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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Verbindung bringt.«
    Claires Augen weiteten sich. »Molly war das Mädchen, von dem
du mir erzählt hast? Das er gefickt hat?«
    »Ich glaube, ich habe ein eleganteres Wort benutzt«, sagte
Henry.
    Er musste Susan beschützen. Archie würde es so wollen. Ja,
Henry würde auf sie aufpassen.
    Vorausgesetzt, er konnte sich zurückhalten und brachte sie
nicht eigenhändig um.
    »Sag mir Bescheid, wenn er aufwacht«, sagte er. »Haben wir
sein Haus schon durchsucht?«
    »Ich habe gerade einen Antrag eingereicht«, sagte Claire. Ihr
Handy läutete, und sie schaute aufs Display. »Es ist Flanagan«, sagte
sie und setzte das Handy ans Ohr. Flanagan war wieder im Büro der Soko
und leitete die Suche nach Archie. »Ich nehme das Gespräch lieber an.«
Sie berührte Henry kurz an der Schulter. »Es könnte eine gute Nachricht
sein.«

_56_
    D as wird dir gefallen«, sagte Gretchen.
»Zeichne einen Stern.«
    Sie saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Gretchen hatte eine
weiße Seidenbluse und eine bequeme Hose angezogen. Archie war wieder
mit dem blauen Hemd und der Cordhose bekleidet. Er hatte ein Feuer im
Kamin angezündet, während sie ihm ein Sandwich gemacht hatte, und nun
saß er mit dem Sandwichteller auf dem Schoß da. Gretchen hatte einen
Stift und einen Block aus ihrer Handtasche gekramt und reichte Archie
beides.
    Er setzte den Stift aufs Papier und versuchte, einen Stern zu
zeichnen. Er geriet ihm falsch, eine Seite hing nach unten. Es sah aus
wie ein Dreieck. Er versuchte es noch einmal, und das Ergebnis war
dasselbe.
    »Ich kann es nicht«, sagte er und sah den Stift prüfend an.
    »Du kannst deinen neurologischen Verfall auf diese Weise
verfolgen«, sagte Gretchen. Sie stand auf, während Archie über der
schiefen, plumpen Zeichnung brütete. »Es wird schlimmer werden«, sagte
sie auf dem Weg zur Bar.
    »Ich wollte neulich mit Debbie schlafen und habe keinen
hochbekommen«, sagte Archie und platzierte den Block zusammen mit dem
Teller auf den Boden. Er konnte nichts essen. Sein Urin war von Blut
verfärbt.
    Gretchen schenkte ihnen an der Bar zwei Drinks ein. Sie kam
zur Couch zurück und gab ihm ein Glas, dann streckte sie sich der Länge
nach aus und legte die Füße in seinen Schoß. »Hast du versucht, an mich
zu denken?«, fragte sie.
    Archie betrachtete den Whiskey einen Moment und trank dann
einen Schluck. »Ja.«
    Gretchen lächelte. »Hat sie es gemerkt?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte Gretchen. Sie bewegte einen Fuß, drückte ihn in
seine Leiste. »Vielleicht bekomme ich unser Wunschkind«, sagte sie.
    »Du hast dir die Eileiter verschließen lassen«, sagte Archie.
»Ich habe die Berichte des Gefängnisarztes gesehen.«
    In ihren Augen blitzte für einen kurzen Moment etwas auf. »Ja.
Schon im zarten Alter von siebzehn wusste ich, dass ich mich besser
nicht fortpflanzen sollte.«
    Es war möglicherweise das Verantwortungsvollste, was sie je
getan hatte. Und trotzdem war es traurig, dachte Archie. Diese
Entscheidung in so jungen Jahren zu treffen. »Und du hast einen Arzt
gefunden, der den Eingriff vorgenommen hat?«, fragte er.
    »Es war derselbe, der einen Monat zuvor die Abtreibung gemacht
hat«, antwortete Gretchen. Sie drehte sich auf die Seite, zum Feuer
hin, das orangefarbene Licht spiegelte sich auf ihrer glatten Haut.
»Das war der erste Mensch, den ich getötet habe«, sagte sie.
    »Das Baby?«, fragte Archie.
    »Der Doktor«, sagte Gretchen.

_57_
    S usans Handy läutete. Es hätte gar nicht an
sein dürfen, und sie kramte schnell in ihrer Handtasche, ehe die
Schwester kam und sie zurechtwies. Der Herald. Sie
meldete sich.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Derek. »Wir haben es über
den Polizeifunk gehört.« Er klang atemlos.
    »Mir geht es gut«, sagte Susan.
    »Ist etwas mit deiner Nase?«
    Susan spürte, wie sie rot wurde. Na toll. Sie näselte. Einfach
wunderbar. »Sie ist gewissermaßen gebrochen«, sagte sie.
    Derek blieb einen Moment stumm. »Mensch«, sagte er langsam.
    Die Schwester musste jeden Moment zurückkommen. »Deshalb soll
ich diese Sauerstoffmaske aufbehalten«, sagte Susan, die das Gespräch
möglichst schnell beenden wollte.
    »Es gibt eine Texaco-Tankstelle in einem Ort namens Mills
Crossing am Highway 22«, sagte Derek. »Etwa anderthalb Stunden Fahrzeit
nach der Abzweigung von der I-5. Fünfundsechzig Einwohner. Der Typ, mit
dem ich gesprochen habe, sagte, er hat gestern Abend gegen elf einen
Jaguar vollgetankt. Er erinnerte sich nicht an den Fahrer, aber er
sagte, der

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