Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Fledermaus und der Mensch stürzten ab und wurden sofort von einer Gruppe kleinerer Ratten angegriffen.
»Ares«, sagte Gregor.
»Ich weiß. Ich werde auf meine Flügel aufpassen«, sagte Ares.
Jetzt befanden sich die meisten Menschen in der Luft, doch fast niemand kämpfte. Die Ankunft des Fluchs schien alle aus dem Konzept gebracht zu haben. Die Ratten frohlockten, ihre Gegner waren wie betäubt. Und alle warteten darauf, dass Gregor losflog und gegen den Fluch antrat.
Da entdeckte der Fluch ihn. Mit einem Satz sprang er mitten aufs Feld und wartete, geifernd, mit zuckendem Schwanz und angelegten Ohren. »Krieger. Krieger«, zischte er. »Fang mich doch.«
Gregor wusste, dass er in wenigen Augenblicken tot sein konnte. »Ripred?«, sagte er. »Meine Familie?«
»Du hast mein Wort«, sagte Ripred.
Gregor kniff einen Moment die Augen zu und rief sich das Bild von dem steinernen Ritter ins Gedächtnis, um Kraft zu sammeln.
»Also dann«, sagte er zu Ares. »Wenn du bereit bist, bin ich es auch.« Er spürte, wie sich Ares’ Brust hob und senkte, als er einletztes Mal durchatmete, dann schwangen sie sich in die Luft. Alles verstummte, als Ares in weitem Bogen um den Fluch herumflog, der geduckt dastand und sie nicht aus den Augen ließ. Gregor öffnete sich, damit der Wüter in ihm die Oberhand gewinnen konnte. In kurzen Bildern blitzten nacheinander die Schwachstellen des Fluchs auf. Augen, Hals, Leber, eine pulsierende Arterie unter dem Vorderbein, der entscheidende Punkt zwischen zwei Rippen, der direkt zum Herzen führte. Jetzt umkreisten sie den Fluch ein zweites Mal und sie waren fast genau hinter ihm, als Ares zum Sturzflug ansetzte. Der Fluch, der den Kopf erhoben hatte, um sie zu beobachten, sprang hoch und wirbelte zu ihnen herum. Ares wich zur Seite aus, doch der Fluch schlug mit der Vorderpfote nach ihnen. Mit einer Bewegung, die sie gerade beim Training geübt hatten, legte Ares die Flügel an und drehte sich. Gregor holte mit dem Schwert aus, schlug dem Fluch drei Krallen ab und legte sich dann flach auf Ares’ Rücken, während Ares sich und Gregor schnell in Sicherheit brachte.
Die Menschen feuerten die beiden an, aber der Schlag war dem Fluch allenfalls ein bisschen lästig gewesen. Jetzt begann er Jagd auf sie zu machen, er drehte sich um, verfolgte ihren Flug und erschwerte ihnen den Angriff. Dann griff er plötzlich von sich aus an. Er bekam den Rand von Ares’ Flügel zu fassen und schleuderte ihn und Gregor mit den Zähnen zu sich heran. Doch ehe er sie zu seinem Maul ziehen konnte, mussten sie an seiner Nase vorbei, und dabei durchschnitt Gregor ihm ein Nasenloch. Der Fluch warf den Kopf zurück und brüllte. Ares nutzte die Gelegenheit, um seinen Flügel zu befreien, und jetztging der Kampf richtig los. Die Augenblicke verschwammen ineinander, es ging Schlag auf Schlag. Sie blieben fast die ganze Zeit in Reichweite des Fluchs, Ares vollführte Drehungen, Schwenks und Loopings, während Gregor es mit Krallen und Maul aufnahm. Der Fluch mochte stark sein, aber er war auch schnell. Vielleicht nicht ganz so schnell wie Gregor, aber doch so schnell, dass Gregor jede Sekunde auf der Hut sein musste. Am meisten schien es dem Fluch auszumachen, wenn sie ihn im Gesicht angriffen, also steuerte Ares mehrmals direkt auf seine Augen zu. Wenn sie nah genug herankamen, konnte Gregor den Dolch sowohl zum Angriff als auch zur Verteidigung benutzen. Er hatte dem Fluch gerade eine dreißig Zentimeter lange Wunde über dem Auge verpasst, als es passierte. Der Fluch ließ sich auf die Vorderbeine sinken, schleuderte den Schwanz über seinen Kopf und traf Gregor links am Rücken. Durch den unerwarteten Schlag fiel Gregor von Ares und stürzte kopfüber zu Boden. Im ersten Moment war er von dem Schmerz völlig gelähmt. Er konnte nicht atmen, geschweige denn sich so drehen, dass Ares ihn hätte hochheben können. Ares schaffte es kaum, ihn zu greifen. Gregor hörte Ares’ Krallen über den Boden schaben, als er mit der Brust auf Ares’ Hals fiel und das letzte bisschen Luft ausstieß, das er noch in der Lunge hatte. Zum Glück brauchte der Fluch einen Moment, um sich von der letzten Verletzung zu erholen. Blut strömte ihm übers Gesicht und sein schneeweißes Fell bekam leuchtend rote Flecken. Er war an der Nase und am Auge verletzt und jetzt verlor er die Orientierung.
Mit Gregors Rücken war irgendetwas Schlimmes passiert. Wenn er die Hand darauflegte, spürte er genau, wo der Fluchihn getroffen
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