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Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers

Titel: Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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versuchte an glücklichere Zeiten zu denken, aber es half nichts. Immer wieder sah er sie vor sich, wie sie ihn angeschaut hatte, als er gesagt hatte, man solle sie in den Kerker sperren. Er ertrug es nicht, dass das der letzte Moment zwischen ihnen gewesen sein sollte. Er nahm einen Stoffstreifen mit einer codierten Nachricht und bat Lizzie um einen Filzstift. Sie schrieb mit Feder und Tinte. »Die Filzstifte sind alle ausgetrocknet«, sagte sie. Sie kramte in ihrem Rucksack und holte einen roten Filzstift hervor. »Mit dem hier kannst du vielleicht noch ein paar Buchstaben schreiben. Wenn du die Spitze nass machst.«
    Gregor spuckte in die Verschlusskappe, machte den Stift zu und wartete eine Weile. Er konnte nur eine kurze Nachricht schreiben. Er erwog, im Krallencode zu schreiben, aber wenn die Ratten die Nachricht abfingen, wüssten sie, dass er geknackt war. Also benutzte er die Zeichen vom Übertragungsbaum. So wirkte es ein wenig vertraulicher. Nach ein paar Minuten zog er die Kappe vom Filzstift und probierte ihn aus. Das Ergebnis war schwach, aber lesbar. Er schrieb:
    LUXA

    Na los, dachte er. Schreib es schon. Du bist sowieso tot, bevor sie es liest. Und außerdem ist es die Wahrheit.

    GREGOR
    Die letzten Worte konnte man nicht richtig lesen. Gregor stach sich mit dem Schwert in den Zeigefinger und schrieb mit einer dünnen, schmierigen Blutspur darüber. So.
    Es war kein richtiger Brief. Es kam ihm läppisch vor, nur zwölf Wörter zu schreiben. Aber selbst wenn er mehrere Kästen mit Filzstiften gehabt hätte, was hätte er noch sagen sollen? Vielleicht hätte er erklären sollen, weshalb einer von ihnen leben musste. Damit sie beide leben konnten. Damit der eine sich an den anderen erinnern konnte, während er durchs Leben ging. Dass er das nicht sein konnte und dass sie es deshalb sein musste. Und wenn er genügend Mut für seine letzten Momente mit dem Fluch haben wollte, dann musste er sich vorstellen können, dass sie älter wurde und lebte und eines Tages glücklich sein würde.
    Luxa war klug, sie würde schon verstehen, was er meinte. Das hoffte er jedenfalls.
    Gregor rollte den Stoffstreifen mit der Botschaft zusammen und gab ihn Lizzie, die ihn in Regalia Luxa übergeben sollte.
    »Warum gibst du ihn ihr nicht selbst?«, fragte Lizzie.
    »Weil sie gerade furchtbar wütend auf mich ist«, sagte Gregor. »Aber wenn sie denkt, es kommt von dir, dann liest sie es. Außerdem bist du bestimmt eher zurück als ich.« Lizzie war einverstanden. Gregor fragte sich, ob Lizzie ihn auch hassen würde, wenn sie erfuhr, dass er sie die ganze Zeit angelogen hatte.
    Gregor verkündete, er wolle noch ein wenig trainieren, und ging wieder in den Tunnel. Dort legte er sich einfach auf den Steinfußboden, den Kopf auf einen Felsen gestützt. Ihm war nicht danach, mit dem Schwert zu üben, also schaltete er die Taschenlampe aus und schnalzte mit der Zunge. Er wurde immer besser in Ultraschallortung. Er konnte jetzt so viel erkennen – die zerklüftete Decke, einzelne Steinchen auf dem Boden, sogar kleine Erhebungen an den rauen Wänden. Er experimentierte mit unterschiedlichen Geräuschen – Husten, Summen, Pfeifen. In einem stillen Augenblick merkte er, dass sogar die Geräusche seines eigenen Atems Bilder zurückwarfen. Es war tröstlich zu wissen, dass er, solange er lebte, auch sehen würde.
    Sein Herzschlag wurde langsamer und er döste ein, wurde zwischendurch immer wieder wach, Traumbilder und Szenen aus dem Tunnel wechselten sich ab. Angst schlich sich in seine Träume. Er lag hilflos auf dem Rücken, als eine Ratte über ihm auftauchte, dann noch eine, bis ihre Gesichter ihn umzingelten. Gregor schüttelte den Kopf, um wach zu werden, und da sah er, dass er gar nicht richtig geschlafen hatte. Die Ratten waren immer noch über ihm und sie waren echt.
    Er versuchte gar nicht erst, sich zu erheben, sondern zog das Schwert und ließ es über seinem Körper einmal durch die Luft sausen. Die Ratten wichen zurück und diesen Moment nutzte er, um aufzuspringen. Jetzt hatte er auch den Dolch gezogen und er wollte gerade loslegen, als eine Stimme in sein Bewusstsein drang. »Überländer!«
    Gregor zögerte. Die Stimme dieser Ratte kannte er. Sie hatte eine höhere Tonlage als Ripreds dunkles Knurren. Weiblich. Aber es war nicht Twirltongues silbrige Stimme, mit der sie ihn so mühelos in die Irre geführt hatte. Twitchtip? Nein, sie war tot. Und diese Stimme war ihm nicht auf der Reise über den Wasserweg

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