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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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unbekanntem Gebiet. König Douglas saß
mit finsterer Miene auf seinem Thron, Jesamine zu
seiner Linken, Lewis zu seiner Rechten. Jesamine
wirkte ruhig und gefasst, ja königlich. Lewis blickte
noch finsterer drein als Douglas, obwohl ihm Anne
ständig über Kopfhöhrer zuredete und anwies, sich
verdammt noch mal zu entspannen, denn er würde
aller Welt Angst einjagen. Bewaffnete Sicherheits
leute hatten an den Wänden Aufstellung bezogen und
wirkten nervös und verschwitzt.
Ein großer Videoschirm hing über dem Parkett in
der Luft, damit die ehrenwerten Mitglieder des Par
laments die aktuellen Medienberichte über die zu
sammenlaufenden Märsche verfolgen konnten. In
zwischen tauchten auch Gegendemonstranten auf,
der Kirche und den Neumenschen feindlich gesonnen
und angelockt von der Berichterstattung. Die Mili
tante Kirche hatte viele Feinde an allen möglichen
Stellen des politischen und des philosophischen
Spektrums. Sicherheitsdienst und Friedenshüter sa
hen sich jetzt vor die zusätzliche Aufgabe gestellt,
die beiden Parteien auseinander zu halten. Eine
Menge wütendes Gebrüll lag schon in der Luft, wäh
rend beide Seiten einander Beleidigungen und Dro
hungen zukreischten. Steine und andere Geschosse
flogen aus allen Richtungen. Manch einer war bereits
getroffen worden und saß blutend und benommen am
Boden, aber die Sanitätsteams konnten sie nicht er
reichen. Die meisten Ärzte waren, offen gesagt, zu
verängstigt, um überhaupt den Versuch zu unter
nehmen zu helfen. Wo die beiden Parteien hier und
da tatsächlich aneinander gerieten, brachen auf der
Stelle Schlägereien und Schlimmeres aus. Die Frie
denshüter und die Sicherheitskräfte bekamen es all
mählich mit der Angst zu tun. Sie hatten keinerlei
Hoffnung mehr, die Lage im Griff zu behalten oder
gar einzudämmen, und alle Welt wusste es. Sie wa
ren nicht mal dazu ausgebildet worden, sich mit ei
nem Aufstand der Massen auseinander zu setzen.
Niemand hatte je erwartet, dass es nötig sein würde.
Niemand hatte bislang eine Waffe gezogen, aber
jeder wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit
war.
»Setzen wir Soldaten ein«, schlug Tel Markham
vor, der Abgeordnete von Madraguda. »Die Frie
denshüter sind überfordert. Bald wird jemand ver
letzt werden. Ernsthaft verletzt. Ruft die Armee! Soll
sie sich darum kümmern. Ein Blick auf ausgebildete
Berufssoldaten, und dieser Pöbel läuft auseinander.«
»Und was, wenn nicht?«, fragte Lewis.
»Es widerstrebt mir, bewaffnete Truppen in die
Stadt zu lassen und auf Zivilisten zu hetzen«, sagte
Douglas mit schwerer Stimme. »Das Letzte, was wir
gebrauchen können, ist eine Eskalation. Lewis hat
Recht. Falls die Menge Soldaten sieht, die sich mit
Waffen in der Hand auf sie stürzen, wird sie nicht
fliehen; sie wird durchdrehen. Der Geheimdienst
meldet, dass viele Demonstranten bewaffnet sind,
manche sogar mit Strahlenwaffen. Sie haben von An
fang an mit Ärger gerechnet. Ich möchte nicht Blut
und Leichen auf den Straßen haben. Das würde zu
sehr an die schlechte alte Zeit erinnern, an die Art
Vorgehen, für die Löwenstein berühmt war. Wir soll
ten bessere Menschen sein. Wir müssen einen Weg
finden, die Lage zu entschärfen, ehe jemand ernsthaft
zu Schaden kommt.«
»Genau«, pflichtete ihm Meerah Puri bei, die Ab
geordnete von Verwünschung. »Soldaten durften Pa
rade der Endlosen seit über hundert Jahren nicht
mehr betreten, nicht mal zu eigenen Aufmärschen.
Wir dürfen uns nicht von der Panik vor dem Pöbel zu
Maßnahmen hinreißen lassen, die wir womöglich
später bereuen.«
»Falls diese Schläger die Barrikaden durchbrechen
und das Parlament stürmen, bereuen wir das viel
leicht noch mehr«, hielt ihr Rowan Boswell entge
gen, Abgeordneter von Herkules IV. »Sie haben Wut
im Bauch und Blut in den Augen. Falls sie Schwäche
auch nur wittern, nehmen sie das Parlament mit Ge
walt, und wir enden womöglich alle an Stricken!«
»Hysterie steht Euch gar nicht, Rowan!«, bellte
Gilad Xiang, Abgeordnete von Zenith. »Holt ein
paarmal tief Luft und steckt den Kopf zwischen die
Knie. Ehe ich jemanden auffordere, das für Euch zu
tun. Es besteht kein Grund zur Panik. Wir sind hier
drin völlig sicher. Die Demonstranten können uns
nicht erreichen. Das Parlament steht unter Alarmstu
fe Rot, seit der Selbstmordattentäter eindringen
konnte, und die ganzen alten Verteidigungsanlagen
wurden reaktiviert. Das Hohe Haus hat sprengstoff
feste Stahltore und

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