Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
könnt jetzt gehen, Elf. Und knallt auf dem
Weg hinaus nicht die Tür zu, oder ich weise die Überesper an, Euren Verstand eine Woche lang in etwas
Kleines und Weiches zu sperren. Und nun hurtig hinaus! Vergesst nicht, mir einen Brief zu schreiben. Und
Tel, sucht Euch einen Regenerationstank und macht
Euch sauber. Ich habe einen Auftrag für Euch.«
Der Paragon Emma Stahl hatte eingewilligt, die junge Reporterin Nina Malapert in deren Wohnung zu
treffen, aber kaum war Emma ins Wohnzimmer spaziert, da hatte sie das Gefühl, womöglich einen
schrecklichen Fehler begangen zu haben. Nina lebte
allein, und das sah man. Eine Wohnung konnte nicht
ohne ein gewisses Maß an entschlossener Bemühung
dermaßen unordentlich werden. Emma stand völlig
reglos mitten im Raum, damit sie nichts anzufassen
brauchte, während Nina munter um sie herum fuhrwerkte und angeblich aufräumte, meist jedoch Dinge
einfach nur zur Hand nahm und anderswo wieder
ablegte. Emmas Nasenflügel zuckten, während die
durchdringenden Aromen billigen Parfüms, noch billigerer Desinfektionsmittel und der fortexistierenden
Überreste mehrerer kürzlicher Mahlzeiten eine
Schlacht um die Vorherrschaft austrugen.
Überall sah man knuddelige Stofftiere, die einen
leer von jeder Fläche anstrahlten, die nicht schon begraben lag unter kitschigen Porzellanfigürchen von
zweifelhaftem Geschmack und Vasen voller traurig
hängender Blumen. Ein langes Regal enthielt Datenaufzeichnungen, und Emma wusste einfach, dass sie
nicht alphabetisch sortiert waren. Hohe Stapel aus
Mode- und Klatschmagazinen drohten jeden Augenblick umzustürzen. Drei Wände des Wohnzimmers
verschwanden hinter animierten holografischen Bildern: einem öden, windgepeitschten Moor, einem
überwucherten Garten zwischen vereisten Mauern
und schließlich Meereswellen, die sich in Gischtfontänen lautlos auf schartigen Klippen brachen. Ein
Schreibtisch war an die letzte freie Wand geschoben
und bot Platz für ein Lektronenterminal, eine ferngesteuerte Kamera in ihrem Ladegerät und mehr aufgehäufte schmutzige Teller und Kaffeetassen, als der
Verstand des Betrachters behaglich verkraften konnte. Beide bequemen Sessel im Raum waren mit
schmutziger Wäsche bedeckt. Nina kramte sie zusammen und schwankte auf ihren hohen Absätzen
hinaus, um sie im angrenzenden Zimmer zu deponieren. Ihre Stimme trieb von dort aus herüber.
»Entschuldige das Chaos, Darling, aber ich wohne
hier. Nur einen Moment! Mach es dir bequem und
achte auf den Goldfisch. Ich habe ihn vor ein paar
Tagen fallen gelassen und noch nicht wieder gefunden. Gefallen dir meine Holowände? Sie sprechen
meine wildromantische Seite an, aber ich habe festgestellt, dass ich den Ton ganz herunterdrehen muss.
Rohe Naturgewalten können schrecklich ablenkend
sein! Oh, möchtest du einen Kaffee?«
Emma betrachtete die schmutzigen Tassen auf dem
Schreibtisch und schauderte. »Nicht sofort, danke.«
»Ich würde dir ja Brandy anbieten, aber ich habe
keinen.«
Emma ging zum nächsten Sessel hinüber und beförderte unterwegs einen Stoffbären mit einem Fußtritt zur Seite. Nina schrie von der Tür aus entsetzt
auf, eilte herein, hob den Bär auf und knuddelte ihn.
»Lass Meister Petz in Ruhe, du große Tyrannin!
Na, na, Schätzchen, sie hat es nicht so gemeint! Sie
ist nur eine grässliche alte Paragontante, die es nicht
annähernd oft genug besorgt bekommt. «
»Warum so viele Knarren?«, wollte Emma wissen
und wechselte so mit Bedacht das Thema, während
sie sich behutsam in den Sessel setzte. Sie deutete
auf etwa ein Dutzend Strahlenwaffen, die mit wenig
Sachkenntnis an die Wand über dem Schreibtisch
gehängt worden waren. Nina lächelte, küsste Meister
Petz und quetschte ihn im nächsten Regal zwischen
andere Spielsachen. Dann setzte sie sich Emma gegenüber und schlug die Beine übereinander, damit
ihre neuen Schuhe besser herauskamen.
»Das sind Erbstücke von meinem lieben alten
Ahnherrn Flynn. Er sagte immer, die erste Regel des
Journalismus würde lauten: Sei jederzeit zum Schuss
bereit!«
Emma musterte die klobigen Strahlenpistolen
zweifelnd. »Bist du sicher, dass er sich damit nicht
auf Aufnahmen mit der Kamera bezog?«
»Nicht mehr heutzutage, Süße.«
Nina lächelte Emma glücklich an, und der hohe
rosa Irokesenschnitt wippte leicht. Sie trug ein ganzes Arsenal an bunten Seidenfetzen und hatte eindeutig entschieden, den Kampf um die Vorherrschaft
den Farben zu überlassen. Um das linke
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