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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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»töten Sie
niemanden mehr, okay?«
    »Tut es weh?«, fragte sie.
    Archies Hand wanderte zu dem dumpf bohrenden Schmerz unter den
Rippen. »Ja.«
    Er konnte sie beinahe durchs Telefon lächeln hören. »Gut.«
    Die Leitung war tot, und erst jetzt merkte Archie, wie fest er
das Telefon umklammert hatte. Seine Finger schmerzten davon. Er legte
es auf den Tisch und spreizte die verkrampfte Hand ein paarmal. Er trug
seit fast zwei Jahren keinen Ehering mehr, aber noch immer kam ihm
seine Hand ohne ihn nackt vor.
    Henry, der mit den Händen im Nacken hin und her gelaufen war,
blieb stehen und schlug mit der Faust an die Wand. Bei dem Geräusch
drehten sich alle zu ihm um. »Scheiße«, sagte Henry und schüttelte die
Hand aus. Ein feiner Riss im Verputz zeigte die Einschlagstelle an.
    Buddy setzte sich auf eine Sessellehne. »Niemand weiß von den
Anrufen.« Er sah alle der Reihe nach an. »Und es bleibt in diesem Raum.«
    Debbie, die auf dem Sofa gesessen und die Hände im Schoß
geballt hatte, stand auf und ging ohne ein Wort ins Zimmer der Kinder.
    Archie hatte ihr so viel zu sagen, zu erklären, aber es würde
warten müssen.
    Die Tür zur Suite wurde aufgerissen, Archie und Henry drehten
sich um. Susan Ward stand im Eingang. Sie war ganz in Schwarz
gekleidet, und ihr türkisfarbenes Haar leuchtete wie die Spitze einer
Flamme über dem vor Wut geröteten Gesicht. »Sie haben dieser verdammten
Charlene Wood ein Interview gegeben?«

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    W ann habt ihr die unbekannte Tote
identifiziert?«, fragte Buddy leise.
    Susan sah fuchsteufelswild aus. »Das war mein Knüller. Ich
habe sie identifiziert. Es war meine Geschichte.« Sie sah zu Archie,
der auf dem Boden saß, dann zu Henry, der sich die Hand hielt, und
schließlich zu dem spinnwebartigen Riss in der Wand neben ihm. »Was ist
hier los?«, fragte sie.
    Archie zog sich hoch und setzte sich auf das Sofa, auf den
Platz, wo Debbie zuvor gesessen hatte. Das Kissen war noch warm. »Ich
musste es ins Fernsehen bringen«, sagte er zu Susan.
    »Weißt du genau, dass sie es war?«, fragte Buddy Archie.
    Susan blieb fast der Mund offen. »Sie wussten Bescheid?«,
stieß sie aus und sah Buddy aus zusammengekniffenen Augen an. »Sie
wussten über Lodge und Molly Bescheid?«
    Er zuckte abwehrend mit den Achseln. »Ich hatte im Lauf der
Jahre dieselben Gerüchte gehört wie alle anderen.«
    »Aber du kanntest ihren Namen«, sagte Archie leise.
    »Es war eine Affäre«, entgegnete Buddy. »Herrgott noch mal,
sei bloß nicht so selbstgerecht. Hast du in der ganzen Zeit, seit du
mit Debbie zusammen bist, nie daran gedacht, mal fremdzugehen?«
    Der Adrenalinstoß, den Gretchens Anruf hervorgerufen hatte,
ebbte ab, und Archie war wieder elend zumute, Magensäure stieg in seine
Kehle.
    »Sie war vierzehn«, sagte Susan.
    Buddys Gesicht lief rot an. »Ich dachte, sie war älter«, sagte
er. »Achtzehn.«
    Ein Handy begann zu läuten. Für einen Sekundenbruchteil dachte
Archie, es könnte noch einmal Gretchen sein, aber es war der falsche
Klingelton. Er legte den Kopf auf die Sofalehne zurück und schloss die
Augen. Sein Kopf tat weh. Seine Seite schmerzte. Seine Haut fühlte sich
an, als würden Ameisen darüber laufen. »Susan hat sie identifiziert.
Wir haben die zahnärztlichen Unterlagen verglichen. Sie ist es.« Er sah
zu dem zweiten Schlafzimmer, wo Debbie mit den Kindern war. Die Tür
blieb weiter geschlossen. Er wandte sich wieder den anderen zu.
    Das Handy läutete immer noch.
    »Will niemand rangehen?«, fragte Archie müde.
    »Das kann warten«, sagte Buddy und klopfte auf das lederne
Etui an seinem Gürtel. Er stand auf. »Da wird aber politisch die Kacke
am Dampfen sein, Freunde«, sagte er. »Wenn die Affäre herauskommt.«
    »Es ist keine ›Affäre‹, wenn das Mädchen vierzehn ist und der
Mann fünfzig«, sagte Susan. »Es ist Missbrauch einer Minderjährigen.«
    Archie seufzte. Musste er es ihnen buchstabieren? »Es ist mehr
als das, Buddy«, sagte er. Es war ein Mordmotiv.
    Susan machte einen winzigen Schritt nach vorn. Ihre Stimme war
kaum mehr als ein Flüstern. »Sie glauben, Lodge hat Molly getötet?«
    Henry, der sich die verletzten Knöchel an den Mund gehalten
hatte, ließ die Hand sinken. »Großer Gott«, sagte er.
    »Nein«, sagte Buddy. »Ich habe für den Mann gearbeitet. Zu
einem Mord war er nicht fähig.«
    Susan biss sich auf die Unterlippe. »Er war dazu fähig, eine
Vierzehnjährige zu ficken und es fünfzehn Jahre lang zu vertuschen«,
sagte

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