Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
einen kaum trainierten Jungen an unserer Seite.«
»Das ist ja was ganz Neues«, sagte Gregor. »Seit ich zum ersten Mal hergekommen bin, habt ihr mich auf eure gefährlichsten Missionen geschickt.«
»Aber nicht, weil ich grandiose Kampfleistungen von dir erwartete«, sagte Solovet.
»Ich kann kämpfen! Frag Ripred! Er hat mich in den Feuerländern an vorderster Front eingesetzt!«, rief Gregor.
»Irgendwer musste ja auf dich aufpassen. Ich dachte mir, wenn du zwischen mir und Perdita stehst, hast du eine Chance, lebend aus der Sache rauszukommen.« Ripred zuckte die Achseln. »Aber glaub nicht, dass das so einfach war.«
»Was? Das ist so was von gelogen!«, sagte Gregor. Die Behauptung, er sei nur zu seinem eigenen Schutz an vorderster Front gewesen, war unerhört. Er riss sich den Helm vom Kopf und wollte ihn Ripred gerade ins Gesicht schleudern, als er aus dem Augenwinkel sah, wie Perdita fast unmerklich den Kopf schüttelte. Gregor wusste nicht, weshalb – vielleicht, weil er Perdita so schätzte –, aber er schaffte es, die Bewegung abzubiegen, sodass der Helm unter seinem Arm landete. Er merkte, dass die anderen ihn beobachteten, und wusste, dass er jetzt nicht die Fassung verlieren durfte. Er atmete tief durch und unterdrückte seine Wut. »Also gut. Wann geht das Training los?«
»Man wird dich rufen«, sagte Solovet. Gregor nickte kurz und stieg auf Ares’ Rücken. Als Ares in Richtung Regalia flog, hörte Gregor, wie Solovet hinter ihm lachte und sagte: »Na, wer macht ihn sich hier zum Feind?«
Und Ripred sagte kichernd: »Er springt immer so schnell darauf an.«
Da wusste Gregor, dass sie ihn unter anderem deshalb aus der Schlacht geholt hatten, um ihn auf die Probe zu stellen. Sie wollten sehen, ob er einen kühlen Kopf bewahren und gehorchen konnte. Und er hätte fast versagt.
»Ich hätte einfach die Klappe halten sollen«, sagte Gregor. Aber sie hatten ausgerechnet das niedergemacht, was er richtig gut konnte.
»Das ist schwer, wenn man so gereizt wird«, sagte Ares bitter. »Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich gelernt habe, die Klappe zu halten, wie du es ausdrückst.«
Sie meldeten sich im Krankenhaus, und Ares’ Flügel wurde genäht. Gregor hatte zwar keine neuen Verletzungen, aber die Naht an seiner Wade war wieder aufgeplatzt und hatte sich ein wenig entzündet. Er musste die Wade in einer bitter riechenden Essenz baden und dann musste die Wunde noch einmal genäht werden. Er bekam frische Kleider und legte den Gürtel mit dem Schwert um, ließ die Rüstung jedoch weg. Dann durften Ares und er gehen.
»Ich muss schlafen«, sagte Ares. »Die vielen Flüge ins Feuerland haben mich erschöpft.«
Also war Gregor auf sich gestellt. Eigentlich müsste er mal nach seinen Schwestern sehen. Luxa könnte wach sein und mindestens vier Minuten von seinem Fünf-Minuten-Besuch standen noch aus. Aber plötzlich war ihm alles zu viel und die Einzige, die er sehen wollte, war seine Mutter.
Die Ärzte erlaubten ihm, sie zu besuchen, sagten aber, er dürfe sie nicht aufregen. Seine Mutter lag im Bett, ein wenig durch Kopfkissen gestützt, sie hatte die Augen offen. Gregor sah sofort, dass das Fieber vorüber war; sie war jedoch noch immer sehr schlapp. Er zog einen Stuhl zu ihr ans Bett und nahm ihre Hand.
»Hallo, Mom«, sagte er.
»Hallo. Ich hab mich schon gefragt, wann ich dich mal wiedersehe.«
»’tschuldige. Ich hatte viel um die Ohren«, sagte Gregor. Er versuchte gar nicht erst, ihr davon zu erzählen. Er hätte nicht gewusst, wo er anfangen sollte. Außerdem durfte sie sich ja nicht aufregen. Also legte er nur den Kopf auf ihr Bett und erklärte gar nichts. Sie strich ihm übers Haar und der Knoten aus unangenehmen Gefühlen – Wut, Angst, Blamage, Verzweiflung – begann sich zu lösen. Am liebsten wäre er für immer dort sitzen geblieben und hätte sich von ihr trösten lassen, hätte so getan, als wäre er ein ganz normaler Junge und seine Mutter könnte alles für ihn regeln.
»Ich hab nur das eine oder andere aufgeschnappt. Ich weiß, dass ein Krieg ausgebrochen ist. Manchmal sehe ich, wie die Verwundeten an meinem Zimmer vorbeigetragen werden. Willst du mir davon erzählen?«, fragte sie.
Gregor schüttelte den Kopf, ohne ihn zu heben.
»Und ich kann dich nicht mehr dazu zwingen, ich weiß«, sagte seine Mutter. Sie drückte ihm den Nacken. »Sag mir nur eins. Geht es der Familie gut?«
Großmutter im Krankenhaus. Dad einen Rückfall. Mom hier, zu schwach,
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