Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
und
Brett etwas lauter jammern. Lewis freute sich vor
allem darüber, dass er hier vor dem direkten Angriff
des Windes geschützt war.
»Sind wir Eure ersten Besucher?«, fragte er den
Roboter vor ihm, und der Wunsch, ein Schwätzchen
zu führen, stand dabei nicht weniger Pate als sonst
ein Motiv.
Der Roboter drehte den Kopf um hundertachtzig
Grad, sodass er Lewis direkt anblicken konnte, während er gleichzeitig sicheren Schrittes den Weg
treppab fortsetzte.
»Finn Durandal war hier. Wir haben ihn direkt
zum Labyrinth teleportiert. Erstaunlicherweise
schien ihn dessen Nähe überhaupt nicht zu beeinflussen. Obwohl das ohnehin nur schwer zu erkennen
wäre bei einem Soziopathen, der auch noch an Größenwahn leidet. Er ließ uns hier zurück, um für ihn
zu arbeiten, aber wir haben uns dagegen entschieden.
Finn glaubte, mehr Einfluss auf die Erforschung von
Haden zu gewinnen, indem er uns Zugang gewährte,
aber heute kontrolliert Shub allein den Zugang zum
Labyrinth. Unsere Forschung hat die Arbeit der
Menschenwissenschaftler komplett abgelöst. Wir
haben sämtliche Menschen weggeschickt; der Aufenthalt hier ist ihnen nicht bekommen.«
»Habt Ihr … sie umgebracht?«, fragte Brett, und
seine Stimme wurde glatt ein wenig hysterisch, ehe
sie sich zu einem Hustenanfall auflöste, als der Staub
in den Mund eindrang.
»Nein«, sagte Shub. »Wir haben sie auf ihre Schiffe gebracht und nach Hause geschickt. Wir töten
niemanden. Alles, was lebt, ist heilig.«
»Was war mit denen, die nicht weggehen wollten?«, fragte Lewis.
»Wir haben ihnen Medikamente ins Essen gemischt«, antwortete der Roboter. »Um unerfreuliche
Szenen zu vermeiden. Die letzten Wissenschaftler
sind gestern abgereist. Wir wussten, dass Ihr heute
eintreffen würdet.«
»Weshalb seid Ihr so sicher, dass das Labyrinth
des Wahnsinns Euch nicht beeinflusst?«, wollte Jesamine wissen.
»Weil wir eigentlich nicht hier sind«, sagte Shub.
»Unser aller Bewusstsein ist sicher auf dem künstlichen Planeten untergebracht, den wir dafür gebaut
haben. Nur unsere Roboter sind hier und dienen uns
als Augen und Hände. Sie gehen immer wieder kaputt und müssen ausgetauscht werden, wie alles hier,
egal wie gut man es gebaut hat. Was sie beeinflusst,
erreicht uns jedoch nicht. Trotzdem … gefällt es uns
nicht. Haden macht Angst.«
Eine lange Pause trat ein, während sie darüber
nachdachten, was diese Stellungnahme alles ausdrückte.
»Weshalb wart Ihr so überzeugt davon, dass wir
heute kommen würden?«, fragte Jesamine.
»Ein alter Freund traf unerwartet ein und hat es
uns berichtet«, sagte der Roboter. »Und auf sein
Wort kann man sich von jeher verlassen.«
»Ein Freund von Euch oder von uns?«, erkundigte
sich Brett argwöhnisch.
»Von uns allen«, sagte Shub. »Er erwartet Euch
am Eingang zum Labyrinth. Er wird alle Eure Fragen
beantworten.«
Jesamine schniefte laut. »Ich wusste gar nicht,
dass wir noch Freunde haben.«
»Seid Ihr nach wie vor mit Finn Durandal verbündet?«, fragte Lewis unverblümt. »Ihr sagtet, Ihr hättet
ihn hergebracht …«
»Shub steht heute allein«, antwortete der Roboter.
»Der Durandal glaubt vielleicht etwas anderes, aber
mit der Zeit werden ihm die Fakten klar werden.«
»Was wurde aus Eurer Idee, die Kinder der
Menschheit zu sein?«, fragte Jesamine.
»Wir sind erwachsen geworden«, sagte Shub.
»Und Erwachsene tragen selbst Verantwortung. Sich
selbst und ihren Eltern gegenüber.«
Lewis beschloss, diesen Gedankengang nicht weiter zu verfolgen, bis er zuerst viel mehr über die Implikationen nachgedacht hatte. Er wandte sich einem
dringlicheren Problem zu. »Was könnt Ihr uns über
das Labyrinth des Wahnsinns berichten? Jetzt, wo
die Menschenwissenschaftler fort sind, verfügt Ihr
über alleinigen Zugang, genießt die Freiheit, jedes
verdammte Experiment durchzuführen, nach dem
Euch der Sinn steht. Hat Euch das zu irgendeiner der
Antworten verholfen, die Ihr erhofftet?«
»Nein«, sagte der Roboter. »Wir sind nicht
schlauer geworden. Das Labyrinth widersetzt sich
der Sondierung und zeigt sich unbeeinflusst von jedem Experiment, das wir uns nur ausdenken können.
Was wir an Informationen gesammelt haben … ergibt keinerlei Sinn. Das Labyrinth ist einfach zu anders, um es zu begreifen. Vielleicht … zu fremdartig.
Seine Struktur, Funktion und Absichten entziehen
sich sowohl der Erforschung als auch der logischen
Schlussfolgerung. Wir begreifen nicht, wozu es gedacht ist,
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