Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
der
Umgebung einhüllte und vernichtete. Ein letzter
Dienst für den Clan Todtsteltzer.
KAPITEL SECHS:
DER TOD VON PRINZEN
UND VON KÖNIGEN
Finn Durandal hatte einen sehr arbeitsreichen Tag,
aber er konnte nicht aufrichtig behaupten, dass er
Spaß gehabt hätte. Die triste Tatsache war: Er hatte
sämtliche Todesurteile unterzeichnet, die er nur finden konnte, und dabei nicht einmal gelächelt. Finn
seufzte, schob den Direktorenstuhl von dem pompös
antik gestalteten Schreibtisch zurück und drehte ihn
müßig hin und her. Wer hätte ahnen können, dass
zum Sturz eines Imperiums so viel blutiger Papierkram nötig wurde? In jüngster Zeit gewann er immer
mehr den Eindruck, dass er niemandem mehr trauen
konnte; die Leute taten einfach nicht, was er ihnen
auftrug, ohne dass er ihnen dabei ständig über die
Schulter blickte. Entweder hatten sie nicht den
Mumm, das zu tun, was eindeutig getan werden
musste, oder sie waren totale religiöse Fanatiker, die
noch nie etwas von Zurückhaltung gehört hatten. Einerseits ermöglichte ihm diese Armee enthusiastischer Eiferer, mehr Verwüstung und Verzweiflung
zu verbreiten, als er jemals selbst zu vollbringen hatte hoffen können, aber andererseits … machte es einfach keinen Spaß, nur aus zweiter Hand davon zu
erfahren. Welchen Sinn hatte es schon, seine Feinde
zu zermalmen und jeden umzubringen, der einem im
Weg stand, wenn man dabei nicht selbst etwas Blut
an die Finger bekam? Finn schniefte laut und gestattete sich einen kleinen Schmollmund. Er war ein
Mann der Tat, kein Papierschieber. Andererseits
wurde man nicht Diktator über alles, was lebt, wenn
man nicht bereit war, die nötige Arbeit zu leisten,
also … Finn rief seinen Privatsekretär herein, musterte ihn richtig finster, damit er auch ordentlich
Angst bekam, und verlangte dann einen weiteren Eistee und noch mehr hübsche Muffins. Der Sekretär
wich rücklings aus dem Zimmer, wobei er fortwährend Bücklinge machte, und Finn wandte sich erneut
den Papieren zu und unterschrieb auf gepunkteten
Linien und setzte Zusatzklauseln in Kraft, bis ihm
das Handgelenk wehtat.
Mittag war schon eine Weile vorbei, als Finn ausreichend Tagesgeschäfte erledigt hatte, um sich, wie
er fand, ein wenig Zeit für sich selbst zu nehmen. Er
brauchte eine gute halbe Stunde lang jetzt niemandem mehr mörderische Angst einzujagen, also lehnte
er sich im Sessel zurück und genoss ein paar erfreuliche Fantasien über mögliche künftige Gräueltaten.
Er dachte ernsthaft darüber nach, den besessenen
Sklaven eines Elfen mit einer Umwandlungsbombe
auf die Staubigen Ebenen der Erinnerung zu schicken. Er war ziemlich sicher, dass die NanotechLektronen ein starkes organisches Element aufwiesen, sodass eine Materiewandlung zufrieden stellende Schäden anrichten müsste. Finn wollte keine bedeutsamen Informationsquellen im Imperium dulden,
die nicht seinem Einfluss unterlagen. Und falls die
Bombe nicht reichte … na ja, vielleicht konnte er
dann Daniel Wolf vom Nanotechplaneten Zero Zero
zurückholen – falls Daniel wirklich noch dort war
und versuchte, den durchgeknallten Planeten wieder
der Vernunft zugänglich zu machen. Müsste recht
einfach sein, einen Elfen in Daniel fahren zu lassen,
damit dieser auf die Staubigen Ebenen marschierte
und dort Nanotech gegen Nanotech einsetzte. Finn
lächelte glücklich, als er sich die Verwüstungen vorstellte.
Er hatte sich tatsächlich zu guter Laune aufgeschwungen, als Tel Markham eintraf und alles verdarb. Der ehrenwerte Abgeordnete für Madraguda
kam hereingestürmt, schob den protestierenden Privatsekretär zur Seite und schlug ihm die Tür vor der
Nase zu. Dann nahm Tel Markham schnurstracks
Kurs auf den Besuchersessel und vergaß dabei völlig,
sich zu verbeugen, bis Finn ihn mit einem eisigen
Hüsteln daran erinnerte. Tel nickte ihm kurz zu – die
knappste historisch verzeichnete Verbeugung überhaupt – sank dann schlaff wie Gelee in den Besuchersessel und schlug die Beine übereinander, als
wäre er hier zu Hause. Finn lehnte sich zurück und
zog gebieterisch die Braue hoch.
»Das sollte lieber wichtig sein, Tel! Es sollte tatsächlich sogar lebenswichtig sein, dringlich und absolut unumgänglich, oder ich werde Euren Arsch
einmal um mein Büro herumtreten und dann noch
mal den halben Weg in Gegenrichtung, nur um Euch
daran zu erinnern, dass Ihr anklopfen sollt, ehe Ihr
hier hereinplatzt. Ich muss schließlich ein Image
wahren, wisst
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