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Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Titel: Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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Boden – sie würde auf keine Mauer mehr klettern. Aber Ripred war nicht zufrieden. »Jetzt wissen sie alle, dass man die Mauer erklimmen kann.« Und wie zum Beweis seiner Worte kletterte eine zweite Ratte auf demselben Weg die Mauer hinauf. Sie kam ein Stück höher, bis sie von einem Soldaten erledigt wurde.
    »Zeit für die Begrüßung«, sagte Solovet und gab das Signal.
    »Was für eine Begrüßung?«, fragte Gregor Ares.
    »Jetzt gießen wir ein«, sagte Ares grimmig.
    Da erinnerte Gregor sich an das Kinderlied, das sich als schreckliche Prophezeiung erwiesen hatte. Erst vor ein paar Wochen hatten sie in den Feuerländern herausgefunden, was es bedeutete. Das Lied hatte vorausgesagt, dass die Ratten versuchen würden, die Mäuse zu vernichten. Und es kam folgende Strophe darin vor:
    Jetzt kommen alle Gäste rein .
    Wir grüssen sie, so soll es sein .
    Wir schneiden ab, wir giessen ein .
    Vater, Mutter, Schwester, Bruder
    Fort. Und wer weiss, ob wir uns sehen
    An einem anderen Ort .
    Jahrhundertelang hatten die Unterländer geglaubt, es sei nur ein harmloses Lied, und diese Strophe darauf bezogen, dass Kuchen geschnitten und Tee eingegossen wurde. Jetzt wussten sie es alle besser. Die Ratten waren die »Gäste«. Abgeschnitten worden war bereits, mit dem Schwert. Jetzt sollte, wie Ares sagte, eingegossen werden.
    Die Kessel standen schon bereit. Sie waren aus dickem schwarzen Eisen und hatten gebogene Metallgriffe, wie Körbe. Die Fledermäuse flogen sie hoch auf die Mauer und die Menschen, mit Handschuhen und Schutzbrillen ausgestattet, kippten sie aus. Literweise kochend heißes Öl ergoss sich auf die Ratten unter ihnen. Entsetzliche Schreie waren zu hören, die Ratten zogen sich geschlossen zurück, an der Mauer blieben nur fünf oder sechs Ratten liegen, die sich vor Schmerzen wanden.
    »Jetzt die Fackeln?«, sagte ein Soldat zu Solovet.
    »Nur auf zwei«, sagte sie. »Ich will nicht, dass der Rauch uns die Sicht nimmt.«
    Da wurden brennende Fackeln auf zwei Ratten geworfen, und sofort verwandelten sie sich in Feuerbälle. Panisch rannten sie herum und kugelten sich über den Boden, um das Feuer zu löschen, doch es war zwecklos. Ihr Pelz war mit Öl getränkt.Der Geruch von verbranntem Fell erfüllte die Luft. Dann verloren die beiden Ratten das Bewusstsein, wahrscheinlich durch den Schock. Doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis das Feuer verlosch.
    Es gehörte zu dem Schlimmsten, was Gregor im Unterland je erlebt hatte. Nicht ganz so schlimm wie das Ersticken der Mäuse in der Grube oder vielleicht der schreckliche Moment, als die Mücken binnen Sekunden Howards Fledermaus Pandora bis auf das Skelett aufgefressen hatten. Aber es kam dem sehr nahe. Gregor musste schlucken, damit ihm das Frühstück nicht wieder hochkam, dann schaute er zu den anderen.
    Ripreds Gesicht war ausdruckslos. Er sagte nur: »Das dürfte sie erst mal abschrecken.«
    Solovet gab einen zustimmenden Laut von sich, doch sie war schon wieder auf die Schlacht konzentriert. Weder Triumph noch Abscheu machten sich bei den Unterländern diesseits der Mauer breit. Sie hatten so etwas schon hundert Mal gesehen. Gregor hatte den Eindruck, dass sie die Sache als unangenehm, aber unvermeidlich betrachteten. Die Ratten hatten sich von der Mauer zurückgezogen. Der gewünschte Effekt war also erreicht.
    Gregor umklammerte seine Waffen, damit seine Hände aufhörten zu zittern. Vielleicht war er einfach noch zu unbedarft. Nach einer Weile war so etwas wahrscheinlich ganz alltäglich. Vielleicht waren in der Liebe und im Krieg alle Mittel erlaubt. Er dachte wieder an die Wühler, wie Sandwich sie vergiftet und ihnen das Land weggenommen hatte. Das war kein erlaubtes Mittel. Selbst im Krieg musste es Grenzen geben, die man nichtüberschreiten durfte. Und Gregor fand, dass es verboten sein müsste, kochendes Öl auf den Feind zu gießen und ihn dann anzuzünden. Auch in den Feuerländern waren Ratten verbrannt worden, aber da war es eine Verzweiflungstat gewesen, um die eigene Haut und die der Mäuse zu retten, keine kalte Berechnung. War er womöglich der Einzige, der es abstoßend fand, was sie den Ratten gerade angetan hatten?
    Nein, er war nicht der Einzige. Da war noch jemand, den die Tat nicht unberührt gelassen hatte. Jemand, der noch nicht abgehärtet war. Für den Krieg noch etwas Neues war. Gregor wusste nicht, wo er sich versteckt gehalten hatte, vielleicht in einem Tunnel, doch als die beiden Ratten verbrannt wurden, stürzte er

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