wenn ich weniger nehme?«, fragte Archie.
    »Hören Sie ganz damit auf«, sagte Fergus. »Hören Sie auf zu
trinken. Nehmen Sie das harntreibende Mittel gegen das Ödem. Essen Sie
salzarm. Wenn Sie eine Schwellung im Unterleib feststellen, können wir
eine Nadel durch die Bauchdecke einführen, um Flüssigkeit aus der
Bauchhöhle zu entfernen.«
    »Wie schlimm wird es werden?«, fragte Archie.
    Fergus rollte Archies Ärmel hoch, zog einen Venenstauer aus
seiner Arzttasche und band ihn um Archies Unterarm. »Wenn Sie anfangen,
Blut zu erbrechen oder Änderungen Ihrer mentalen Funktionen bemerken,
rufen Sie mich an, oder begeben Sie sich in eine

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