Grazie
oder sie in Gewahrsam nehmen sollten.
Die Schwester begann, ihre Nase mit Gaze und Pflaster zu
verbinden.
Henry stand auf. »Ich geh mal nach Bennett sehen«, sagte er.
»Sie rühren sich hier nicht weg.«
»Arbeitet Dr. Fergus heute?«, fragte Susan die Schwester,
sobald Henry fort war.
»Ja«, antwortete die Schwester. »Kennen Sie ihn?«
Susan lächelte. Das ganze Gesicht tat ihr weh dabei. »Ich bin
ein Freund der Familie«, sagte sie. »Könnten Sie ihn bitten, mal bei
mir vorbeizuschauen?«
Susan saß im Schneidersitz auf dem
Untersuchungstisch, hatte die Sauerstoffmaske auf und las in People, als Fergus hereinkam. Er sah genauso aus wie bei ihrer
letzten Begegnung, als sie ihn für ihr Porträt von Archie Sheridan
interviewt hatte. Der gleiche weiße Bürstenhaarschnitt. Dieselbe
massige Gestalt. Dieselbe überhebliche Haltung. Er hatte sich nur
widerwillig zu einer Mitarbeit bereit erklärt, und auch das erst,
nachdem ihn Archie schriftlich von seiner Schweigepflicht entbunden
hatte.
Er sah sie einen Moment lang stirnrunzelnd an, da er sie mit
dem türkisfarbenen Haar und der bandagierten Nase nicht erkannte. Dann
erbleichte er und zog die Oberlippe hoch. »Ach, Sie sind das«, sagte er.
Susan ließ ihn nicht entwischen. Sie wusste, dass Archie eine
Menge Tabletten nahm. Und sie war auf den Gedanken gekommen, er könnte
Nachschub brauchen. Wenn ja, war das vielleicht eine Möglichkeit, ihn
zu finden. Sie ließ die Sauerstoffmaske in ihren Schoß fallen. »Archies
Medikamente«, sagte sie. »Hat er genug davon oder wird er mehr
brauchen?«
Fergus seufzte und steckte die Hände in die Taschen seines
weißen Arztkittels. »Ich darf über meinen Patienten nicht mit Ihnen
sprechen.«
»Er ist in Schwierigkeiten«, sagte Susan.
»Detective Sobol hat sich schon bei mir gemeldet«, sagte
Fergus. »Falls jemand versucht, Arzneien von Archie aufzustocken, wird
Sobol unterrichtet.«
»Oh«, sagte Susan. Sie hätte wissen müssen, dass Henry bereits
daran gedacht hatte.
Fergus wandte sich zum Gehen.
»Er ist krank, nicht wahr?«, rief ihm Susan nach.
Fergus blieb stehen. Seine Schultern hoben und senkten sich.
Sie dachte, er sei im Begriff, ihr etwas zu verraten. Es war die Art,
wie er die Schultern zurücknahm, als wollte er sich etwas von der Seele
reden. Sie beugte sich gespannt vor.
»Sie sollten immer Eis da drauf lassen«, sagte er.
Henry traf Claire im Warteraum der
Notaufnahme an. Sie hatte irgendwann im Lauf des Tages die Zeit
gefunden, nach Hause zu fahren und sich umzuziehen, und trug nun ein
T-Shirt mit dem Bild eines Grizzlybären darauf, Jeans und rote
Cowboystiefel. Henry fühlte sich müde und schmutzig, und seine Kopfhaut
juckte. Eine einfache Erklärung, das war alles, was er wollte. Zufällig
ausströmendes Kohlenmonoxid. Ein Missverständnis. Sie würden Bennett
mit ein paar Stichen nähen, und er würde lachend darüber hinweggehen.
Hauptsache, Henry konnte sich ein paar Stunden hinlegen.
Claire telefonierte gerade auf ihrem Handy neben einem großen
Schild mit der Aufschrift ›Handys verboten‹. Als sie ihn sah, beendete
sie das Gespräch.
»Wie sieht es aus?«, fragte er.
»Er wird gerade operiert«, antwortete Claire. »Sie hat ihm ein
Schädelfragment ins Gehirn getrieben.« Sie grinste. »Dieser Buddha
hatte einen Mordsschlag drauf.«
So viel zu Henrys Nickerchen. »Wird er überleben?«, fragte er.
»Vielleicht«, sagte Claire. Sie stützte die Hände in die
Hüften und schüttelte den Kopf. »Er war es.«
Henry sah sie fragend an.
»Heil hat gerade angerufen«, sagte sie. »Bennetts
Fingerabdrücke sind auf dem Heizkessel. Er hat dieses Dingsbums
gelockert.«
»Dingsbums?«, fragte Henry.
»Kann sein, dass er ein eleganteres Wort benutzt hat«, sagte
Claire.
Nein. Es konnte keine einfache Erklärung geben. Nicht, wenn
Susan Ward im Spiel war. Henry bemühte sich, aus dieser Information
schlau zu werden. Warum sollte Bennett Susan töten wollen? Er rieb sich
die Stirn. Der Schlafmangel hatte sich wie ein Nebel auf sein Gehirn
gelegt. »Er war der erste Beamte, der am Fundort von Molly Palmer
eintraf«, spekulierte er. »Vielleicht ist er gar nicht gestürzt.«
»Du meinst, er hat versucht, Beweise zu vernichten?«, fragte
Claire.
»Mal angenommen, er hat Molly Palmer getötet und wollte es
vertuschen. Damit könnte er einen Grund gehabt haben, sich an Susan
heranzumachen.«
»Wieso das?«
»Sie arbeitet an einer Geschichte, die Molly Palmer mit Lodge
in
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