Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Grab. »Was
sucht Ihr hier? Was könnte dieses Massaker und diese Zerstörung lohnend machen?«
»Ich bin froh, dass Ihr diese Frage stellt, William.
Ich bin wegen James gekommen. Er nützt niemandem etwas, solange er nur in der Erde herumliegt,
aber ich habe Verwendung für ihn.« Er beugte sich
über den Grabstein und blies beiläufig das ewige
Licht aus, das dort brannte. »Grabt ihn aus, Jungs.«
William stieß einen Wutschrei aus und versuchte
aufzuspringen, aber der Paragon schlug ihn, und er
stürzte hilflos zu Boden.
»Ah, William«, sagte Finn. »Kinder sind ja solche
Geiseln des Schicksals, nicht wahr? Sogar wenn sie
schon tot sind.«
Finns Leute schaufelten das Grab auf, während
William hilflos zusah. Es dauerte nicht lange, bis sie
den Sarg erreicht, den Deckel aufgebrochen und den
Leichnam freigelegt hatten. Die Bestattungstechniker
hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die Leiche
war perfekt erhalten, und die zahlreichen Verletzungen waren geschickt getarnt. Man konnte glatt den
Eindruck gewinnen, dass James nur schlief. William
stieß einen leisen Laut des Schmerzes aus, aber niemand achtete auf ihn. Finn kletterte ins offene Grab,
damit er James aus der Nähe ins Gesicht blicken
konnte. Endlich nickte er und lächelte und beugte
sich dann vor, um James auf die toten Lippen zu küssen.
»Du bist geeignet. Du Katt, nehmt Eure Proben.«
»Keine Namen!«, zischte der Vertreter der Klone,
als er eilig vortrat. »Ihr habt versprochen, dass keine
Namen genannt werden!«
»Oh, jetzt macht schon«, sagte Finn.
Du Katt wartete, bis Finn wieder aus dem Grab
gestiegen war, und kletterte selbst unbeholfen hinein,
um seine Zellproben zu nehmen. Er arbeitete flink
und tüchtig, achtete dabei aber sorgsam darauf, dem
Leichnam nicht ins Gesicht zu blicken. Sobald er fertig war, stieg er aus dem Grab, so schnell er konnte,
und Finn nickte einem seiner Leute zu, der daraufhin
eine kleine Materiewandlerbombe ins Loch warf.
Wenige Sekunden später waren die sterblichen Überreste des edlen James Feldglöck zu einem undifferenzierten Protoplasmaschleim reduziert worden, der
früher mal alles und jedes gewesen sein konnte. William schrie gellend und wurde von Weinkrämpfen
geschüttelt, während Finn lächelnd auf ihn herabblickte.
»Gebt mir nicht die Schuld«, sagte er abschätzig.
»Douglas ist an allem Schuld. Nichts von alldem hätte geschehen müssen. Aber er hätte mich zum
Champion machen müssen.«
»Ihr wart schon immer ein kleinkarierter mickriger
Scheißer«, sagte William.
»Bringt ihn zurück ins Haus Feldglöck«, befahl
Finn. »Schließt ihn irgendwo sicher ein und organisiert einen Wachplan für Haus und Grundstück.
Niemand darf herein oder heraus, der nicht zu mir
gehört. Oh, und Jungs, ihr dürft mit William spielen,
aber ihn nicht zerbrechen. Ich habe womöglich später
noch Verwendung für ihn.«
Er blickte über die brennenden Gärten hinweg,
während seine Leute William davonzerrten. »Eines
Tages sieht ganz Logres so aus«, sagte Finn glücklich.
In James’ Gemächern spazierte Finn jetzt um seine
Schöpfung herum und musterte den Klon von allen
Seiten. Er sah gut aus. Er sah sehr gut aus. Finn liebte gute Arbeit. Du Katt war erstaunlich leicht an
Bord zu holen gewesen. Er verlangte für seine Dienste und den manipulierten Gentest nicht mehr von
Finn als das Versprechen, dem Klonuntergrund wieder zu Macht und Einfluss zu verhelfen. Und natürlich einen Sack voll Geld. Nur du Katt und eine ausgewählte Handvoll aus dem Klonuntergrund kannten
die Wahrheit. Je weniger eingeweiht waren, desto
geringer die Gefahr, dass sich in jemandem das Gewissen rührte und er redete. Die Abmachung war
recht einfach: Als Gegenleistung für James wollte
Finn dafür sorgen, dass eine riesige Zahl neuer Klone
geschaffen würde, um die frisch terrageformten Planeten zu besiedeln, sobald das Komitee für Materiewandlung erst mal zahlreiche Planeten von »lästigem« Fremdleben gesäubert hatte. Diese neuen Siedlungen würden, zusammen mit ihrer Vertretung im
Parlament, die Klone zu einer Macht erheben, mit
der man rechnen musste.
Du Katt war auch dafür verantwortlich, die Original-Zellproben sicher zu verwahren, damit man einen
neuen James produzieren konnte, falls der Erste nicht
funktionierte. Das gehörte zu den ersten Dingen, die
Finn James erklärt hatte, nur damit dieser wusste,
woran er war.
Anne Barclay hatte aus ihren umfangreichen Archiven alles ausgegraben,
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