Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
um sich aufzusetzen. Lizzie im Codezimmer. Boots bei den kranken, verwaisten Mäusebabys. Gregor zum Tode verurteilt. Alle saßen sie mehr oder weniger in der Falle.
Er hob den Kopf. »Sie schlagen sich alle tapfer, Mom«, sagte er.
»Na gut. Ich muss dir einfach vertrauen, Gregor. Du wirst schon das Richtige für uns tun«, sagte sie. »Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch«, sagte Gregor. »Und jetzt brauchst du ein bisschen Schlaf.« Er küsste sie auf die Stirn und ging, damit er nicht doch noch zusammenbrach und ihr alles erzählte.
Und dann musste er unbedingt mit jemandem reden, mit jemandem, dem er nichts vorzumachen brauchte. Er ging schnurstracks zu Luxas Zimmer und bearbeitete die Ärzte so lange, bis sie ihn für einen kurzen Besuch hineinließen. Er musste sich die Hände mit Desinfektionsmittel waschen, diesmal aber keinen Mundschutz anziehen.
Luxa sah schon viel besser aus, wenn man bedachte, dass seit seinem letzten Besuch erst sechs Stunden vergangen waren. Sie keuchte immer noch ein wenig, wenn sie die dunstige Luft einatmete, aber sie saß aufrecht im Bett, mehrere Kopfkissen im Rücken. Auf dem Schoß hatte sie ein Tablett mit Brühe, Pudding und etwas, das aussah wie Brei aus Süßkartoffeln. Sie häufte den Brei mit der Gabel zu einem Turm auf, genau wie Gregors Schwestern es zu Hause immer machten. Als sie ihn sah, hellte sich ihre Miene auf, und er spürte, wie ein wenig von der Schwere des Tages von ihm abfiel.
»Mmm, was gibt’s zum Mittagessen? Das sieht echt lecker aus«, sagte er.
Luxa schaute mit gerunzelter Stirn auf das Tablett. »Man kann gut damit bauen. Mein Hals tut noch zu weh, um irgendetwas zu essen, was mir schmecken würde.«
»Pudding mag doch jeder«, sagte Gregor. Er tauchte einen Löffel hinein und hielt ihn ihr an den Mund. Sie aß ihn und schluckte schwer.
»Au«, sagte sie. Dann fiel ihr Blick auf den Dolch an seinem Gürtel und sie machte große Augen. »Was hast du getan, um den zu bekommen? Hast du Solovet ermordet?«
»Nein, sie hat ihn mir gegeben«, sagte Gregor.
»Oh, ich hasse dich. Mir erlaubt sie nicht einmal, ihn in die Hand zu nehmen«, sagte Luxa.
Gregor zog den Dolch aus dem Gürtel und reichte ihn ihr. »Hier, hau rein.«
Luxa drehte den Dolch bewundernd in den Händen. »Bist du neuerdings ihr Liebling?«
»Oh ja. Sie hat mich in diese alberne schwarze Rüstung gesteckt und mich dann aus der Schlacht geholt. Ich soll erst mal kämpfen lernen«, sagte Gregor.
»Du musst wieder zum Training? Das solltest du nicht zu persönlich nehmen. So macht sie das immer«, sagte Luxa.
»Echt?«, sagte Gregor.
»Natürlich. Niemand kann ihr genügen. Sie würde sogar Ripred gute Ratschläge geben, müsste sie nicht befürchten, dass er sie auffrisst«, sagte Luxa.
Als Gregor das hörte, ging es ihm schon besser. Vielleicht war es halb so wild, dass er wieder zum Training musste. Und außerdem – wenn er jetzt auf dem Schlachtfeld wäre, könnte er nicht bei Luxa sein. »Wie lange musst du noch im Krankenhaus bleiben?«
»Ich müsste bereits draußen sein«, sagte Luxa mürrisch. »Howard haben sie schon entlassen. Er behandelt sogar wieder Patienten.«
»Du warst schlimmer dran«, sagte Gregor.
»Ich glaube nicht, dass das der Grund ist. Sie wollen mich nichts machen lassen, weder drinnen noch draußen. Jetzt, da ich wieder hier bin, wird Solovet mich rund um die Uhr bewachen lassen«, sagte Luxa. »Es überrascht mich, dass du keine Leibwächter hast.«
»Ich hatte welche. Eine Zeit lang«, sagte Gregor.
»Wie bist du sie losgeworden?«, fragte Luxa.
Gregor wurde rot. Auf die Frage war er nicht vorbereitet. Er konnte ja kaum sagen: »Ach, weil Solovet jetzt weiß, dass ich in dich verliebt bin.« Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen. »Öhm … na, weil ja meine Schwestern und meine Mutter hier unten sind und so … iss doch noch ein bisschen.«
Luxa würgte noch ein paar Löffel Pudding hinunter. »Mareth sagt, dass auch deine Schwester Lizzie bleiben möchte.«
»Ja. Ripred glaubt, dass sie den Code knacken kann. Jetzt ist sie in einem Zimmer mit so einem Baum an der Wand.«
»Der Übertragungsbaum. Henry und ich mussten ihn auswendig lernen. Das war furchtbar. Unsere Lehrerin war ein Huscher und ungefähr tausend Jahre alt. Wir mussten uns stundenlang Nachrichten schicken.« Luxa lachte. »Eines Tages schrieb Henry ›Hilfe, ich sterbe vor Langeweile‹ und da weigerte sich die Lehrerin, uns noch länger zu
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