Green Franchising
ganz vermeiden können. Alle Ebenen von Auswirkungen spielen hierbei eine Rolle.
2.5.2 Auch Kultur ist nachhaltig und dient der Sinnmaximierung
Lassen Sie uns zu einer kleinen gedanklichen Exkursion aufbrechen: Zur Vereinfachung der Betrachtung und Diskussion im Umgang mit dem Thema »Wirtschaftliche Verantwortungsübernahme und Nachhaltigkeit« hat sich allgemein die Konzentration auf die drei Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales durchgesetzt. Wir möchten an dieser Stelle jedoch unbedingt auch den Bereich Kultur hinzuaddieren. Kultur hat sich als ein akzeptierter und hoch angesehener gesellschaftlicher Konsumwert etabliert, wird in seiner nachhaltigen Bedeutung und Wertschätzung für die Gesamtgesellschaft aber sehr gern übersehen und unterschätzt. Unserer Meinung nach liegt das an der mitunter rückständigen Betrachtung und Erwartung der Gesellschaft und Wirtschaft, was unter dem Begriff Kultur zu verstehen ist oder sein sollte. Zusätzlich spielt sicherlich oft die mangelnde Vorstellungskraft eine Rolle, was Kultur heute und morgen sein und leisten könnte. Zum Dritten sperren sich aufseiten der Kultur oft noch immer sicherheitsbedürftige Kulturakteure gegen ein neues Rollenselbstverständnis. Damit blocken sie eine nutzbringende Interaktion mit der Wirtschaft ab, welche die Gesellschaft weiterentwickeln könnte. Es wird höchste Zeit, dass auch hier ein neuer Wind weht und sich Kultur und Wirtschaft enger miteinander verzahnen, zum beiderseitigen Nutzen. Auf diesen speziellen Bereich Kultur, der uns sehr am Herzen liegt, werden wir an späterer Stelle (Kapitel 5) nochmals ausführlicher eingehen. Hier also weiter zu den Erfolgsfaktoren des Greenfranchisings.
2.5.3 Verantwortung zielt auf das Schlechte wie auf das Gute
Greenfranchise-Systeme fragen sich nicht nur, wo sie negative Auswirkungen ihres wirtschaftlichen Handelns für die Gesellschaft reduzieren und vermeiden können. Sie fragen sich auch, wo sie positive Effekte für die Gesellschaft herstellen, verstärken und multiplizieren können. Sie übernehmen im wahrsten Sinne des Wortes eine ganzheitliche Verantwortung für ihr eigenes unternehmerisches Handeln und zielen dabei auf Sinn-, Bedeutungs- und Wertemaximierung.
Die Migros , mehrfach ausgezeichnete Detailhändlerin aus der Schweiz, fördert freiwillig mit ihrem »Kulturprozent« schon seit Jahrzehnten umfangreich die Schweizer Gesellschaft in den Bereichen Aus- und Weiterbildung sowie Kultur. Das war für uns Anlass, dies im Kontext unserer Greenfranchise-Interviews als beispielhafte, nachhaltige Möglichkeit vorzustellen. Nach der Verleihung des Preises »Kulturinvestor des Jahres« im Oktober 2010 in Berlin, stand uns Hedy Graber, Leiterin Direktion Kultur und Soziales, Migros -Genossenschafts-Bund, Zürich, unter anderem für die Frage zur Verfügung, wie das »Kulturprozent« in die Unternehmensstruktur eingebunden ist.
»Das von dem Migros -Begründer Gottlieb Duttweiler initiierte ›Kulturprozent‹ wird auf der Grundlage des Umsatzes berechnet und ist neben dem kommerziellen Erfolg gleichberechtigtes Unternehmensziel. Das Migros -Kulturprozent ist seit 1957 in den Statuten des Unternehmens verankert. Über zwei Milliarden Euro wurden bisher in Institutionen und Projekte investiert. Mit dem Migros -Kulturprozent wird der breiten Bevölkerung der Zugang zu Bildung, kulturellen und sozialen Angeboten ermöglicht. (…) Gesamtschweizerisch ausgerichtet realisiert die für Kulturförderung zuständige Direktion Kultur und Soziales eigene Projekte mit nationaler Relevanz und unterstützt Projekte mit Finanzierungsbeiträgen. Der künstlerische Nachwuchs wird mit Talentwettbewerben gefördert. In folgenden Bereichen ist die Direktion Kultur und Soziales tätig: Darstellende Künste und Literatur, Kunst, Musik, Pop und Neue Medien, Soziales, Finanzierungsbeiträge und Talentwettbewerbe. Die zehn regionalen Genossenschaften der Migros fördern regionale Kulturprojekte.« 47
Übertragen auf Greenfranchise-Systeme kann man vereinfachend sagen, dass diese auf die standardisierte Vervielfältigung des Guten abzielen. Nicht mehr nur mehr Umsatz, mehr Stückzahlen und mehr Konsum stehen bei ihnen im Vordergrund, vielmehr mehr Sinnzuwachs, mehr Bedeutungszuwachs und mehr Wertezuwachs. Auch das Greenfranchising ist und bleibt damit eine Wachstumsstrategie. Es bleibt den Wurzeln des Franchisings treu. Ja, es baut auf allem Positiven des Franchisings auf und nutzt die Erfolgsparameter des
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