Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
auch geholfen. Er hat mich auf das Anagramm gebracht.«
»Kann ich jetzt den Huschern erzählen, dass wir den Codegeknackt haben? Bestimmt wird ihnen dann leichter ums Herz«, sagte Hazard.
»Nein!«, sagte Ripred und wurde plötzlich ernst. »Niemand außerhalb dieser Wände darf erfahren, dass wir den Code geknackt haben. Ich werde Solovet persönlich informieren. Ihr anderen müsst schwören, nichts zu verraten.«
Alle nickten, also nickte auch Gregor, obwohl er fand, dass Hazard recht hatte und die Nachricht allen neuen Mut geben könnte.
Eine junge Frau brachte einen Korb mit fest aufgerollten Codestreifen herein. Die Mannschaft versammelte sich um den Korb herum, sie konnten es kaum abwarten, die neuesten Nachrichten zu lesen. Trotz der allgemeinen Aufregung dachte Gregor schon wieder an ein Nickerchen. Aber Ripred hatte etwas anderes für ihn in petto. Er teilte Gregor, Luxa, Hazard, Boots und Temp dafür ein, stapelweise ältere Botschaften zu lesen, nur für den Fall, dass irgendetwas von Belang darin stand. Luxa schlug vor, in der Kammer mit den beiden Betten zu arbeiten, damit Gregor sich hinlegen konnte. Sie mussten jeden Streifen zweimal durchgehen, erst alles in Buchstaben umschreiben und dann den Krallencode anwenden. Die meisten Botschaften enthielten nichts Neues – Nachrichten über die Schlacht um die Befreiung der Huscher, das Bündnis mit den Wühlern, den Aufenthaltsort des Fluchs –, aber einige lieferten wichtige Informationen darüber, welche Tiere auf der Seite des Fluchs standen und welche nicht. Die Kakerlaken waren nicht auf seiner Seite, die Spinnen versuchten, neutral zu bleiben (Reflex’ Anwesenheit hier war also geheim), und den Ameisen durfte man sich garnicht erst nähern, weil es zu gefährlich war. Gregor konnte sich kaum vorstellen, dass die Ameisen sich mit den Menschen oder den Ratten verbünden würden. Sie hatten ihnen ziemlich unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie beide am liebsten tot sähen. Wahrscheinlich passte es ihnen hervorragend ins Konzept, dass die beiden sich bekriegten.
Sosehr Gregor sich auch bemühte, er konnte die Augen nicht mehr offen halten. Irgendwann flüsterte Luxa: »Schlaf nur, wir schaffen das schon.«
Also döste Gregor ein. Als er wieder aufwachte, war es ganz still. Luxa, Hazard und Boots schliefen in dem anderen Bett. Temp schnarchte leise auf dem Fußboden. Offenbar hatte Ripred alle ins Bett geschickt. Gregor versuchte, wieder einzuschlafen, aber der Rücken und die Hüfte taten ihm weh. Außerdem hatte er schon wieder Hunger. Mühsam stand er auf und ging in den Hauptraum. Lizzie und Ripred schliefen auf dem Boden, genau wie in der Nacht zuvor. Ripred öffnete verschlafen ein Auge, und als er Gregor sah, ließ er es langsam wieder zufallen. Gregor ging zu dem Rollwagen und suchte nach etwas Essbarem. Er fand eine halb volle Terrine mit lauwarmem Rindereintopf und aß sie leer. Immerhin ging es seinem Magen jetzt besser.
Er hoffte, Howard würde mit Schmerzmitteln vorbeikommen. Aber dann dachte er an die Verwundeten und wie seine Schuhe an dem blutgetränkten Boden in der Hohen Halle geklebt hatten, und er wusste, dass Howard keine Zeit hatte. Er könnte eine Nachricht ins Krankenhaus schicken, aber auch da hatten sie alle Hände voll damit zu tun, das Leben der Menschenzu retten, und er kam sich wieder vor wie eine Memme. Er dachte an seine Mutter am Quell. Ob man sich gut um sie kümmerte? Oder war das Krankenhaus dort genauso überfüllt wie hier in Regalia? Und sein Vater und die Großmutter? Hoffentlich verfiel sein Vater nicht auf die Idee, ins Unterland zu kommen, um sie alle zu retten. Vielleicht fesselte ihn der Rückfall ja ans Bett. Das war ein schrecklicher Gedanke, aber es wäre immer noch besser, als wenn er hier den Ratten in die Klauen fallen würde.
Gregor goss sich einen Becher kalten Tee ein und gab den Gedanken auf, sich wieder hinzulegen. Jetzt war er sowieso nicht mehr richtig müde, da konnte er sich auch nützlich machen. Überall auf dem Boden lagen die neuesten Botschaften, mit Lizzies Filzstift fein säuberlich transkribiert. Aber es gab immer noch haufenweise alte Botschaften in den Körben, die noch nicht entschlüsselt waren. Gregor nahm eine Handvoll Streifen und machte sich an die Arbeit. Es waren vor allem weitere Nachrichten über Truppenbewegungen, die mehrere Wochen her waren. Und dann kam aus dem Nichts diese Nachricht:
Gregor schrieb sie in Buchstaben um:
U X J U D I U J Q. J
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