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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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auf«, sagte Susan. »Sch!«
    »Was?«, fragte Ian.
    Susan legte die Hand vors Gesicht. »Ich habe mit einer Biene
geredet«, sagte sie.
    »Ach so«, sagte Ian. Er schnalzte leise mit der Zunge. »Ich
berichte über die Großfahndung. Aber wir richten einen Blog für dich
auf der Website ein. Du kannst ein tägliches Update vom Arlington aus
verfassen.«
    »Einen Blog?« Susan war die Website des Herald völlig
egal. Sie schielte zu Bennett hinüber. Er las in einem Heft des Portland Monthly . Das Titelbild
zeigte ein Foto von Oregons Hochlandwüste und eine Schlagzeile, die
lautete: Die besten exotischen Reiseziele. Vielleicht
las er einen Artikel über Fenster.
    Gretchen Lowell hin oder her, Susan musste hier raus. Sie
würde keinen Blog schreiben. Nicht wenn sie die Lodge-Geschichte
einstampften. Das zumindest schuldete sie Molly Palmer.
    »Hör zu, Baby«, sagte Ian. Sie hörte das vertraute Klappern
seiner Tastatur. »Ich muss Texte über die Schulbelagerung fertig
bekommen.«
    Die Biene war verschwunden. Vielleicht war sie tot. Vielleicht
hatte sie es aufgegeben und war zu irgendeinem vor Pollen
überfließenden Paradies davongeflogen. Susan wusste es nicht. »Weißt du
noch, wie ich mal gesagt habe, dass dein Penis Durchschnittsgröße
hat?«, sagte sie zu Ian. »Das war gelogen.«
    Sie klappte ihr Handy zu. Sie vermisste Parker. Parker würde
wissen, was zu tun war. Parker würde es schaffen, dass die Geschichte
veröffentlicht wurde. Parker würde sie auf die Titelseite bekommen. Sie
ließ das Handy in ihre Handtasche fallen und ging zu ihrem Zimmer
zurück, direkt an Bennett vorbei, der, wie sie bemerkte, keinen
Augenkontakt zu ihr herstellte, was bedeutete, dass er jedes Wort ihrer
Unterhaltung mitgehört hatte. Er saß direkt gegenüber von Archies
Suite, Nummer 602. Und neben dem Zimmer von Susan und Bliss, Nummer
603. Archie und seine Familie hatten eine Suite. Sie und Bliss teilten
sich ein Zimmer. Zwei Doppelbetten. Ein Schreibtisch. Ein Fernsehgerät.
Und ein Bad ohne Wanne.
    Susan hätte jetzt gern gebadet. Mehr als alles andere in der
Welt. Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und dort, in dem freien Raum
zwischen den Betten und der Wand, stand ihre sechsundfünfzigjährige
Mutter mit geschlossenen Beinen und erhobenen Armen, die Handflächen
zusammengelegt. Ihre von Leberflecken gesprenkelte Haut war um die
Mitte und an den Oberarmen blass und schwammig. Ihre Brüste schwangen
zur Seite, als sie sich vorbeugte und ihre Zehen berührte. Die
gebleichten Rastazöpfe schlugen wie ein Bündel Seile auf den Teppich.
    Susan schloss rasch die Tür hinter sich. »Bliss«, fragte sie,
»was tust du da?«
    Susans Mutter sprang in eine Liegestützposition, ihre
Brustwarzen streiften über den Boden. »Sonnenanbetung.«
    »Du bist nackt. Du bist nackt im Arlington.«
    Bliss behielt die Zehen am Boden, streckte aber die Arme durch
und bog den Oberkörper aufwärts, sodass sie Susan ansehen konnte. »Ich
mache immer nackt Yoga«, sagte sie. Sie ging in eine Stellung über, bei
der sie die nackten Hinterbacken in die Luft reckte und den Rücken
krumm machte, dann führte sie ein Bein nach vorn zwischen die Hände,
machte einen Ausfallschritt und streckte die Arme über den Kopf. »Es
ist sehr befreiend.«
    Susans Mutter hatte eine Efeu-Tätowierung, die unterhalb einer
Brust begann und sich zu ihrem Oberschenkel hinunterschlängelte. Als
Susan der Tätowierung mit den Augen folgte, blieb ihr der Mund offen.
»Was hast du mit deinem Schamhaar gemacht?«
    Bliss senkte die Arme zur Stellung ›Stolzer Krieger‹, indem
sie einen nach vorn streckte und den andern nach hinten. »Mit Wachs
behandeln lassen«, sagte sie. Sie ließ die Arme sinken und straffte mit
den Händen ihren Unterleib, sodass Susan das Muster erkennen konnte,
das in dem runden Büschel ihres grauen Schamhaars entstanden war. »Es
ist ein Peace-Zeichen. Bodhi hat es im Salon gemacht.«
    »O mein Gott.«
    Bliss hob die Arme wieder, sank ein wenig tiefer in ihre Pose
und schloss die Augen. »Dieser Krieg ist unrechtmäßig, Schätzchen.«
    Susan machte kehrt und riss die Tür zum Flur auf. Dort kam
gerade Henry vorbei. Und Debbie. Und Archies Kinder. Sie alle wandten
den Kopf und sahen zu Susan. Hinter der ihre nackte Mutter, klar
erkennbar durch die offene Tür, einen Ausfallschritt machte.
    »Namaste«, sagte Bliss und winkte. Sie trat einen Schritt vor
und beugte sich tief nach unten, sodass sich ihre Zöpfe wieder auf dem
Teppich

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