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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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gewesen. »Sie war seit fünfzehn Jahren tot für
uns«, hatte er gesagt. Sie hatten noch eine Tochter, hatte der Vater,
ein Anwalt, erklärt. Sehr erfolgreich. Zwei Kinder. Der Mann im
Investmentbankgeschäft. Es war immer klug, eine Reserve zu haben.
    Buddys ganze Haltung wurde steif. Er räusperte sich, hüstelte
ein wenig. »Um bei der Sache zu bleiben«, sagte er. »Ich will der
Öffentlichkeit nur noch einmal versichern, dass wir alles tun, um sie
zu schützen.«
    Archie legte die Hand an seine schmerzende Seite und drückte
sie auf den Stoff des Hemds. Sein Magen rebellierte. Er sah auf. Die
Kamera lief noch. Buddy faselte immer weiter. Archie versuchte, sich an
der Tischkante abzustützen, damit es echt aussah. Es war nicht schwer.
Der Schmerz und die Übelkeit waren tatsächlich da – es kam nur
darauf an, davor zu kapitulieren. Er schaute wieder zur Kamera hinauf,
wartete, bis Buddy eine Pause machte, damit der Kameramann Zeit hatte,
zu reagieren. Schließlich holte Buddy Luft, und Archie rutschte vom
Sofa auf seine Knie.
    »O mein Gott«, sagte Buddy.
    »Film weiter«, hörte Archie Charlene bellen.
    Debbie war im nächsten Augenblick bei ihm und nahm sein
Gesicht in die Hände. »Archie?«, sagte sie. Sie legte ihn auf den
Teppich. »Archie?«, wiederholte sie. Sie beugte sich über ihn, ihr
erschrockenes Gesicht war nur Zentimeter von seinem entfernt.
    Archie nahm ihre Hand und drückte sie. »Wart einen Moment«,
flüsterte er.
    Sie neigte verwirrt den Kopf.
    Henry stürmte zwischen Archie und die Kamera. »Das Interview
ist vorbei«, sagte er.
    »Archie Sheridan ist zusammengebrochen«, hörte Archie Charlene
sagen. »Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald wir weitere
Informationen haben. Damit zurück zu dir, Jim.« Der Kameramann musste
daraufhin aufgehört haben zu filmen, denn die Reporterin fügte an:
»Verdammte Scheiße.«
    »Raus«, sagte Henry. »Sofort. Alle raus hier.«
    »Soll ich einen Notarzt rufen?«, fragte Buddy.
    »Nein«, sagte Archie. »Holt Fergus.«
    Henry schob Charlene Wood und ihre Crew eigenhändig zur Tür
hinaus, ihr Hintergrundschirm blieb hinter dem Sofa stehen.
    Archie hörte, wie die Tür zum Zimmer der Kinder aufging, und
einen Moment später kniete Sara neben ihm. »Daddy?«, fragte sie.
    »Mir geht es gut«, sagte Archie. Er hob die freie Hand und
wischte eine Träne von Saras feuchter, rosiger Wange. »Alles in
Ordnung.«
    Sara sah nach unten und bemerkte sofort, was sonst niemandem
aufgefallen war. »Was ist mit deiner Hand los, Daddy?«
    Archie zog sich in eine sitzende Stellung hoch. Ben stand am
Ende des Sofas. »Bring deine Schwester in euer Zimmer zurück«, forderte
Archie ihn auf. Ben streckte die Hand aus, und Sara warf noch einen
Blick auf ihren Vater, ehe sie Ben folgte.
    »Was geht hier vor?«, fragte Debbie mit ausdrucksloser Stimme.
    »Psst«, sagte Archie. »Bitte. Seid alle mal still.«
    »Archie?«, sagte Henry.
    »Warte einfach.«
    Er schloss die Augen und versuchte, das Geräusch mit
Willenskraft herbeizuführen.
    Und dann hörte er es tatsächlich. Sein Handy läutete.
    Gretchen hatte die Nachrichten gesehen.

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    A lles in Ordnung?«, fragte Gretchen.
    Archie machte Henry ein Zeichen, und Henry klappte
augenblicklich sein eigenes Handy auf, um den eingehenden Anruf
zurückverfolgen zu lassen.
    Archies Herz hämmerte in der Brust, und er hatte Mühe, seine
Stimme unaufgeregt klingen zu lassen. »Besorgt um mich?«
    »Du hast geschwollen ausgesehen, Liebling«, sagte sie. »Es ist
das Ödem. Deine Leber spielt nicht mehr mit.«
    Er sah auf seine freie Hand hinab. Die Handfläche war
scharlachrot, die Finger gedunsen vor Flüssigkeit. Er schloss die Hand
zur Faust und steckte sie unter die Achsel. »Ich will Sie sehen.«
    Er konnte sie atmen hören. Ihre langen, leichten Atemzüge
ließen seine eigene Atmung noch erstickter klingen. »Bald«, sagte sie.
    »Dann sind Sie also noch in der Gegend?«, fragte Archie und
blickte zu Henry hinauf, um sich zu vergewissern, dass er es gehört
hatte.
    Sie holte wieder Luft, atmete langsam aus. »Ich will in deiner
Nähe sein.«
    »Wo sind Sie?«, fragte Archie.
    »Wo bist du?«
    Henry sah Archie an und schüttelte den Kopf. Archie wusste,
was es bedeutete. Gretchen benutzte ein Handy mit im Voraus bezahltem
Guthaben. Es ließ sich nicht zurückverfolgen. Sie würde das Gespräch
beenden und fröhlich ihrem Tagwerk nachgehen, und sie hatten keine
Möglichkeit, sie aufzuhalten. »Gretchen«, sagte Archie,

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