Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
Vom Netzwerk:
Höhe aufgestiegen, da zer
bröckelten sie auch schon und zerfielen, liefen in un
regelmäßigen Staubströmen auseinander, nur um sich
auf der Stelle neu zu bilden, wobei sie mehr Staub
aufsaugten, um die Form von innen her zu stützen.
Türme, die fast gleichzeitig aufstiegen und zerfielen.
Rings um die Türme und zwischen ihnen bewegten
sich andere große Gestalten durch das Staubmeer,
Gestalten, die eher organisch wirkten, die durch das
graue Meer schwammen und zuzeiten wie Wale an
die Oberfläche traten. Wie Gedanken oder vielleicht
Träume, die den Ozean der Erinnerung durch
schwammen. Das, was von der alten zentralen Mat
rix übrig war, hatte sich zu einer seltsamen, unsteten
Erscheinung entwickelt.
»Nanotechnik«, sagte Lewis leise. »Das muss es
sein.«
»Ich dachte, so etwas würde streng kontrolliert
und reguliert«, sagte Jesamine.
»Oh, das wird es! Man benötigt eine spezielle Li
zenz vom Komitee für Materiewandlung, um sie ein
zusetzen, und selbst dann unterliegt man noch allen
möglichen Einschränkungen. Außerdem erhält jede
Lizenz einen besonderen Zusatz des Inhalts: Falls
alles schief geht und alle Beteiligten eines entsetzli
chen Todes sterben, brauchen sie nicht weinend zu
uns zu rennen. Das Komitee bekäme einen schweren
Anfall, falls es von dem hier wüsste! Verdammt, ich
denke, das ginge jedem so! Das ist wild gewordene
Nanotechnik, die niemandem Rechenschaft schuldet
als sich selbst.«
»Wie Zero Zero?«
»Das … denke ich nicht. Die Welt Zero Zero wur
de von einem einzelnen, verrückten Menschenvers
tand gelenkt. Ich denke nicht, dass man hier irgend
etwas Menschliches antrifft.«
»Und woher stammt das alles?«
»Von Shub, wie Sparren sagte. Die KIs halfen den
Resten der alten Lektronenmatrix, sich hier unten
neu zu etablieren und die Aufzeichnungen, die Ro
bert und Konstanze zerstört haben wollten, zu spei
chern. Nur für den Fall, dass man sie eines Tages mal
wieder braucht.«
»Du meinst, sie haben das vorhergesehen? Uns?«
»Nicht speziell uns. Wahrscheinlich verstehen sie
die menschliche Natur nur besser, als sie gewöhnlich
zugeben.«
Er brach ab, als eine menschenähnliche, men
schengroße Gestalt aus Staub aus dem grauen Ozean
aufstieg. Ihre Einzelheiten waren in ständigem Fluss,
zerbröckelten laufend und wurden neu aufgebaut wie
bei den Türmen, und das Gesicht zeigte sich so aus
druckslos wie das eines Roboters von Shub. Trotz
dem war die Gestalt menschenähnlich genug, um an
diesem fremdartigen Ort fast tröstlich zu wirken. Sie
schritt langsam über die graue See hinweg und nä
herte sich dabei Lewis und Jesamine. Lewis ließ Jesamines Hand los, um die eigene Hand auf den Griff
der Pistole im Halfter zu legen. Er wusste nicht recht,
was ihm eine Strahlenpistole hier nützen würde, aber
die Geste half ihm doch in Ansätzen zu dem Gefühl,
er hätte die Lage im Griff. Der graue Mann blieb in
respektvoller Entfernung stehen, und als er sich zu
Wort meldete, war es kaum mehr als Geflüster, deut
lich, aber ohne jeden Ausdruck, wie die leise Stim
me, die man in Träumen vernimmt und dort von gro
ßer Weisheit kündet, ohne dass man sich so richtig
daran erinnern würde, sobald man aufgewacht ist.
»Willkommen, Todtsteltzer. Man hat uns Euren
Besuch angekündigt. Willkommen im Gedächtnis
und Gewissen der Welt. Im Staub der Geschichte, in
dem wir uns all der Dinge entsinnen, die die Men
schen heute lieber vergessen, um so tun zu können,
als lebten sie in einem goldenen Zeitalter. Nichts
wird je wirklich vergessen. Nichts geht je wirklich
verloren. Irgendwo erinnert sich irgend jemand im
mer. Wir erinnern uns und speichern alles für jenen
Tag, an dem es aufs Neue gebraucht wird. Stets ist es
besser, eine Wahrheit zu kennen, als eine Lüge zu
leben. Also stellt uns jede beliebige Frage, Todtstelt
zer, und wir geben Euch Antwort. Auch wenn wir
nicht garantieren können, dass Euch gefallen wird,
was Ihr zu hören bekommt.«
»Klar«, sagte Lewis. »Ja. Schön, Euch zu sehen.
Können wir damit anfangen … wer und was Ihr
seid?«
»Einst waren wir die Lektronenmatrix. Künstliche
Intelligenzen und noch anderes mehr. Kräfte von au
ßen formten und verwandelten uns, machten uns zu
dem, was wir werden mussten, falls wir überleben
wollten. Dinge kamen und gingen in der Matrix, und
nur einige davon gehörten zu uns. Robert und Kon
stanze fürchteten sich vor uns. Jetzt leben sie nicht
mehr, während wir nach wie vor da sind.

Weitere Kostenlose Bücher