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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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ihn am Set zu Die feine Gesellschaft umarmt hatte, glaubte er, aus
Blutmangel im Kopf ohnmächtig zu werden, da das
ganze Blut anderswo gebraucht wurde. Anne wusste,
welche Wirkung sie auf ihn hatte, und sie neckte ihn
gern. Von James akzeptierte sie Aufmerksamkeiten,
die ihr bei jedem anderen unangenehm gewesen wären – vielleicht, weil James die alte Anne nie gekannt
hatte. Soweit er wusste, war sie von jeher schön. Bei
ihm fiel es ihr leichter … feminin zu sein. Das erfolgreich in Gesellschaft einer anderen Person zu tun,
dazu brachte sie immer noch nicht das Selbstbewusstsein auf. Ihr gefiel zwar die Wirkung ihrer neuen Weiblichkeit auf Männer, die Art, wie sie sie ablenkte und ihr Denken kurzschloss, aber sie vertraute
dem Effekt noch nicht. Ein Teil von ihr glaubte nach
wie vor, die Männer lachten insgeheim über sie.
Und falls sie das taten, würden sie dafür bezahlen.
Sie würde dafür sorgen, dass sie litten. Jeder verdammte einzelne von ihnen.
    Sie brauchte schon einige Zeit, Um James wieder zu
beruhigen, und ließ ihn dann in seine neuesten Dateien vertieft zurück, während sie Finn nachlief. Der
Durandal hatte noch keine große Distanz durch den
Flur zurückgelegt. Er versuchte immer noch, du Katt
loszuwerden. Der Klonabgeordnete war ebenso nervös wie ehrgeizig und brauchte eine Menge beruhigender Worte. Wie Finn sagte – mehr als einmal:
Hätte er nur gewusst, wie anhänglich dieser Mistkerl
sein würde, dann hätte er sich an jemand anderen
gewandt. Dazu war es jetzt jedoch zu spät. Sie waren
aufeinander angewiesen – fürs Erste. Finn sah Anne
näher kommen und benutzte das als Ausrede, um du
Katt endlich wegzuschicken. Der Klonabgeordnete
ging widerstrebend und brummelte dabei immer
noch vor sich hin. Finn schenkte Anne ein Lächeln,
als sie sich zu ihm gesellte.
    »Und wie geht es unserem lieben Kind? Es lernt
hart und bessert sich, hoffe ich?«
»Er wird für das Interview bereit sein. Das ist er
immer. Ihr seid zu streng mit ihm, Finn.«
»Es dient nur seinem eigenen Besten. Falls er in
aller Öffentlichkeit Murks macht, bringt das nicht
nur unsere Hälse auf den Henkersblock. Die Öffentlichkeit empfindet von jeher eine besondere Abscheu
vor Klonhochstaplern. Speziell jetzt, wo die Leute so
viel Hoffnung und Vertrauen in die Rückkehr des
lieben James investiert haben.« Er brach ab, betrachtete Anne einen Augenblick lang nachdenklich und
fuhr dann in freundlicherem Ton fort: »Etwas bereitet Euch Kummer, Anne, und ich denke nicht, dass es
James ist. Worum geht es?«
»Ich weiß nicht«, antwortete sie und wandte sich
ab, konnte seinem Blick nicht standhalten. »Es ist
nur … ich fühle mich nicht gut. Das ist neu für mich
… Ich dachte, es wäre das, was ich mir gewünscht
habe, aber jetzt … fühlt es sich wie ein Trick an, eine
Maske, die ohnehin jeder durchschaut.«
»Ihr seid jetzt schön«, sagte Finn. »Ihr seid aufgeblüht. Insgeheim habt Ihr Euch das immer gewünscht.«
»Warum kann ich mich dann nicht entspannen?
Warum fühle ich mich ständig wie eine Betrügerin?
Warum kann ich es nicht einfach … genießen?«
Sie wurde lauter. Finn nahm sie fest in die Arme
und zwang sie, ihn anzusehen. »Hört mir zu, Anne.
Ihr könnt sein, was immer Ihr sein möchtet. Ihr könnt
Euer Leben, Eure Persönlichkeit und Euer Schicksal
neu gestalten, ganz wie ich es getan habe. Ihr müsst
nur stark genug sein, Euch zu nehmen, was immer
Ihr möchtet. Andere Menschen glauben dann, was
Ihr möchtet – falls Ihr in Eurem eigenen Glauben nur
selbstbewusst und stark genug seid. Ihr könnt alles
sein, was Euch gelingt, anderen Menschen als Bild
von Euch zu zeigen. Vertraut mir darin, Anne, denn
ich habe viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Bald
werden die Leute vergessen, dass es jemals eine andere Anne gab. Glaubt … einfach an Euch selbst. Ich
glaube an Euch.«
Anne nickte langsam, und Finn ließ sie los. Sie
brachte ein schmales, bebendes Lächeln zuwege.
»Danke«, sagte sie leise. »Ihr brauchtet das nicht zu
tun.«
»Ich weiß«, sagte er und lächelte lausbubenhaft.
»Aber ich habe es trotzdem getan. Weil sogar Monster nicht ständig Monster sind.«
Sie spazierten gemeinsam den Flur entlang, in
tröstlicher Nähe zueinander, ohne sich tatsächlich zu
berühren. Passanten verneigten sich tief vor ihnen
beiden und wichen ihnen weiträumig aus. Beide hatten sich zu großartigen und ruhmreichen, überlebensgroßen Gestalten entwickelt und

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