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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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ge
genüberstanden.
Die beiden Helden waren irgendwie subtiler und
präziser als ein normaler Mensch hätte sein sollen;
jede ihrer Bewegungen war scharf und heftig und
von erbarmungsloser Zielgenauigkeit. Lewis hatte
noch nie dergleichen gesehen, nicht mal in der Are
na. Owen und Hazel warfen sich ein ums andere Mal
gegen eine erdrückende Übermacht ins Gefecht,
wirkten mit beiläufiger Eleganz Wunder und hieben
alles nieder, was gegen sie ins Feld geführt wurde.
Manchmal lachten sie, manchmal knurrten sie,
manchmal bluteten sie, aber zu keinem Zeitpunkt
zögerten sie oder wandten sich ab. Lewis sah mit of
fenem Mund und großen Augen zu, und enormer
Stolz erfüllte sein Herz, bis er glaubte, bersten zu
müssen. Der Todtsteltzer und die D’Ark bei dem,
was sie am besten taten, wozu sie geboren waren. Sie
spuckten dem Bösen ins Gesicht und verdammten es
zur Hölle, weil irgend jemand es ja tun musste. Sie
waren Killer, keine Heiligen; aber verdammt, sie wa
ren großartig!
Der Videoschirm fiel für einen Augenblick aus,
und Lewis sank plötzlich wieder in den Sessel zu
rück, da ihm die Beine versagten. Er atmete so
schwer, als hätte er selbst dort gekämpft, Seite an
Seite mit seinem Ahnen. Er hatte natürlich Filme
darüber gesehen und Dokudramen, aber nichts in den
gereinigten Legenden hatte ihn auf die Realität vor
bereiten können …
Eine neue Szene belebte den Videoschirm und
zeigte den Berufsrebellen Jakob Ohnesorg und die
Kopfgeldjägerin Ruby Reise, wie sie auf dem Plane
ten Loki den Zugang zu einem Tal verteidigten, und
das gegen eine ganze Armee der Furien und Geist
kriegern von Shub. Seite an Seite hielten Jakob und
Ruby stand gegen einen Feind, den eigentlich nicht
mal sie hätten besiegen können. Sie sahen ganz nach
Helden aus. Nach Kriegern. Sie sahen aus, als wüss
ten sie, dass sie fallen würden. Draußen vor dem Tal
stand eine Reihe von Geistkriegern hinter der ande
ren. Tote Menschen, die sich hatten aufs Neue erhe
ben müssen, um im Dienst von Shub weiterzukämp
fen – graues, verrottendes Fleisch, belebt durch Lek
tronenhirne und in den toten Muskeln implantierte
Servomechanismen. Sie waren so abscheulich, dass
man es kaum glauben konnte; Shubs Verachtung für
die Schwächen des Fleisches war in den Geistkrie
gern zu körperlichen und psychologischen Waffen
gestaltet worden. Lewis blickte kurz auf den blauen
Stahlroboter neben sich und dachte, dass er im Hin
blick auf die KIs nie wieder das Gleiche fühlen wür
de.
»Wir waren damals anders«, erklärte der Roboter
gelassen. »Wir waren im Irrtum. Wir begriffen nicht,
dass alles Leben heilig ist. Inzwischen haben wir ge
schworen, eher von eigener Hand zu sterben statt
wieder zu dem zu werden, was wir einst waren. Jetzt
gebt Acht …«
Die toten Menschen stürmten vor und stießen da
bei mit ihren vermodernden Stimmbändern ein
scheußliches Geheul aus, und Jakob Ohnesorg und
Ruby Reise schenkten sich gegenseitig ein letztes
Lächeln und stellten sich zum Kampf. Sie wehrten
sich heftig und brachten dabei Schwert und Pistole
und übernatürliche Kraft und Schnelligkeit zum Ein
satz, und trotzdem steckten sie eine blutende Wunde
nach der anderen ein, starben zentimeterweise,
stampften im eigenen Blut herum und rutschten darin
aus, wichen aber niemals zurück. Die Geistkrieger
warfen sich ein ums andere Mal auf sie, griffen in
scheinbar endloser Zahl an, nur um fruchtlos an Oh
nesorg und Reise abzuprallen wie Meereswellen, die
an unnachgiebigen Felsen brachen. Und erneut zeig
ten sich die beiden Helden eher als Krieger denn als
Legenden, aber irgendwie wirkten sie darob nur um
so eindrucksvoller. Lewis dachte, dass er im ganzen
Leben noch nie etwas so Tapferes gesehen hatte.
Legenden erzeugten vielleicht Ehrfurcht und sogar
Anbetung, aber es brauchte schon echte Männer und
Frauen, um dermaßen das Herz zu rühren.
Der Videoschirm ging aus und verschwand wie
der. Lewis ließ Luft hervor, die anzuhalten er gar
nicht bemerkt hatte. Der Roboter verneigte sich er
neut mit leerem Gesicht und gefalteten Händen.
»Sie haben stundenlang gekämpft«, berichtete er.
»Und sie gaben nicht nach. Am Ende setzten sie das
eigene Leben ein und brachten somit genug Kraft
auf, um uns mit ihren vom Labyrinth verliehen Fä
higkeiten zu besiegen. Damals vermochten sie wun
derbare Dinge zu tun, die Männer und Frauen, die
das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten hatten.
Dinge, die weder wir noch das

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