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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Bliss.
    Susans Mutter war nicht gut darin, Probleme zu lösen.
Unüberwindliche Hindernisse wie dieses hier konnten sie stundenlang
lähmen. So viel Zeit hatten sie nicht. Susan richtete sich auf und
packte Bliss am Revers ihres karierten Hosenanzugs. »Dann benutz
verdammt noch mal das der Nachbarn.«
    Und damit sank sie ins Gras zurück und verlor das Bewusstsein.

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    A ls Susan aufwachte, hatte sie eine
Sauerstoffmaske auf dem Gesicht und wurde von zwei Sanitätern versorgt.
Eine Wolke, die sie an eine Feder erinnerte, trieb am Himmel vorbei.
Sie sah aus wie ein Präriehase. Susan drehte den Kopf zur Seite und
übergab sich ins Gras.
    »Tut mir leid«, sagte sie zu den Sanitätern.
    Ein uniformierter Polizist ging mit einem Buddha in einem
großen Plastikbeutel vorbei. Bliss lief hinter ihm her. »Den bekomme
ich aber zurück, ja?«, fragte sie.
    Henry kauerte neben Susan nieder, sie konnte seine Kniegelenke
knacken hören. Die Beine seiner schwarzen Jeans schoben sich nach oben,
und sie sah, dass auf seinen Cowboystiefeln maschinell gefertigte
Bilder eines Adlers nach Indianerart waren. »Geht es Ihnen besser?«,
fragte er.
    Susan nahm die Sauerstoffmaske ab. »Ist er tot?«, fragte sie.
    »Nur bewusstlos«, sagte Henry.
    Susan wurde fast schwindlig vor Erleichterung. Ihre Mutter
hatte ihn nicht getötet. »Hat Bliss Ihnen erzählt, was passiert ist?«,
fragte sie. Einer der Sanitäter hatte ihr die Sauerstoffmaske wieder
aufgesetzt, und die Worte kamen gedämpft durch den Kunststoff.
    Henry rieb sich den Nacken. »Sie sagte, sie ist nach Hause
gekommen, um nach der Ziege zu schauen, und sah Sie nackt an die Tür
schlagen und Bennett davor stehen.« Er sah zu Bliss hinüber, die mit
dem Polizisten stritt, der den Buddha trug, und zog eine Augenbraue
hoch. »Sie hat ihn als Gefahr wahrgenommen und niedergeschlagen.«
    Hinter Henry sah Susan einen anderen Beamten ins Haus gehen.
Sie setzte sich mühsam auf. »Ich glaube, im Haus strömt Kohlenmonoxid
aus«, sagte sie.
    »Ja, das stimmt«, sagte Henry. »Der Heizkessel im Keller war
undicht. Wir haben das Leck behoben.«
    Susan legte sich wieder hin. Ihr war schwindlig, weil sie sich
bewegt hatte, und sie sog noch eine Weile Sauerstoff ein. Es ergab
keinen Sinn. Nichts von alledem. Als sie sich besser fühlte, nahm sie
die Sauerstoffmaske erneut ab. »Ich bin nach Hause gekommen, um ein
Nickerchen zu machen«, sagte sie zu Henry, »und dann wurde mir übel,
und als ich das Haus verlassen wollte, ließ mich Bennett nicht hinaus.«
Die Präriehasenwolke hatte sich zu einer Form verändert, die an gar
nichts mehr erinnerte. »Er hat meine Schlüssel genommen und mich
eingesperrt.«
    »Sie müssen ihn ja mächtig verärgert haben«, sagte Henry
ungerührt.
    »Das ist nicht komisch«, sagte Susan.
    Henry ließ den Blick durch den Garten schweifen, über den
Sanka, die Streifenwagen, die Polizisten. Er sah verwirrt aus. »Warum
sollte Bennett Sie töten wollen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Susan. »Aber er hat es versucht.
Ich weiß, dass er es versucht hat.«
    Henry schüttelte den Kopf. »Vielleicht steckt Gretchen
dahinter«, sagte er. Er sah wieder zum Haus. »Ich will, dass Sie und
Ihre Mutter wieder rund um die Uhr bewacht werden. Sie machen keinen
Schritt ohne Polizei, verstanden?«
    Susan kam plötzlich zu Bewusstsein, dass sie bis auf eine
Decke vollkommen nackt war. »Ich muss mich anziehen«, sagte sie.
    »Sie müssen ins Krankenhaus«, entgegnete Henry.
    Nein. Er würde sie nicht ins Krankenhaus schicken. Sie ließ
sich nicht einsperren, während draußen so viel los war. »Ich muss
zurück an die Arbeit«, protestierte sie.
    Henry legte eine Hand an seine Nase. »Ihre Nase ist
gebrochen«, sagte er.
    In diesem Augenblick erschien Bliss. Susan konnte nicht umhin,
ihren frisch aufgetragenen Lippenstift zu bemerken. Als sie Susan sah,
zuckte sie zusammen und verzog angewidert den Mund. Bliss hatte den
Anblick von Blut noch nie gemocht.
    Das Waschbecken. Susan musste sich die Nase am Waschbecken
gebrochen haben, als sie gestürzt war.
    »Also gut«, sagte sie zu Henry. »Aber ich geh nirgendwohin
ohne meine Tasche.«
    »Ich setzte sofort das Leben eines Polizisten aufs Spiel und
lasse sie Ihnen holen«, sagte Henry.
    »Danke«, sagte Susan und sagte zu den Sanitätern. »Bringen Sie
mich ins Emanuel.«
    Wenn sie schon ins Krankenhaus musste, dann wenigstens in das,
wo Archies Arzt arbeitete.

_54_
    W ie alt warst du, als du dir die Nase
gebrochen hast?«,

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