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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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sich
selbst natürlich. Und wer passte unter dem Stichwort anders besser als die Fremdwesen? Ich hätte die Idee
schon Vorjahren haben sollen.«
    Und dann brach er ab und beugte sich erneut vor,
als gezeigt wurde, wie es bei einem der Märsche zu
Unruhen kam; und alle Medienkameras schossen
sich auf Nahaufnahmen ein. Sicherheitskräfte hatten
anscheinend entschieden, dass es jetzt genug war,
und Barrikaden errichtet, um die Straße zum Parla
ment abzusperren. Die Demonstranten drehten schier
durch, als man sie zum Halten zwang. Sie brüllten
und kreischten, schüttelten die Fäuste und gaben
reichlich üble Ausdrücke von sich. Über den letzte
ren Aspekt spitzte Angelo Bellini missbilligend die
Lippen. Das sollten doch Kirchgänger sein! Die De
monstranten drangen gegen die Barrikaden vor und
bedrohten die Sicherheitskräfte dahinter. Einige Leu
te warfen aus sicherer Position inmitten der Menge
mit Gegenständen. Die Sicherheitskräfte wichen zu
rück und blickten sich nervös um. Sie waren bei wei
tem in der Unterzahl und wussten nicht recht, was sie
jetzt tun sollten. Noch niemand hatte seit Jahren eine
so große und so aufgebrachte Demonstration erlebt.
Bislang hatte jedoch niemand von den Sicherheits
leuten eine Pistole oder gar ein Schwert gezogen.
Noch nicht. Sie alle hatten strikte Anweisung erhal
ten, nichts zu provozieren. Einige der Steine und
sonstigen Geschosse, die durch die Luft flogen, ka
men ihnen jedoch gefährlich nahe. Und die Barrika
den waren nicht sonderlich stabil. Sie konnten die
Demonstranten nicht aufhalten, wenn diese wirklich
durchbrechen wollten, und beide Seiten wussten das.
Die Demonstranten konnten jetzt das Parlamentsge
bäude sehen, und allein der Anblick dieses Symbols
der Staatsmacht entflammte ihre Leidenschaften wei
ter. Sie wollten unbedingt dort eindringen, notfalls
mit Gewalt, und die Abgeordneten zwingen, sich das
anzuhören, was sie ihnen zu sagen hatten.
    Und ein paar Friedenshüter und Sicherheitsleute
mit verängstigten Gesichtern waren verdammt sicher
nicht in der Lage, sie daran zu hindern!
    »Wie lange noch, bis Tumulte ausbrechen?«, er
kundigte sich Brett, so fasziniert von dem dort lau
fenden Drama dass er seine Magenschmerzen tat
sächlich vergaß.
    »Sobald meine überbezahlten Provokateure alle in
Position sind«, antwortete Finn und nippte behutsam
von seinem Wein. »Ich möchte, dass erst alle sieben
Märsche außerhalb des Parlaments gestoppt werden,
ehe ich die Hölle ausbrechen lasse. Der Sicherheits
dienst wird vielleicht mit einem Mob fertig, aber
nicht mit sieben. Und besonders nicht sieben aufge
brachten, blutgierigen Pöbelhaufen, die von der sorg
fältig gesetzten Rhetorik meiner Leute aufgepeitscht
wurden.«
    »Aber … sie können unmöglich ins Parlamentsge
bäude vordringen«, wandte Brett ein. »Ich meine, in
dieses Bauwerk sind seit der schlimmen alten Zeit
alle möglichen Abwehreinrichtungen gegen Terroris
ten eingebaut. Und Ihr könnt darauf wetten, dass der
Sicherheitsdienst sie nach diesem Selbstmordattentat
alle in Gang hat.«
    »Der Mob soll ja auch gar nicht hinein«, erklärte
Finn geduldig. »Er soll einen Aufruhr anzetteln.
Köpfe sollen eingeschlagen werden, Menschen zu
Boden gehen und das Blut durch die Gosse rinnen.
Die Friedenshüter werden das nicht eindämmen kön
nen; der Sicherheitsdienst wird Reißaus nehmen, und
dem lieben Douglas steht dann nur noch ein Weg
offen. Und dann … wird er mir direkt in die Hände
spielen! Ihr müsst mehr Geduld haben, Brett. Ich
weiß, was ich tue. Und Ihr erhaltet bald genug Gele
genheit, Euren Beitrag zu leisten.«
    »Und erhalte ich Gelegenheit, jemanden umzu
bringen?«, wollte Rose wissen.
»Ich habe Euch eine Chance auf den Todtsteltzer
versprochen«, sagte Finn. »Und Ihr wisst, dass ich
meine Versprechungen immer halte.«
Dieses eine Mal waren sämtliche Abgeordneten im
Plenum versammelt und saßen Schulter an Schulter
auf ihren Plätzen. Auch alle Vertreter der Fremdwe
sen waren zugegen, gemeinsam mit denen der Klone,
Shubs und der Überseele. So unverblümt hatte seit
hundert Jahren niemand mehr die Autorität des Par
laments in Frage gestellt. Die Abgeordneten hörten,
wie das Gebrüll des Pöbels vor dem Parlamentsge
bäude immer lauter wurde, ein düsteres, beunruhi
gendes, gewalttätiges Geräusch, und zahlreiche Ab
geordnete wirkten nervös, sogar die wenigen, die nur
als Hologramme erschienen waren. Sie befanden sich
jetzt auf

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