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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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was der Klon James wissen musste. Es war nicht schwer; im Verlauf der Jahre waren viele Bücher geschrieben und viele Dokumentationen produziert worden, die sich dem kurzen,
aber viel versprechenden Leben des Mannes widmeten, der König hätte werden sollen. Anne und Finn
brachten dann dem Klon James alles bei, was er wissen musste: wie man redete, wie man sich bewegte,
wie man in der Öffentlichkeit auftrat. Er lernte erstaunlich schnell. Als leeres Blatt entwickelte er einen unstillbaren Hunger auf Informationen über sich
selbst, und der Vorgang wurde noch dadurch beschleunigt, dass Finn ihn streng bestrafte, wenn er
etwas falsch machte, und Anne ihn anschließend tröstete. Böser Bulle, guter Bulle; Zuckerbrot und Peitsche. Die alten Methoden waren immer die besten.
James hatte immer noch Schwierigkeiten in manchen
Bereichen des gesellschaftlichen Umgangs, aber das
waren Dinge der Art, die man nur aus Erfahrung
lernte – weshalb Finn auch darauf bestand, dass James so viel auf einmal tat. Durch ein volles Programm aus Begegnungen und Gesprächen tauchte
James in die Welt ein, die er täuschen musste. Es
hieß fressen oder gefressen werden, aber es schien zu
funktionieren. Und falls es ein bisschen hart für James war, nun, es war ja nicht so, dass es sich bei ihm
um eine echte Person gehandelt hätte.
    »Du musst leichte Konversation noch mehr üben«,
sagte Anne, die James gegenübersaß. Selbst im Sitzen wirkte sie steif und unbeholfen in dem neuen
schönen Körper. »Ich weiß, dass Plaudern dich nervös macht, James, aber du lernst es nur durch die
Praxis. Im Zweifel lächelst du einfach und sagst etwas Nettes. Es muss ja nicht stimmen; das tun ohnehin nur wenige Komplimente.«
    »Ich tue mein Bestes«, sagte James, bemüht, keinen mürrischen Ton anzuschlagen. »Es ist nur so …
dass ich müde werde. Ich habe so viel zu tun, und es
findet nie ein Ende …«
    Finn verpasste ihm eine Ohrfeige. Es war ein lässiger Schlag, aber es steckte richtig Kraft dahinter.
James schwankte auf den Beinen, stürzte aber nicht.
Er hörte sofort auf zu reden und blickte stur geradeaus, die Hände an den Seiten.
    »Du tust, was ich dir befehle und wann ich es dir
befehle«, erklärte Finn.
Anne war auf den Beinen und sah Finn wütend an.
»Das war nicht nötig! Er gibt sich Mühe!«
Finn musterte sie kühl. »Ich tue, was ich möchte,
Anne, und niemand kommt mir heutzutage noch in
die Quere. Von allen Leuten solltest du das am besten wissen. James muss seine Rolle perfekt spielen,
oder alle unsere Pläne werden zunichte. Also wird er
perfekt sein, was immer es auch kostet.« Er lächelte
James an. »Du gehörst mir, Junge, mit Leib und Seele. Ich mache dich zum König, und das Imperium
wird sich dir beugen – aber alles nur, weil es mir so
gefällt. Du gehörst mir und wirst mir immer gehören.
So, jetzt muss ich mich aber anderen Dingen zuwenden. So viele Leben sind zu ruinieren, und die Zeit ist
so knapp! Anne, sorge dafür, dass er auf das Nachrichteninterview in einer Stunde vorbereitet ist. Und
vergiss nicht: Wir sind für Herrn Durcheinander
nicht zu sprechen!«
Er lachte, tätschelte James die errötende Wange,
warf Anne eine Kusshand zu und rauschte dann aus
dem luxuriösen Gemach, hastig gefolgt von du Katt.
James wartete, bis die Tür hinter ihnen zugeknallt
war, und wagte erst dann, sich zu setzen. Seine Hände zitterten, und er verschränkte sie fest im Schoß.
Anne setzte sich zu ihm auf die gepolsterte Armlehne
und legte ihm den Arm um die Schultern.
»Warum kann Finn mich nicht leiden?«, wollte
James wissen. »Ich mache alles, was er mir aufträgt.
Ich gebe mir immer Mühe.«
»Aber, aber, James, nimm es dir nicht so zu Herzen. Das ist einfach seine Art. Wir beide sind bislang
sehr zufrieden mit deinen Fortschritten, und keiner
von uns zweifelt an deinen Fähigkeiten. Im Grunde
nicht.«
»Warum ist er dann immer … so?«, fragte James.
»Warum kann ich ihm nie etwas recht machen? Ich
möchte es ihm recht machen.«
»Finn … ist nicht leicht zu durchschauen«, erklärte Anne. »Und er muss sich um so vieles kümmern.
Mach du einfach so weiter wie bisher. Du machst das
gut.«
Sie drückte ihn und stieß ihm dabei eine prachtvolle Brust an die Wange. James wurde dunkelrot und
saß ganz still da, damit er sie nicht erschreckte und
sie zurückwich. James fand Annes Schönheit in vielerlei Hinsicht beunruhigend und begriff es im Grunde nicht. Als Schätzchen Mackenzie

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