Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Vorteil. »Ich weiß nicht«, sagte Gregor. »Vielleicht ist es schlauer, einfach hier sitzen zu bleiben.«
»Das können wir tun. Aber dann müssen wir mit dem Wissen leben, dass eine Rattenarmee, die vermutlich immer größer wird, vor den Toren Regalias steht«, sagte Ares.
Tja, das war nicht gerade ein beruhigender Gedanke.
Gregor merkte, dass Solovet und Ripred ihn ansahen und sich leise berieten. Dann kam Solovet zu ihm herüber. »Gregor, Ares, wir werden euch in der zweiten Welle an der fünften Position rechts aufstellen. Das empfiehlt Ripred, und da ich dich noch nie im Kampf sah, muss ich seinen Rat befolgen.«
Gregor wurde sich bewusst, dass das stimmte. Solovet hatte ihn noch nie kämpfen sehen, weder mit noch ohne Ares. Auf seiner ersten Reise ins Unterland hatte er nicht mal ein Schwert besessen. Bei der Suche nach dem Fluch, den Gregor töten sollte, waren sie ohne Solovet in See gestochen. Auf die Dschungelexpedition mit dem Ziel, ein Heilmittel gegen die Pest zu finden, hatte Solovet ursprünglich mitkommen wollen, aber Hamnet hatte sich geweigert, den Führer zu spielen, wenn sie dabei wäre. Und als Gregor aus dem Dschungel zurückkehrte, stand sie unter Arrest, weil sie für die Pest verantwortlich war. Nein, sie war noch nie dabei gewesen, wenn er gekämpft oder auch nur trainiert hatte. Dann würde er ihr ja das eine oder andere vorführen können. Wenn sie erst mal sah, was für ein guter Kämpfer er war, würde sie vielleicht von ihrem hohen Ross heruntersteigen.
Er hatte keine Ahnung, wo sie ihn aufstellen wollte, aber Ares schien mit »zweite Welle, fünfte Position rechts« etwas anfangen zu können. Als das Kommando ertönte, sie sollten ihre Stellung beziehen, flog Ares direkt zu ihrem Platz an der Mauer. Sie standen in der zweiten von drei Reihen Soldaten auf Fledermäusen. Gregor ärgerte sich, als er sah, dass Marcus und Horatio rechts und links von ihm aufgestellt waren. Na toll, dachte er. Sie schickt mich mit meinen Leibwächtern in den Kampf. Doch der Ärger konnte ein anderes Gefühl nicht überlagern, das in ihm wuchs … Vorfreude. Er freute sich auf die Schlacht. Im Moment war sein Leben ein deprimierendes Durcheinander. Im Kampf wusste er, was er tat, und für eine Weile brauchte er an nichts anderes zu denken.
Gespannte Stille lag über der Höhle. Die Luft schien förmlich zu vibrieren. Dann hörte er, wie Solovet leise »Jetzt« sagte.
Die erste Welle Fledermäuse flog los und die Ratten erhoben sich, um ihnen zu begegnen. Der Kampf hatte kaum begonnen, als auch Ares abhob. Diesmal kreisten sie nicht in der Luft und suchten nach Angriffszielen. Die Fledermäuse flogen in einer dichten Formation und stürzten sich wie auf Kommando ins Gefecht.
Kämpfen war schon fast zu Gregors zweiter Natur geworden. Sein Wütermodus schaltete sich ein und er kämpfte, wo Ares ihn gerade einsetzte. Hier hatten sie weniger Platz zum Manövrieren als in den Feuerländern. Die Höhle war nicht so hoch und die Reihen der Ratten waren geschlossen. Für Gregor war das ein geringeres Problem als für Ares. Dessen Schwingen waren so lang, dass die Ratten ihn, wenn er zu tief flog, leichterwischen konnten. Selbst wenn Gregor den Arm mit dem Schwert ganz ausstreckte, konnte er nicht Ares’ gesamte Flügelspanne abdecken. Und im Moment schienen die Ratten es mehr auf Ares abgesehen zu haben als auf Gregor. Zwei Ratten, die nach Ares’ Flügeln schlugen, hatte Gregor schon durchbohrt. Doch eine dritte hatte mit ihrer Klaue die empfindliche Haut an der Flügelspitze erwischt und sie mehr als zehn Zentimeter aufgerissen.
»Ist es schlimm?«, rief Gregor.
»Nein, das kann ich später nähen lassen«, sagte Ares. »Es stört mich kaum beim Fliegen.«
»Gut, dann schnappen wir uns jetzt den Übeltäter«, sagte Gregor.
Gerade als sie hinabstoßen wollten, kam ein Unterländer herbeigeflogen und beorderte sie zurück zur Mauer. Gregor wollte widersprechen, aber Ares befolgte den Befehl sofort. Das war wohl ganz gut so, denn Gregor sollte ja beweisen, dass er gehorchen konnte. Doch als sie vor Solovet, Ajax und Ripred landeten, sagte Gregor: »Ihm fehlt nichts. Es ist nur ein kleiner Riss.«
»Steig ab«, befahl Solovet. »Gib Perdita und Mareth ein Zeichen«, sagte sie zu einer Wache.
Ein wenig verwirrt ließ Gregor sich von Ares’ Rücken gleiten. Wenn Solovet der Meinung war, Ares sei verletzt, müsste sie ihn doch direkt ins Krankenhaus schicken. Dafür brauchte sie Mareth und Perdita
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