Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
passten von
ihrer Erscheinung sehr in die prunkvollen Korridore
des Imperialen Palastes. Und es schien, als wäre kein
anderer ihrer würdig.
»Ihr übernehmt heutzutage vielerlei Bürden«, sagte Anne nach einer Weile. »Seid Ihr sicher, dass Ihr
erfolgreich mit all diesen Gruppen jonglieren könnt,
mit denen Ihr zusammenarbeitet? Die Reine
Menschheit und die Militante Kirche sind schon übel
genug, aber die anderen, die Ihr auch noch ins Boot
holen möchtet … sie sind nicht dumm, und sie sind
sehr gefährlich. Wie lange, denkt Ihr, könnt Ihr diesen Fanatikern noch verheimlichen, dass Ihr sie nur
für Eure eigenen Zwecke benutzt?«
»So lange es nötig ist«, antwortete Finn abschätzig. »Ich muss sie einfach nur gegeneinander ausspielen, und schon sind sie einfach zu sehr mit dem
Versuch beschäftigt, einander in die Pfanne zu hauen, bevor sie erkennen, was ich wirklich vorhabe, ehe
es viel zu spät ist.«
»Aber an den Höllenfeuerclub und den Schattenhof heranzutreten …« Anne sah ihn an. »Seid vorsichtig, Finn! Diese Leute sind niederträchtig und
verräterisch.«
»Das bin ich auch«, entgegnete Finn. »Aber ich
bin schlauer als sie, weil ich von ihrer Besessenheit
frei bin. Und weil ich als Einziger über alles informiert bin, was läuft. Ich überblicke als Einziger das
große Bild. Ich werde ihnen stets einen Schritt voraus sein.«
Anne dachte eine Zeit lang darüber nach. »Zumindest glaubt jede dieser Gruppen an eine eigene Sache. Woran glaubt Ihr, Finn?«
Er lächelte strahlend. »Ich glaube an mich.«
Anne fand, dass es an der Zeit war, das Thema zu
wechseln. »Liegen neue Nachrichten vom Schrecken
vor?«
»Nichts Neues«, antwortete Finn, stillschweigend
mit dem Themenwechsel einverstanden. »Vermutlich
ist er weiterhin unterwegs zum nächsten berechneten
Ziel, Herakles IV. Mit Bestimmtheit wissen wir das
erst, wenn er wieder in unserem Weltraum auftaucht.
Aber mal vorausgesetzt, er hält Kurs: Sogar mit Unterlichtgeschwindigkeit erreicht er Herakles IV in nur
wenigen Monaten. Man arbeitet dort nach wie vor
daran, die Verteidigung zu stärken, und stürzt die
ganze planetare Wirtschaft in den Bankrott, um sich
die neuesten Abwehrfelder und Waffen zu kaufen.
Das neueste heiße Gerücht lautet, dass die Swart Alfair von Mog Mor, diese rätselhaften Bastarde, für
einen exorbitanten Preis einige gänzlich neue Waffensysteme an Herakles IV geliefert haben und dazu
eine Hand voll Beobachter, die sich anschauen sollen, wie gut diese Systeme funktionieren. Falls ich
Herakles IV wäre, würde ich die Quittung griffbereit
halten. Ich habe selbst ein paar Beobachter entsandt,
nur für den Fall, dass diese neuen Waffen wirklich
die wundersamen Leistungen bringen, die Mog Mor
behauptet; ich denke jedoch nicht, dass ich atemlos
darauf warte.«
»Denkt Ihr, dass die zusätzlichen Abwehranlagen
irgendetwas bewirken?«
Finn schürzte die Lippen. »Ich habe keine Ahnung. Aber was auch passiert, es wird eine lehrreiche
Erfahrung sein.«
»Finn! Das ist sogar für Eure Verhältnisse kaltblütig!«
»Man halte sich an das, worin man am besten ist,
so lautet stets mein Wahlspruch.«
»Aber … falls nichts davon funktioniert? Habt Ihr
irgendwelche Pläne, wie man den Schrecken aufhalten könnte?«
»Oh ja, Pläne habe ich jederzeit!«
»Das sagt Ihr immer! Warum erzählt Ihr mir nie,
was das für Pläne sind? Vertraut Ihr mir nicht, nach
allem, was wir gemeinsam getan und erreicht haben?«
»Sachte, sachte«, sagte Finn. »Ihr werdet laut. Ich
möchte keine falsche Hoffnung wecken, bis ich
weiß, ob auch gelingen wird, was ich da vorhabe.
Uns bleibt noch Zeit. Es wird Äonen in Anspruch
nehmen, bis der Schrecken so tief ins Imperium eindringen kann. Nun bin ich damit an der Reihe, das
Thema zu wechseln, denke ich. Ich muss erfahren,
wie es um Euer Herz bestellt ist, liebe Anne. Empfindet Ihr ein Schuldgefühl über Douglas’ Sturz vom
Thron und seine Ersetzung durch James? Ich meine,
Ihr und Douglas wart lange Zeit befreundet.«
»Ihr und Douglas auch.«
»Nein, eigentlich nicht. Hört auf, der Frage auszuweichen. Wird es ein Problem für Euch, Douglas
vom Thron zu stürzen?«
»Nein«, antwortete Anne und erwiderte seinen
Blick fest. »Er hat mich im Stich gelassen. Er hat uns
alle im Stich gelassen. Er hatte nicht den Mumm, ein
König zu sein, wie er es zuvor versprochen hatte.
Oder die Legende zu sein, die Ich aus ihm gemacht
hätte. Ich unterstütze keine Verlierer
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